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30 Jahre Game BoyEin Wiedersehen mit Super Mario

Lesezeit 5 Minuten
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Der Klassiker: Der erste Game Boy war klobig und grau.

Berlin – Ein Game Boy durfte es nie sein. Die Eltern waren dagegen. Selbst kaufen, ja das ginge. Aber woher sollte denn bitte ein Achtjähriger 1991 das Geld für einen Game Boy nehmen?

Als der Game Boy in der Klasse der westdeutschen Kleinstadtschule zum Statusobjekt wurde, war er schon beinahe zwei Jahre auf dem Markt. Weder seine Rechenleistung noch sein grün-schwarzes Display waren technisch sonderlich herausragend. Dafür war er mobil, und die Laufzeit war nicht allzu schlecht - er war halt gut genug. Und zum Glück gab es ja Freunde, die gerne mal über das Wochenende oder die Ferien einen Game Boy herausrückten.

Gute Preise für alte Spiele

Zum 30. Geburtstag der Handheld-Konsole ist es Zeit für ein Wiedersehen. Für knapp 70 Euro gibt es beim Online-Gebrauchthändler ein gut erhaltenes Exemplar samt „Super Mario Land“. Zumindest der Preis ist über die Jahre nicht gefallen. Fast neuwertige Exemplare werden für 100 Euro aufwärts gehandelt.

„Paling!“ - das erste Einschalten ist eine Reise zurück in die Vergangenheit. Ein Druck auf Start, und Mario stürzt sich in die Prinzessinen-Rettung. Das Klempner-Abenteuer, damals einer der Start-Titel, ist nach vielen Stunden mit dem geliehenen Game Boy im Kinderzimmer selbst Jahre später noch ins Hirn gebrannt.

Schon im ersten Level wird das versteckte Extraleben mitgenommen, auch Superstern und Feuerblume finden sich auf Anhieb. Und sogar der geheime Aufzug am Anfang des dritten Levels wird instinktiv aktiviert. Die früher gefürchtete Endgegner-Sphinx oder das Riesen-Seepferd im U-Boot-Level haben keine Chance.

Der Superstern wird mitgenommen

Das Klickern der lilafarbenen Knöpfe, krümelige Grafik, die ikonische Musik, das unbewusste Mitbewegen des Spielgeräts bei schwierigen Manövern. Es ist, als seien die 90er Jahre erst gestern gewesen.

Verrückt, was man sich so alles antrainieren kann - während Eltern denken, man spielt mit Lego oder macht seine Hausaufgaben. Trotz der langen Pause geht das Spiel ziemlich leicht von der Hand. Aber früher war die Kombination aus Steuerkreuz und der A- und B-Tasten, mit gut koordinierten Sprüngen und Sprints für viele einfach völlig neu.

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Der Klassiker: Der erste Game Boy war klobig und grau.

Heute ist klar: Das Geheimnis sind Timing und Geduld. Auch vom fünften Absturz in die Tiefe nicht aus der Ruhe bringen lassen, einfach noch einmal versuchen. In die Ecke fliegt der Game Boy - so wie damals manchmal - jedenfalls nicht. Und in den 90er Jahren dauerte es Wochen, bis endlich der letzte Endgegner in „Super Mario Land“ bezwungen war - 2019 ist das Spiel nach gut einer Stunde geschafft. Cracks auf Youtube spielen es in knapp 11 Minuten durch.

Heute sind das graue Spielgerät und seine bunten, kleineren oder klappbaren Nachfolger kaum noch im öffentlichen Nahverkehr oder Kinderhänden zu sehen. Die Smartphones in jeder Tasche machen den Veteranen zum Liebhaberstück daheim. Die 30 Jahre haben den Klassikern „Super Mario Land“ oder „Tetris“ nicht geschadet. Es macht Spaß wie am ersten Tag.

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Game-Boy-Generationen: Der Game Boy Advance SP (v.l.), der Game Boy Advance, Game Boy Color, Game Boy Pocket und der Game Boy Classic.

Fragt man Game-Boy-Enthusiasten wie den Hamburger Spielesammler Philip Zub, liegt das am cleveren Level-Design „„Super Mario Land“ zum Beispiel ist relativ kurz, erzeugt viel Spannung und hat einen hohen Wiederspielwert“, sagt er. Und mit jeder Partie gebe es die Chance, neue Dinge zu entdecken. Dass „Super Mario Land“ nicht mal ein anständiges Intro hat und Spieler kaum etwas über die Geschichte des Spiels erfahren, macht daher nichts. „Es geht gar nicht so sehr um die Story, es geht um das Gameplay. Die Hauptsache ist, dass man es miterlebt.“

Klempner Mario ist auch auf der Nintendo Switch unterwegs

Einge andere Game-Boy-Spiele wirken daher mittlerweile wie aus der Zeit gefallen. Etwa „Pokémon Rot“, ein eher textlastiges Trainerabenteuer. Nach vielen Jahren Pause macht es leider kaum noch Spaß. Zubs Vermutung: „Der Game Boy ist nicht das Medium, um große Geschichten zu erzählen.“

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Kommt nie aus der Mode: Tetris

Manche auf dem Game Boy gestarteten Spiele haben nie den Sprung in die Moderne geschafft, andere findet man heute als Neuauflagen oder Weiterdrehs für neue Konsolen. Klempner Mario etwa lebt in Neuauflagen auch auf Nintendos aktueller Konsole Switch weiter. Auch die „Pokémon“-Reihe gibt es in moderner Form. Ob es einmal alle alten Game-Boy-Spiele auch auf der Switch geben wird, ist nicht sicher. Aber mit dem Onlineangebot Nintendo Switch Online hat Nintendo immerhin schon einmal ein paar Klassiker der Konsole Nintendo Entertainment System (NES) auf die Switch geholt.

Für 20 Euro im Jahr gibt es Zugriff auf „Super Mario Bros.“, „Kirby's Adventure“ oder „Dr. Mario“. Vielleicht erleben ja auch bald einige Game-Boy-Evergreens einen zweiten oder dritten Frühling auf der Switch - für den Fall, dass der nahezu unverwüstliche Plastik-Klassiker doch einmal den Geist aufgeben sollte. Oder mobile Spieler begnügen sich mit dem auch sehr unterhaltsamen „Mario Run“ für das Smartphone, wenn sie sich nicht tief in die Welt der Emulatoren stürzen wollen, um Mario und Co. auf dem PC zu spielen.

Game Boys sind stabil und lassen sich gut reparieren

Wer die alten Klassiker lieber auf der originalen Hardware spielen will, findet im Netz, Gebrauchthandel oder auf dem Flohmarkt etliche gut bis schlecht erhaltene Game Boys - vom Classic bis zum Advanced. Sammler Philipp Zub rät, besonders bei den Spielen auf Schäden an den Kontakten zu achten. Auch leere Batterien in den Spielmodulen kommen häufig vor. Dann kann man keine Spielstände mehr speichern.

Die gute Nachricht: Die Game Boys selber sind nach seiner Erfahrung sehr stabil und lassen sich gut auseinanderbauen und reparieren. Ersatzteile gibt es auch zu akzeptablen Preisen.

Und was kommt am Ende beim Schwelgen in Kindheitserinnerungen mit dem Game Boy heraus? Auf jeden Fall mächtig Spaß und ein paar ziemlich steife Daumen. Und ein neuer persönlicher „Super Mario Land“-Rekord. (dpa)