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„Hä? ... Wer?“Mitleidsbekundungen für Köln wegen neuem Schauspiel-Intendanten

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Carl Philip von Maldeghem_c_Ute Boeters

Dr. Carl Philip von Maldeghem wird Nachfolger von Stefan Bachmann

Köln – So überraschend am Donnerstag die Ankündigung kam, dass Carl Philip von Maldeghem der nächste Intendant des Schauspiel Köln sein soll, so unterschiedlich fallen die Reaktionen auf die Personalie aus. Freundliche bis kritische Glückwünsche an den derzeitigen Intendanten des Salzburger Landestheaters aus der Politik. Kopfschütteln, Häme und Mitleidsbekundungen an Köln aus der Theaterwelt.

„Ich verstehe das nicht, niemand versteht es offenbar“, schreibt Elfriede Jelinek in einer Botschaft an das Schauspiel Köln, die dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorliegt. Der Theaterkritiker Stefan Keim spricht im WDR von einer „Entscheidung der Angst“, sein Kollege Andreas Wilink kommentiert auf „nachtkritik.de“: „Die Wahl nimmt noch mehr wunder angesichts der semioffiziellen Liste weiterer möglicher Kandidaturen.“

Karl Harb, Kulturredakteur bei den „Salzburger Nachrichten“, hat so gut wie alle Arbeiten von Carl Philip von Maldeghem in den vergangenen zwölf Jahren gesehen. Er beschreibt den Intendanten als umgänglichen, offenen Menschen, einen Netzwerker, der in der Stadt sehr gut verankert sei. „Er macht hier ein grundsolides Theater, das sich an den Bedürfnissen eines konservativen, ästhetisch bequemen Publikums orientiert. Aber eines ist er mit Sicherheit nicht: innovativ.“

„Na dann. Good luck!“

Karin Beier, seit 2013 Intendantin des Hamburger Deutschen Schauspielhauses und davor viel beachtete Schauspiel-Chefin in Köln, verschlägt es beinahe die Sprache: „Hä? ... Wer? ... Aha... OK ... Warum? ... Na dann. Good luck!“, lautet ihr knapper Kommentar.

Stefan Bachmann, bis zum Sommer 2021 noch Intendant am Schauspiel Köln, wünscht seinem Nachfolger alles Gute. Über ihn sagen könne er indes nichts, „weil ich schlicht nichts über sein Theater in Salzburg weiß“.

Klaus Schäfer, kulturpolitischer Sprecher der Kölner SPD-Fraktion, begrüßt dagegen die neue Personalie: „Wir freuen uns, dass mit Carl Philip von Maldeghem ein erfolgreicher Intendant ans Kölner Schauspiel kommt. In seinen bisherigen Stationen hat er bewiesen, dass er mit innovativen künstlerischen Impulsen die Herzen der Zuschauerinnen und Zuschauer für das Schauspiel gewinnen kann. Zu seinem Antritt hat er erklärt, das Schauspiel mit dem Wiedereinzug am Offenbachplatz wieder ins Zentrum der Stadt zu bringen, aber gleichzeitig die Arbeit in den Veedeln wie Mülheim nicht vernachlässigen zu wollen. Dabei hat er unsere volle Unterstützung.“

„Von seiner Biografie sehr angetan“

Auch sein Kollege bei der FDP, Ulrich Wackerhagen, findet: „Wir sollten Carl Philip von Maldeghem doch eine Chance geben und ihn unterstützen. Ich bin von seiner Biografie und seiner Selbstbeschreibung als »Intendant mit leichtem Gepäck« sehr angetan.“ Ralph Elster, kulturpolitischer Sprecher der CDU, ist da schon vorsichtiger: „Carl Philip von Maldeghem tritt in große Fußstapfen, denn seine Vorgänger haben ja auch mal am Wiener Burgtheater gearbeitet. Ich bin gespannt, ob er da hineinpasst. Auf jeden Fall wünsche ich ihm viel Glück.“

Und Brigitta von Bülow, bei den Grünen für die Kultur zuständig, hätte sich eine Findungskommission gewünscht, in die auch der amtierende Geschäftsführende Direktor des Bühnenvereins involviert gewesen wäre, ebenso der Geschäftsführende Direktor der Bühnen der Stadt Köln. Und weiter: „Von Herrn von Maldeghem hätte ich mir deutlichere Aussagen zu seinem künstlerischen Konzept gewünscht. Schließlich knüpft er an das klare Profil an, das Karin Beier und Stefan Bachmann hier aufgebaut haben.“

„Merkwürdige Entscheidung“

Gerhart Baum, Vorstandsvorsitzender des Kulturrates NRW, spricht von einer „merkwürdigen Entscheidung, mit der ich mich erst vertraut machen muss“. Auch Dietmar Kobboldt, Vorsitzender der Kölner Theaterkonferenz, zeigt sich von der Entscheidung überrascht: „Herr von Maldeghem wird handwerklich gutes, bürgerliches Stadttheater machen. Für die Freie Szene ist das eine große Chance, sich mit ästhetisch avanciertem Theater zu positionieren.