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Kommentar

„Hackney Diamonds“
Warum ich mich auf das neue Album der Rolling Stones freue

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Lesezeit 2 Minuten
Mick Jagger (links), Ronnie Wood (Mitte) und Keith Richards (rechts) von der Band „The Rolling Stones“ stehen auf der Bühne während des letzten Konzerts ihrer „Sixty“-Europatournee in Berlin, Deutschland, am 3. August 2022. Am Montag, den 4. September 2023, kündigten die Rolling Stones an, dass sie ihr erstes Album mit Originalmaterial seit 18 Jahren veröffentlichen werden. Unter dem Titel „Hackney Diamonds“ wird die legendäre Rockband am Mittwoch, den 6. September, bei einer Veranstaltung in Hackney im Osten Londons alle Einzelheiten bekannt geben.

Mick Jagger (l.), Ronnie Wood und Keith Richards, die lebenden Rolling Stones, haben ein neues Album angekündigt.

Die Rolling Stones haben ihr erstes Album mit neuem Material seit 18 Jahren angekündigt. Braucht man das noch?

Die Rolling Stones haben mir das Geheimnis des guten Alterns verraten. Es besteht darin, nicht irgendwie alt, sondern uralt zu werden. Als die britische Band 1994 auf ihrer „Voodoo Lounge“-Tour in Los Angeles haltmachte, wurde sie von der „LA Times“ mit dem Beinamen „Die geriatrischen Stones“ begrüßt. Keith Richards war da gerade mal 50.

Inzwischen wirken Witze über das Alter von Mick Jagger und Konsorten viel älter, als die verhohnepiepelten Steine jemals werden können. Dagegen ist die Nachricht, dass die Band ein neues Album veröffentlicht — am Mittwoch soll ein live gestreamtes Werbegespräch mit dem unkontrovers fragenden Jimmy Fallon letztgültig Aufschluss geben — eine echte Nachricht.

Der Tod kann den Stones fast so wenig anhaben wie den Abba-Avataren

Auch, weil „Hackney Diamonds“, so der Titel, das erste Stones-Album mit neuem Material seit 18 Jahren („A Bigger Bang“) und das letzte mit Charlie Watts am Schlagzeug ist. Vor allem aber, weil sich die Rentnerband seitdem als lebendes Denkmal ihrer selbst recht gut gehalten hat: Der Tod kann ihr fast so wenig anhaben wie den Abba-Avataren.

Und dann ist da noch die zugegeben vage Hoffnung, die Rolling Stones könnten ihrer Diskografie noch einmal einen nennenswerten Eintrag hinzufügen. Das ist ihnen seit „Tattoo You“ nicht mehr gelungen, also vor 42 Jahren, eine schwindelerregende Zahl.

Die Hoffnung rührt weniger von dem nur Sekunden langen Songfetzen her, den man bereits hören durfte — der klingt exakt so, wie man glaubt, dass er klingen sollte, aber auch nicht besser, oder gar überraschend. Sondern eher von ihrem vorangegangenen Album mit Blues-Covern, „Blue & Lonesome“ und ihrer Pandemie-Single „Living in a Ghost Town“. Die langen beide sehr viel frischer, als man befürchtet hatte.

Also her mit dem neuen Album der alten Herren. Es muss ja nicht gleich am nächsten Freitag sein, da freue ich mich schon auf Olivia Rodrigos Zweitling. Die ist übrigens ungefähr so alt wie der Abstand zwischen „A Bigger Bang“ und „Hackney Diamonds“.