Kann man Xavier Naidoos Entschuldigung glauben?Dieser Weg wird kein leichter sein
Es sind deutliche Worte, mit denen Xavier Naidoo am späten Dienstagabend in einem Youtube-Video überraschte. „Ich habe mich verrannt“ und „Ich habe erkannt, auf welchen Irrwegen ich mich teilweise befunden habe und dass ich in den letzten Jahren viele Fehler gemacht habe.“
Als Begründung für seinen plötzlichen Sinneswandel nennt der Sänger, der mit einer Ukrainerin verheiratet ist, Russlands Angriffskrieg, dieser habe ihn „bestürzt und aufgerüttelt“.
Es klingt nach einer deutlichen Distanzierung. Und es gibt sehr viel, wovon sich Naidoo distanzieren muss, sollte er jemals wieder in der Mitte der Gesellschaft ankommen wollen.
In den vergangenen Jahren fiel der 50-Jährige nicht mehr durch seine Musik, sondern nur noch durch die Verbreitung radikaler Verschwörungsmythen, von Rassismus, Homophobie und Antisemitismus auf. Es waren Aussagen, die zum Teil so menschenverachtend sind, dass man sie nicht wiederholen möchte.
Hat jeder Mensch eine zweite Chance verdient?
Wie ist also dieses rund drei Minuten lange Video einzuordnen? Ist Naidoos Bitte um Entschuldigung glaubwürdig? Diese Frage kann ganz allein er beantworten. Es ist eine Binsenweisheit, aber sie ist deshalb nicht weniger richtig: Jeder Mensch hat eine zweite Chance verdient. Auch Xavier Naidoo. Diese Chance sollte man ihm gewähren. Ihn zum jetzigen Zeitpunkt mit Häme zu überschütten, hilft niemandem.
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Aber ein kurzes Video mit zwar klaren, aber auch sehr plakativen Aussagen kann nur der Anfang sein. Naidoo muss seinen Worten nun Taten folgen lassen. Er muss sich aktiv mit dem auseinandersetzen, was er in der Vergangenheit getan hat. Er muss sich Diskussionen stellen, Netzwerke aufdecken, zur Aufklärung beitragen, sich denen entgegenstellen, an deren Seite er so lange schritt.
Er hat großen Schaden angerichtet
Seine Worte und sein Handeln haben großen Schaden angerichtet. Als Popstar ist er für viele ein Vorbild, nicht wenige werden seine Aussagen radikalisiert haben. Da reicht es nicht, jetzt zu behaupten, er stehe für Toleranz, Vielfalt und Miteinander. Das hat er in der Vergangenheit auch immer gesagt - und dann doch wieder Hass und Hetze verbreitet.
Nun muss er beweisen, dass er seinen Ausstieg ernst meint, sein Sinneswandel echt ist. Das Abdriften in Gedankengut, wie er es verbreitet hat, ist ein jahrelanger Prozess. Und ein echter Wandel kann auch nicht über Nacht gelingen.
Naidoo hat sehr viel Vertrauen verspielt
Dieses Video kann ein Anfang sein. Der erste Schritt in die richtige Richtung. Nicht mehr, nicht weniger. Wenn Naidoo nun nicht handelt, waren all die Beteuerungen nichts wert. Dann ist sein Video mit dem Hashtag #OneLove nichts Weiteres als eine billige PR-Masche.
Dann hatten diejenigen Recht, die ihm jetzt vorwerfen, es gehe ihm einfach nur ums Geld, er wolle wieder auf Tournee gehen und wisse, dass kein vernünftiger Konzertveranstalter einen irren Verschwörungsideologen auftreten lässt.
Naidoo hat sehr viel Vertrauen verspielt. Es wiederaufzubauen wird nicht leicht sein. Fest steht zum jetzigen Zeitpunkt nur eins: Dieser Weg wird kein leichter sein.