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Harald Schmidt ShowMillionen verzockt, alles ist aus

Lesezeit 3 Minuten

Der Abend beginnt mit schlechten Hoeneß-Witzen – auf der Herrentoilette des Studios 449 in Mülheim. In Kürze wird hier die letzte Harald Schmidt Show aufgezeichnet, nach 19 Jahren auf verschiedenen Kanälen geht ein Stück deutsche Fernsehgeschichte eher unspektakulär beim Bezahlsender Sky zu Ende. Doch das Publikum scheint gewillt, dem Abend historische Dimensionen zu verleihen: Es begrüßt Harald Schmidt mit minutenlangem Applaus, den dieser erst sichtlich ungerührt über sich ergehen lässt und dann mit der Bemerkung quittiert, so klinge es, wenn die Landbevölkerung im Saal sei.  Gleich darauf kommt Uli Hoeneß schon wieder an die Reihe, wobei sich Schmidt mal wieder die Freiheit herausnimmt, alles auf sich zu beziehen: „Wir haben beide Millionen verzockt – er Euro, ich Zuschauer.“ Und auf seine Zeit bei der ARD gemünzt: „Ich saß selbst in einer öffentlich-rechtlichen Anstalt und weiß, dass man sich auch mit den Menschen dort anfreunden kann.“ Über sein nunmehr beendetes Gastspiel beim Bezahlsender Sky sagt er nur, es sei schön gewesen, sich mal unbeobachtet zu fühlen.

Mit Ankunft der Gäste endet der beste Teil des Abends

Anschließend kommen die Gäste und der beste Teil des Abends ist  vorbei. Dabei hat sich Schmidt wirklich nicht lumpen lassen und verdiente Freunde der Show zum Traumschiff-Bankett geladen. Olli Dittrich und Jürgen Vogel sind dabei, Klaas Heufer-Umlauf und Nathalie Licard und zwei Nachwuchskomiker, von denen sich weder die Namen noch die Witze einprägen. Schmidt ist gut drauf, spielt mal den penetranten Gastgeber, mal den schwerhörigen Opa und mal Uschi Glas; er will sich an Highlights erinnern, „die wir nie gemacht haben“ und kündigt die Nachfolgesendung an: „Ich koche gerne Freunde ein – live aus Rothenburg.“ Wer diesen Gag nicht kapiert, kennt Schmidt wahrscheinlich nur auf Youtube.

Überhaupt kokettiert Schmidt jetzt gerne mit seinem Alter und wundert sich, dass es im Netz neuerdings Sendungen gibt, die andere Sendungen live kommentieren. Den Internetnutzern scheint er so wenig zuzutrauen wie seinem Arbeitgeber, der die Abschiedssendung auch auf Youtube zeigt: „Die Sendung wird abgesetzt, das abonnier ich mal.“ Dann sagt er noch Judith Holofernes zu früh an und verbschiedet sich gleich nach der Werbepause: „Das war’s, danke für 19 Jahre.“ Olli Dittrich zückt derweil das Telefon und schart die Runde zum Selfie um sich; Helmut Zerlett stolpert auf dem Weg ins Bild über ein Kamerakabel und bricht sich beinahe den Hals. Ob Schmidt gerührt, erleichtert oder überhaupt irgendetwas außer professionell ist, lässt er sich auch nach dem Abspann nicht anmerken. Dem klatschenden Saalpublikum schenkt er drei Vorhänge und geht mit den Worten: „Die Botschaft ist angekommen.“ Am Ende wissen alle Beteiligten, dass das Leben auch ohne Harald Schmidt Show weiter geht.