Berlin – Gleich zwei Privatsender öffnen sich der schwulen und queeren Kultur - und vor allem der eine bekommt ordentlich Gegenwind.
Worum geht es? Am Mittwoch kündigte ProSieben an, eine neue Reality-Show zu produzieren, die im Winter ausgestrahlt werden soll. In „Queen of Drags“ sollen zehn Dragqueens in eine Villa einziehen. „Germany's Next Topmodel“-Chefin Heidi Klum moderiert, an ihrer Seite sollen Bill Kaulitz und Conchita Wurst stehen. Jede Woche gibt es Aufgaben, am Ende bleibt die „Queen of Drags“ als Siegerin übrig.
Bei vielen in der queeren Szene, in der die US-Showreihe „RuPaul's Drag Race“ sich großer Beliebtheit erfreut, die auch bei Netflix zu sehen ist, stößt die ProSieben-Ankündigung auf Entsetzen.
Ryan Stecken und Margot Schlönzke werfen „kulturellen Missbrauch“ vor
In einer Online-Petition der Berliner Szenegrößen Ryan Stecken und Margot Schlönzke, die einige hundert Menschen unterschrieben haben, heißt es: „Wir sehen es als problematisch an, dass eine heteronormative weiße Frau, die bisher keinerlei nennenswerte sichtbare Verbindung zur Drag-Community hatte und bisher auch nicht das Leben einer Drag gelebt hat, nun der deutschen Version der wahrscheinlich erfolgreichsten queeren Sendereihe vorsitzen soll und damit Geld verdienen wird. Dies geht unserer Ansicht nach über eine „kulturelle Aneignung“ hinaus, wir sehen dies als kulturellen Missbrauch!“
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Von den Initiatoren der Petition ist in sozialen Netzwerken zu lesen, dass es viele Alternativen zu Heidi Klum geben würde, etwa Promis wie Guido Maria Kretschmar, Ralph Morgenstern, Lilo Wanders, Hella von Sinnen, Desirée Nick, Harald Glööckler oder „Mary“ Georg Preuße.
Unterstützung für Heidi Klum von Olivia Jones
Unterstützung für Klum kommt derweil von Olivia Jones, einer der bekanntesten Dragqueens Deutschlands, die nach eigenen Angaben auch selber in dem Format auftauchen wird.
Auf ihrer Website schrieb Jones: „Damit bekommen Drag Queens in Deutschland erstmals bei einem großen deutschen TV-Sender eine eigene Prime Time Show.“ Den Durchbruch habe am Ende Heidi Klum gebracht, in dem sie bei „Germany's Next Topmodel“ den Mut gehabt habe, Dragqueens eine Plattform zu geben und in dem sie sich danach für ein eigenes Dragqueen-Format stark gemacht habe. „Endlich können auch deutsche Drags mal allen zeigen, dass sie sich hinter ihren amerikanischen Kolleginnen nicht verstecken müssen und wir eine unglaublich vielfältige Szene haben.“
Bislang auf keine große Kritik stieß die Ankündigung des Senders RTL, für seinen Streamingdienst eine Art „Bachelor“-Show für Schwule zu produzieren: „Mit „Prince Charming“ startet TVNOW die erste Gay-Dating-Show in Deutschland. Im November wird ein Mann in mehreren Etappen und unter mehreren Kandidaten seinen Traumprinzen wählen.“ (dpa)