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Gottfried Michael Koenig verstarb 95-jährigPionier der Neuen Musik

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Gottfried Michael Koenig

Köln – Köln, genauer: das dortige WDR-Studio für elektronische Musik, war von der Mitte der 50er bis in die Mitte der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts eine Brutstätte der musikalischen Avantgarde. Und Gottfried Michael Koenig war dort in dieser Formationszeit stets mittendrin: Er realisierte die elektronischen Stücke vieler Kollegen (Evangelisti, Kagel, Klebe, Ligeti, Pousseur), arbeitete mit Stockhausen am „Gesang der Jünglinge im Feuerofen“ und an den „Kontakten“. Und schuf mit „Klangfiguren I/II“ (1955/56) und „Essay“ (1957/58) einflussreiche eigene Werke im Elektronik-Bereich, dem er sich aber nicht ausschließlich widmete – Koenig komponierte auch rein instrumental.

Der 1926 in Magdeburg Geborene, der in Braunschweig, Detmold und Köln Musik studiert hatte, folgte in diesen Jahren der Hölderlin-Devise „Komm! ins Offene, Freund!“ – nicht nur praktisch, sondern auch im anspruchsvollen theoretischen Diskurs. Dabei ging es um nicht weniger als die Positionsbestimmung neuer Musik in einer Zeit, da der Serialismus in eine Sackgasse geraten war und sich dem Fetischismus der reinen Zahl zu überlassen drohte. Formprozesse zu generieren, die sich von der Reihenkomposition lösen konnten – darum ging es Koenig zentral. Und darum, bei der Computerprogrammation auch den Zufall in seine Rechte einzusetzen.

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Von 1964 bis 1986 war Koenig künstlerischer Leiter des von ihm aufgebauten Studios für elektronische Musik (später „Institut für Sonologie“) der Universität Utrecht. Im In- und Ausland hielt er unzählige Vorträge, nahm Lehraufträge wahr, studierte an der Uni Bonn Programmiersprachen. In dichter Folge entstanden weitere elektronische („Terminus 2“, Funktionen-Reihe“, „Polychromie“) und Instrumentalkompositionen (Bläserquintett, Segmente-Reihe, Beitrag, Streichquartett, Streichtrio). 2002/2003 war er Gastprofessor für Algorithmische Komposition an der TU Berlin.

Die 1967 erschienene Schallplatte „Terminus II / Funktion Grün“ mit zwei elektronischen Kompositionen Koenigs wurde in die unter Musikkritikern legendäre Liste „100 Records That Set the World on Fire (While No One Was Listening)“ der britischen Musikzeitschrift „The Wire“ aufgenommen. Wie erst jetzt bekannt wurde, ist Koenig am 30. Dezember im Alter von 95 Jahren verstorben.