Gerade ist der 18. Band der Reihe erschienen. Der erfolgreiche Autor spricht über Schreibblockaden, kreative Ideen und seine besondere Beziehung zu Deutschland.
Jugendbuchautor Jeff Kinney über „Gregs Tagebuch“„Mir gehen ständig die Ideen aus“
Herr Kinney, diesen Herbst wurde wieder ein Teil Ihrer Reihe „Gregs Tagebuch“ veröffentlicht. Sie haben jetzt 18 Bände über ein Kind, seine Familie und sein Leben geschrieben. Gehen Ihnen nie die Ideen aus?
Doch, mir gehen ständig die Ideen aus! Manche Autorinnen und Autoren sind sehr aktiv und haben den Kopf voller Einfälle, aber für mich ist es immer ein Kampf, mir neue Geschichten und Witze auszudenken.
Eine Quelle Ihrer Inspiration ist ja Ihre eigene Kindheit, das haben Sie schon öfter erzählt. Was war bei Ihnen denn wie bei Greg?
Ja, die Bücher sind von meinen eigenen Erfahrungen inspiriert. Genau wie Greg mit Rupert hatte auch ich einen besten Freund, der in derselben Straße lebte. Unser Haus stand auf einem Hügel. Und meine Familienmitglieder sind in vielerlei Hinsicht wie die Heffleys. Aber in den Büchern ist alles übertrieben und wilder, damit es lustiger ist.
In Ihrem aktuellen Buch „Kein Plan von nix“ geht es darum, dass Gregs Schule geschlossen werden soll und er wechseln muss. Mussten Sie als Kind denn auch mal die Schule wechseln?
Nein. Ich erinnere mich aber noch sehr gut daran, wie es war, als ich auf die weiterführende Schule kam: Ich musste plötzlich in eine fremde Gegend fahren, war mit unbekannten Kindern in der Klasse – und dann auch noch ausschließlich Jungs. Das waren große Veränderungen für mich, es war hart, aber auch eine Möglichkeit, mich zu verändern.
Wie kommen Sie auf Ideen für neue Geschichten, wenn das so anstrengend für Sie ist?
Manchmal fahre ich zum Friedhof, parke mein Auto da und denke nach. Ich schreibe auch gerne in meinem Van. Und dann nutze ich eine spezielle Methode: Ich denke an ein Auto und überlege, was wäre, wenn es keine Räder hätte. Oder wenn ein Computer keinen Bildschirm hätte. Ich subtrahiere immer mehr. Und diese Art zu denken, hilft mir, Witze zu entwickeln. Die Witze für die Geschichten denke ich mir immer als erstes aus.
Gregs Tagebücher rangieren seit mehr als 14 Jahren auf der New York Times Bestseller-Liste. So lange wie keine andere Kinderbuch-Reihe. Was denken Sie: Warum ist Greg so beliebt bei den Kindern?
Ich denke, einerseits mögen Sie den Charakter, weil er so unvollkommen ist. Andererseits sind die Bücher lustig. Aber das Wichtigste: Wenn ein Kind mein Buch öffnet, dann sieht es nicht nach Arbeit aus, sondern nach Spaß. Und ich glaube, das ist wichtig für Kinder, um eine Beziehung zu einem Buch aufzubauen.
Genau, die Seiten sind ja voller kleiner Cartoons, die Schrift ist im Comic-Style gehalten. Das ist ein ziemlich spezielles Genre, das Sie da bedienen. Wie kam es dazu?
Ich wollte eigentlich Zeitungs-Cartoonist werden, aber keiner mochte meine Arbeit. Deswegen habe ich nach anderen Wegen gesucht, meine Cartoons zu veröffentlichen. Und dieses Journal-Format hat für mich gut funktioniert. Und ich dachte, dass es auch bei Kindern gut ankommen könnte – und das ist es ja dann glücklicherweise auch.
Und wie haben Sie Greg als Figur erschaffen?
Damals habe ich die Harry-Potter-Bücher gelesen. Harry ist mutig, magisch, berühmt – und er ist ganz anders als ich als Kind war. Deswegen wollte ich eine Figur erschaffen, die eher ist, wie ich als Kind war, die ich besser verstehen kann.
Planen Sie noch weitere Greg-Bücher – oder werden Sie irgendwann auch mal ganz neue literarische Figuren und Welten erschaffen?
Ich werde auf jeden Fall noch zwei weitere Bücher schreiben – Band 20 ist jetzt so nah. Und ich bin glücklich, dass meine Leserinnen und Leser immer noch Lust auf mehr haben und dass auch immer wieder neue Kinder dazukommen. Ich denke, irgendwann werde ich mir neue Charaktere ausdenken, aber zurzeit eher nicht. Die Greg-Bücher handeln von Kindheit und die Kindheit ist wie ein riesiges Universum, in dem es noch viel zu entdecken gibt.
Apropos glückliche Leserinnen und Leser: Sie sind gerade auf Lesereise in der Welt unterwegs. Wie gefällt es Ihnen in Deutschland?
Deutschland ist für meine Karriere sehr besonders, weil es das erste Land war, in dem eine Übersetzung von „Gregs Tagebuch“ erschienen ist. Deswegen war ich in den letzten Jahren regelmäßig hier und habe eine starke Verbindung zu den deutschen Kindern. Das empfinde ich als Privileg.
Sie waren auch in Köln zu Gast. Was denken Sie über die Stadt?
Ich mag Köln, hier ist eine gute Energie. Die Lesung hier war wirklich besonders. Es war an einem Sonntag und wir waren uns deswegen nicht sicher, wie viele Leute kommen würden. Aber dann waren ungefähr 200 Kinder und ihre Eltern da und es war eine sehr gemütliche Atmosphäre. Die Kinder waren glücklich und haben sich gut benommen. Und wissen Sie: Wenn sie die Stadt repräsentieren, dann ist Köln in einem wirklich guten Zustand.
Jeff Kinney (52) ist New York Times-Bestsellerautor und wurde für seine Serie Gregs Tagebuch bereits sechs Mal mit dem Nickelodeon Kids' Choice Award in der Kategorie Lieblingsbuch ausgezeichnet. Das Time Magazine zählte ihn zu den hundert einflussreichsten Menschen der Welt. Mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen lebt er in Massachusetts, wo sie die Buchhandlung An Unlikely Story besitzen.
Gerade ist Band von Gregs Tagebuch mit dem Titel „Kein Plan von nix“ (Baumhaus, 224 Seiten, 16 Euro) erschienen. Wir verlosen fünf signierte Exemplare. Wenn Sie gewinnen wollen, schicken Sie bitte bis 1. Dezember eine Mail mit dem Betreff „Jeff Kinney“ und Ihrer vollständigen Adresse an ksta-kultur@kstamedien.de