Kino-ChartsWelche alten Spielberg-Monster Amerika jetzt sehen will
Los Angeles – Ungeheuer dienen dazu, unseren Ängsten eine Gestalt zu geben. Die Angst ist unsichtbar, diffus, ja man könnte sagen, dass sie sich aerosolartig verbreitet und in den Körper eindringt. Ein Monster dagegen kann besiegt, ein Drachen getötet werden. Und so ein Monster hat auch immer etwas Vertrautes.
Vor drei Monaten setzte die Marktforschungsfirma Comscore ihre wöchentlichen Aufstellung der an der Kinokasse erfolgreichsten amerikanischen Filme aus. Die Ticketschalter waren geschlossen, es gab schlicht nichts mehr zu berichten. Jetzt veröffentlicht Comscore wieder Resultate, die meisten – 160 von 201 erfassten Box-Offices – stammen aus Autokinos. Das Gesamtergebnis des Wochenendes beträgt nur vier Millionen Dollar, im Vorjahr waren es 200 Millionen gewesen. Dementsprechend ungewöhnlich fallen die ersten Kino-Charts der Krise aus: Den Spitzenplatz hält ein 27 Jahre alter Film, Steven Spielbergs Dino-Abenteuer „Jurassic Park“. Auch das zweithöchste Einspielergebnis hat ein Spielberg-Klassiker eingefahren: „Der weiße Hai“ hat bereits 45 Jahre auf dem Buckel und gilt gemeinhin als der Prototyp des Sommer-Blockbusters.
Beide Filme spielen so souverän mit unseren Ängsten, wie das eben nur Steven Spielberg kann, beide geben diesen Ängsten vertraute Formen, tierische Avatare mit scharfen Zahnreihen. Es sind Filme, die zugleich von einem besseren und einfacheren Amerika erzählen. Um die Monster der Gegenwart zu besiegen bräuchte man, um Roy Scheider in „Der weiße Hai“ zu zitieren, ein größeres Boot.