„Friends“-ReunionDie mit David Schwimmers Liebesbekenntnis
David Beckham ist eine Monica. Bekennt der ehemalige Mittelfeldspieler selbst. Und Malala Yousafzai, die junge Friedensnobelpreisträgerin aus Pakistan, wird von ihrer Freundin Vee als Joey mit einem Hauch von Phoebe beschrieben.
Es kommt der Moment in der gut anderthalbstündigen „Friends“-Reunion, in dem man sich nicht mehr wundern würde, erschiene der Dalai Lama auf dem Bildschirm und deklarierte sich stolz zur Rachel.
Die Sitcom „Friends“ lief zehn Jahre lang, von 1994 bis 2004, auf dem amerikanischen Sender NBC, 236 Folgen lang, und als die letzte Episode ausgestrahlt wurde, die, in der Ross und Rachel endlich zusammenfanden, schalteten 52 Millionen Zuschauer ein.
Kulturelles Kapital
Seitdem ist das kulturelle Kapital der Serie allerdings noch einmal erheblich angewachsen, durch endlose TV-Wiederholungen, DVD-Boxsets und als die eine Option im Programm der Streamingdienste, auf die sich jeder einigen kann.
Beziehungsweise auf die man zurückgreift, wenn man ein wenig Trost oder ein Stück Heimat braucht. „Ich werde für dich da sein“, singen The Rembrandts im Vorspann und der nachhaltige Erfolg von „Friends“ erklärt sich nicht zuletzt dadurch, dass zehn Jahre lang jede einzelne Folge dieses Versprechen eingehalten hat. „Friends“ war niemals so ich-bewusst wie „Seinfeld“ oder so eigensinnig wie „Community“ und es hatte auch nie den Anspruch, hohe Kunst zu erschaffen.
Sentimentaler Rückblick
„Friends“, erzählen die Serienschöpfer Marta Kauffman und David Crane im Wiedersehens-Special, erzähle einfach von „dieser Zeit in deinem Leben, wenn deine Freunde deine Familie sind“. Für sie war es auch ein sentimentaler Rückblick auf ihre eigenen Zwanziger und frühen Dreißiger in New York.
Seltsam, wie sich diese Perspektive doppelt, wenn zu Anfang der TV-Reunion die sechs Hauptdarsteller im liebevoll wiederaufgebauten Set eintrudeln und von ihren Erinnerungen übermannt werden, als wären es ihre eigenen – und nicht die ihrer Charaktere. „Wow, es ist wunderschön“, schwärmt David Schwimmer, Matt LeBlanc bekommt eine Gänsehaut, Courteney Cox heult hemmungslos, Jennifer Aniston stürzt sich auf die Kleenex-Packung und weiß noch, was jeder von ihnen auf der ersten Probe trug.
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Die Reunion will ein bisschen viel auf einmal: Beliebte Szenen werden nachgespielt, in der Originalkulisse oder als Tischprobe; James Corden interviewt das Ensemble vor dem Springbrunnen aus dem Vorspann (und vor Publikum; alte Gaststars – Janice, Gunther, Joeys „Handzwilling“ – tauchen wieder auf; Fans, berühmt oder nicht, erzählen, wie die Serie ihr Leben verändert hat; Lady Gaga singt mit Lisa Kudrow „Smelly Cat“ (und einem Gospelchor), das dadaistische Erkennungslied ihres Charakters Phoebe Buffay; Justin Bieber wackelt als Kartoffel verkleidet (wie Ross in einer Halloween-Episode) über einem Laufsteg, und nein, da haben wir nicht gerade erfunden.
Aber diese Reunion macht etwas Entscheidendes richtig: Sie belässt die Charaktere an dem Ort, an dem wir uns vor 17 Jahren von ihnen verabschiedet haben, nichts wird weitergesponnen oder neu dazu erfunden. „Friends“ bleibt die perfekte, mit Nostalgie und Charme gefüllte Zeitkapsel, die es ist.
Böser Affe
Große Enthüllungen bleiben ebenfalls aus, beziehungsweise den Klatschspalten der Supermarktkassen-Zeitschriften überlassen. Als einziger Bösewicht hinter den Kulissen, muss sich Marcel, der dressierte Kapuzineraffe aus der ersten Staffel, beschimpfen lassen.
Einmal wird es still, als Matthew Perry – der Darsteller des „Chandler“ hatte während und nach der Serie immer wieder mit Alkoholproblemen zu kämpfen – erzählt, dass er sich jeden Abend fühlte, als müsste er sterben, wenn der erhoffte Lacher vom Live-Publikum, vor dem die Sendung aufgezeichnet wurde, ausblieb. Dazu spielt die Regie, als hätten wir den Subtext nicht gehört, depressives Klaviergeklimper ein.
Heimliche Liebe
Und David Schwimmer verrät, dass – hier wollen wir einen Moment innehalten und „Achtung, Spoiler!“ rufen –er und Jennifer Aniston sich anfangs tatsächlich schwer ineinander verguckt hatten. „Warum hat das nur keiner gemerkt?“, fragt sich Schwimmer. Woraufhin ihm seine Kollegen, das Timing sitzt immer noch perfekt, „Oh, wir wussten es“, antworten. „Wir wollten nicht“, ergänzt Aniston, „dass unser erster Kuss vor Fernsehkameras stattfindet.“ Aber genau das sei dann passiert: ein gelungener Fall von Sublimierung.
Ach, könnte man den sechs Schauspielern einfach nur 90 Minuten lang zuhören, ohne Stunts und Promi-Testimonials. Es sind doch auch unsere Freunde und unsere Erinnerungen.
„Friends: The Reunion“ ist auf Sky zu sehen.