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Junges Buch für die StadtDas lustige Bilderbuch „Kamfu mir helfen?“ ist ein Familienprojekt

Lesezeit 5 Minuten
Seite aus einem Bilderbuch mit einem Elefanten, der vergeblich versucht, seinen verknickten Rüssel wieder gerade zu ziehen.

Was tun, wenn der Rüssel verknickt ist? Szene aus "Kamfu mir helfen?".

„Kamfu mir helfen?“ ist eine witzige Geschichte über einen Elefanten mit verknicktem Rüssel – und ab dem 23. Juni das „Junge Buch für die Stadt“ mit vielen Aktionen.

Manchmal schreibt der Zufall die besten Geschichten. Und im Fall von „Kamfu mir helfen?“ kamen gleich sehr viele glückliche Zufälle zusammen. Die Tatsache zum Beispiel, dass Dirk Schmidt kein Faible für Typographie hat. Schriftgestaltung war zwar ein Schwerpunkt seines Kommunikationsdesign-Studiums in Augsburg. Aber da habe er sich für seine Abschlussarbeit „drumherum gemogelt“, erzählt er. Stattdessen verlegte er sich auf Illustration. Und so entstand ein Bilderbuch, das eine eher unspektakuläre Schrift hat – aber dafür eine umso originellere Bilder und Ideen.

„Kamfu mir helfen?“ ist eine Familienproduktion: Dirk Schmidt illustrierte und seine Mutter reimte die lustige Geschichte von dem Elefanten, der seinen Rüssel verknickt hat und seitdem komisch aussieht und spricht. Der Arme sucht Hilfe bei anderen Rüssel-Tieren von Schwein bis Ameisenbär. Doch nichts hilft, bis die Fliege den kaputten Elefantenrüssel von innen inspiziert. Wegen des Sprachfehlers des Elefanten macht die Geschichte vor allem beim Vorlesen Spaß - und ist deswegen schon seit 15 Jahren bei Kindern genauso beliebt wie bei Erwachsenen.

Die Teamarbeit hatten die beiden schon erprobt, als Dirk Schmidt noch in der Fachoberschule war und etwas zum Thema Aquarellmalerei machen sollte. „Da hat er gesagt: ‚Es wäre doch schön, wenn man dazu eine Geschichte hätte‘“, erinnert sich Barbara Schmidt. Also schrieb sie eine. Als dann das Abschlussprojekt fürs Studium anstand, war klar, dass seine Mutter wieder mit im Team sein sollte. „Dirk war übers Wochenende zu Besuch, und wir standen in der Küche. Und er hat vorgeschlagen, ein Buch über eine Fliege zu machen“, erzählt sie.

Buch war ursprünglich ein Abschlussprojekt fürs Studium

Die beiden fingen an, herumzuspinnen - und aus der Fliege wurde schließlich ein Elefant. Barbara Schmidt mailte die Texte aus München und ihr Sohn schickte aus Augsburg die ersten Skizzen. Bis die Geschichte, wie wir sie heute kennen und lieben, fertig war.

Allerdings sah sie damals noch anders aus. „Ich habe nach dem Studium angefangen, unter anderem für den Verlag der Süddeutschen Zeitung als Grafikdesigner und Illustrator zu arbeiten. Und weil ich dafür ziemlich viele Illustrationen in kurzer Zeit gemacht habe, hat sich mein Stil in dieser Zeit komplett geändert.“ Für die Buchausgabe überarbeitete er die Illustrationen nochmal, auch Details der Geschichte wurden verändert.

