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Maler zwischen Köpfen und KanonenWerke von Richard Allen Morris in Kölner Galerie Anke Schmidt zu sehen

Lesezeit 3 Minuten
Eine gelbe Pistole vor rotem Hintergrund

Aus der Serie „Guns“ von Richard Allen Morris. Die Arbeit ist derzeit in der Kölner Galerie Anke Schmidt zu sehen.

Richard Allen Morris gehört zu den großen Einzelgängern der Malerei. Seine Arbeiten sind jetzt in der Kölner Galerie Anke Schmidt zu sehen.

Richard Allen Morris gehört zu jener Sorte amerikanischer Originale, deren nähere Bekanntschaft man eher zu vermeiden sucht. Er ist ein Eigenbrötler und ein Waffennarr und praktischerweise niemand, der die Bekanntschaft anderer Leute schätzt. Morris bleibt gerne mit sich allein, verlässt selten sein Haus in San Diego, und besäße er ein Telefon, würde er dessen Klingeln vermutlich ignorieren. Morris lebt mit dem Rücken zur Welt, was ihm die nötige Zeit verschafft, um Leinwände in Rekordtempo zu bemalen. So bekommt die Welt zwar wenig, aber dafür das Beste von ihm zu sehen.

Auch das liegt nicht unbedingt an ihm. Der mittlerweile 90-jährige Morris hat sich nie sonderlich um Verkäufe und Ausstellungen bemüht – diese Last nahmen ihm Galeristen wie der Kölner Rolf Ricke ab. Dank dessen Arbeit ist Morris im Rheinland beinahe so bekannt wie in Kalifornien; 2004 richteten ihm die Kunstmuseen Krefeld sogar eine Retrospektive aus. Vor einiger Zeit hat Anke Schmidt den Künstler von Ricke „geerbt“; in ihren Räumen sind jetzt vor allem in den 1960er Jahren entstandene Morris-Werke zu sehen.

Bekannt ist Richard Allen Morris vor allem für Köpfe und Kanonen

Bekannt ist Morris vor allem für Köpfe und Kanonen – von beidem zeigt Schmidt reichlich in der Schau. Ein Waffenarsenal füllt eine ganze Wand, allerdings sind die Pistolen in einem comichaft-bunten, angenehm wabbligen Stil gemalt, der sie wie Spielzeuge einer überschäumenden und etwas ungelenken Fantasie erscheinen lässt. Um die Ecke hängt dann eine aus Alltagszeug gebastelte Langwaffe – auch in dieser Assemblage tobt sich eher ein Spiel- denn Jagdtrieb aus.

Morris hat sich das Malen selbst durch das Studium von Kunstkatalogen beigebracht, und im Grunde beginnt er sein Kunststudium mit jedem Bild von neuem. Mitunter braucht er für ein Werk nur wenige Minuten, er ist ein Virtuose des schnellen Strichs und rasch umrissener Motive. Ein Haus in Grün kommt bei ihm mit weniger Linien aus als das vom Nikolaus, zwei „Rote Segel“ wirken wie in den rosa Himmel geschnitten. Morris' Porträts sind aufs Wesentliche reduziert, weshalb es eher Köpfe sind; manche der Abgebildeten leben im Schatten ihrer Nasen.

Als Dilettant lernt man nie aus, weshalb Morris vom abstrakten Expressionismus bis zur Pop-Art sämtliche Malstile seiner Epoche ausprobierte und in seine eigene Sprache übersetzte. Man staunt nicht schlecht über diese Vielfalt, die sich ein „seriöser“ Künstler aus Angst vor Rufschädigung wohl nicht trauen würde. Aber bei Morris scheinen selbst abstrakte Rasterbilder vor Leben zu pulsieren.

„Ich bin keine Kamera“, behauptet Morris im Titel der Ausstellung – wer würde ihm bei so viel offensichtlicher Freude am Malen widersprechen wollen? Genauso passend wäre der Titel einer anderen Morris-Schau: „Multiple Identitäten“. Aber die vielen Persönlichkeiten, die in diesen Werken stecken, haben doch eines gemeinsam: das Staunen darüber, dass man mit Farbe und Leinwand seine eigene Welt erschaffen kann.


„Richard Allen Morris - I am not a Camera“, Galerie Anke Schmidt, Schönhauser Str. 8, Köln, Di.-Fr. 13-18 Uhr, Sa. 12-17 Uhr, bis 24. Februar 2024.