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Gen-Z-Star BeabadoobieGestern noch in Köln, morgen schon bei Taylor Swift

Lesezeit 3 Minuten
Die englische Sängerin Beabadoobee sitzt am 17. März 2023 mit einer Gitarre auf einem Barstuhl auf der Bühne des Kölner Bürgerhaus Stollwercks. Ihre Fans filmen sie mit ihren Handys ab.

Die englische Sängerin Beabadoobee im Bürgerhaus Stollwerck

Die philippinisch-englische Sängerin Beabadoobie ist ein Star der Generation Z. Jetzt spielte sie im Kölner Bürgerhaus Stollwerck.

Hier trifft sich also die Generation Z. Im Bürgerhaus Stollwerck haben sich kaum Menschen eingefunden, die älter als Anfang 20 sind. Am Eingang werden nicht die Jackentaschen, sondern die Personalausweise kontrolliert. Freitag ist schließlich ein Schultag und in Französisch steht ein Test an.

Die Sängerin Beabadoobee, bürgerlich Beatrice Kristi Laus, für ihre Fans Bea, zählt selbst erst 22 Jahre. Im Alter von drei zog sie mit ihren Eltern von den Philippinen nach London, haderte dort mit den weißen, reichen Klassenkameradinnen in ihrer Mädchenschule und den akademischen Erwartungen, die zu erfüllen sie nicht die Absicht hatte.

Stattdessen entdeckte sie die Slacker-Manifeste des Indie-Rocks der 1990er Jahre, einer sagenumwobenen Zeit vor ihrer Geburt, einer Zeit ohne Soziale Medien, als Menschen die Erde bevölkerten, denen gar nicht bewusst war, wie offline sie lebten. Das Gitarrenspielen hatte sich Bea mithilfe von Youtube-Tutorials beigebracht.

Pavement-Sänger Stephen Malkmus traute seinen Ohren nicht

„Ich wünschte, ich wäre Stephen Malkmus“, seufzte Beabadoobee in einem ihrer frühen Songs. Der ehemalige Pavement-Sänger, Jahrgang 1966, traute seinen Ohren kaum, als er das hörte, und besuchte mit seinen Töchtern eines ihrer Konzerte: Hört mal Kinder, euer Dad ist cool. Den Malkmus-Song spielt sie in Köln nicht, dafür aber zum Abschluss ihres Akustik-Sets ihren ersten TikTok-Hit „Coffee“.

Ein Liedchen, so leichtgewichtig und unschuldig, als würde es den Hörer regelrecht beschwören, eine gewisse dunkle Unterströmung zu überhören. Ganz ähnlich verhält es sich mit „Cologne“. Darin geht es nicht um den aktuellen Tour-Stopp, sondern sehr direkt um Sex. Bis Bea die Dinge mit der Zeile „Ich hasse worum es in diesem Lied geht“ verkompliziert. Wenn der Sex nicht Ausdruck von Liebe, sondern von der Suche nach Selbstbestätigung ist.

Überhaupt klingen selbst Beabadoobees aufgekratzte Avril-Lavigne-Pop-Punk-Songs vom aktuellen Album „Beatopia“ im abgespeckten Format – einzig ihr Co-Autor Jacob Budgen begleitet sie im Stollwerck an der zweiten Gitarre – so wehmütig wie ihr Bossa nova „The Perfect Pair“. Der beschreibt in sanften Hüftschwüngen die lähmende Sprachlosigkeit eines Paares. „Stonewalling“ nennt man das im zeitgenössischen Psycho-Sprech, selten ist es so charmant besungen worden.

Die Kommunikation zwischen Künstlerin und Publikum läuft indes bestens. Geklatscht wird zwar kaum, dafür aber jede kleine Äußerung Beabadoobees mit Ohs und Ahs und I-Love-Yous und zum Herz geformten Fingern bedacht. Außerdem kann hier jede und jeder jeden Text mitsingen. Es sind einfache, eingängige Sätze. Mantras, die man einen ganzen Tag lang sich selbst zuflüstern kann und die eine erstaunliche Kraft entwickeln, wenn sie dann abends aus Hunderten von Mündern wider schallen.

Bald werden es viele Tausende sein, denn Beabadoobee tritt im Vorprogramm von Taylor Swifts ausverkaufter „Eras“-Tour auf. Worum der Superstar sie persönlich gebeten hatte: „Ich habe mir dein Album angehört und es gibt darauf keine Aussetzer“, lobte Swift.

Selbiges gilt fürs kurze Kölner Konzert. Man erlebt es, nicht nur als Vertreter der Generation Z, in einem Zustand andauernder Verzauberung.