Dass „Kamfu mir helfen?“ überhaupt bei einem Verlag gelandet ist, hat auch mit sehr vielen Zufällen zu tun. „Ich habe zu der Zeit angefangen, für das SZ-Magazin die Kolumne von Axel Hacke zu illustrieren“, erzählt Dirk Schmidt. „Und Axel Hacke war beim Kunstmann Verlag, weswegen es für uns relativ einfach war, dort einen Termin zu bekommen.“ Trotzdem war nicht er es, der die Veröffentlichung forcierte, sondern seine Mutter. „Ich habe da nicht so richtig dran geglaubt, ich dachte: Das interessiert doch keinen.“

Spaß statt pädagogischem Zeigefinger

Barbara Schmidt sollte Recht behalten – manchmal schadet es eben doch nicht, auf seine Mutter zu hören. Dass sie so motiviert war, ist noch so einem Zufall zu verdanken: In ihrem Chor hatte sie eine Frau kennengelernt, die für den Kinderfunk arbeitete. Die zeigte das Buch ihrem Chef, der die Geschichte nicht nur sendete, sondern auch noch sagte: „Ihr müsst unbedingt ein Buch daraus machen!“.

Barbara Schmidt ist zwar ausgebildete Pädagogin und hat lange Jahre mit Kindern gearbeitet – aber der erhobene pädagogische Zeigefinger ist nicht ihr Fall. Ihr ist vor allem wichtig, dass die Geschichte lustig ist und Spaß macht. Und so hat das Buch auch keine Botschaft, sondern ein offenes Ende: Der Elefantenrüssel ist zwar wieder gerade. Aber dafür ist jetzt der von der Fliege krumm, die ihm geholfen hat.

Auftakt für eine erfolgreiche Zusammenarbeit

Bei Amazon sind fast alle Rezensionen hymnisch, aber gerade hat sich mal wieder jemand aufgeregt: Es sei pädagogisch fragwürdig, dass die Fliege, die dem Elefanten hilft, am Ende den Schaden hat. „Meine Idee ist eigentlich eher gewesen, dass sich Kinder überlegen können: Wie kann es weitergehen, wie kann man jetzt der Fliege helfen?“, erklärt Barbara Schmidt.

„Kamfu mir helfen?“, das im Jahr 2009 erschien, war übrigens der Auftakt einer erfolgreichen Zusammenarbeit. Es folgten noch zwei weitere Bücher mit dem Elefanten: In einem hat er Schluckauf, im zweiten ist er im Wasser gelandet. Außerdem veröffentlichten sie noch ein ungewöhnliches Märchen und ein Bilderbuch über „Raupe Berta hoch im Baum“.

Gibt es denn nie Stress zwischen Mutter und Sohn beim Büchermachen? Beim Raupenbuch gab es längere Diskussionen, wie die Raupe aussehen soll, erzählt Dirk Schmidt. Aber richtig Streit gab es nicht, schließlich sind die Bücher für die beiden vor allem Spaß-Projekte. Und als stolze Mutter findet Barbara Schmidt sowieso erstmal (fast) alles gut, was ihr Sohn zeichnet: „Ich bin bestimmt sein allergrößter Fan.“

Ob sie nochmal ein Buch zusammen machen werden? Kann gut sein, sagt Dirk Schmidt: „Der Pinguin könnte auch nochmal woanders hingehen oder der Elefant könnte dies und das tun...“ Erste Einfälle gibt es schon. Aber bisher sind ihnen die Buchideen ganz nebenbei „passiert“, eben beim Quatschen in der Küche - und so entspannt soll es auch bleiben.


Das Junge Buch für die Stadt ist eine Aktion des Jungen Literaturhauses, der Kölner Stadtbibliothek und des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Vom 23. bis 29. Juni gibt es viele Veranstaltungen rund um „Kamfu mir helfen?“ (Kunstmann Verlag). Den Auftakt macht eine Familienveranstaltung in der Zentralbibliothek am Josef-Haubrich-Hof am Sonntag, 23. Juni, um 15 Uhr. Barbara Schmidt und Dirk Schmidt stellen dort zusammen mit Britta Weyers das Buch vor. Außerdem gibt es viele Bastelaktionen und Lesungen in den Stadtteilbibliotheken. Und das Literaturhaus lädt am 24., 26. und 27. Juni um 10 Uhr ein zum Bilderbuchkino.

Dirk und Barbara Schmidt, Illustrator und Autorin von „Kamfu mir helfen?““.

Dirk und Barbara Schmidt, Illustrator und Autorin von „Kamfu mir helfen?“.