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Crime-Cologne-StartAlles, was Sie über Krimis wissen müssen

Lesezeit 5 Minuten

Am Wochenende startet in Köln die Crime Cologne.

So fing es an

Der Startschuss fällt am 29. November 1862. An jenem Samstag erscheint im englischen Literaturmagazin „Once a week“ Folge eins des weltweit ersten Kriminalromans. Der Titel: „The Notting Hill Mystery“. Das Opfer: Madame R. Die Lady wird vergiftet. Unter Verdacht: Der Ehemann der gemeuchelten Baroness, der nach deren Tod ein hübsches Sümmchen von der Versicherung einstreicht. Als Autor des achtteiligen Schurkenstücks zeichnet ein gewisser Charles Felix. Hinter dem Pseudonym verbirgt sich kein Geringerer als Charles Warren Adams, der Verlagsleiter von „Once a Week“.

Der erste Detektiv

Dieser Job ist eine Novität. C. Auguste Dupin ist Detektiv. Genauer: Er ist der weltweit erste Detektiv in der Literaturgeschichte. Seine Existenz verdankt der exzentrische Franzose dem nicht minder exzentrischen amerikanischen Schriftsteller Edgar Allan Poe. Im April 1841 erscheint in der Zeitschrift „Graham’s Magazine“ dessen Kurzgeschichte „Der Doppelmord in der Rue Morgue“.

Zwei Frauen werden bestialisch abgeschlachtet, eine der beiden Leichen steckt kopfüber im Kamin. Das Merkwürdige: Türen und Fenster des Tatorts sind fest verschlossen. 1842 und 1844 folgen zwei weitere Dupin-Geschichten: „Das Geheimnis der Marie Rogêt“ und „Der entwendete Brief“. Dann verliert sich die Spur von Monsieur Dupin, doch der Anfang ist gemacht.

Der größte Erfolg

Eine abgelegene Insel, zehn Besucher, die einer geheimnisvollen Einladung gefolgt sind. Und ein Mörder, der keine Gnade kennt. 100 Millionen Mal wurde der erfolgreichste Krimi aller Zeiten, Agatha Christies „Und dann gab’s keines mehr“ bis heute verkauft Der 26. Roman der englischen „Queen of Crime“ erscheint am 6. November 1939 als „Ten little Niggers“, und auch in Deutschland wird er anfangs unter dem politisch bedenklichen Titel „Zehn kleine Negerlein“ veröffentlicht. Der Roman wird mehrmals verfilmt und nimmt unter den meistverkauften Büchern aller Zeiten Platz fünf ein.

Die Tatwaffe

Kein Krimi ohne eine anständige Tatwaffe, Pistolen, Messer, Seidenstrümpfe. Bratpfannen und Kettensägen – mit ein bisschen Fantasie lässt sich so ziemlich jeder Gegenstand zur Todesmaschine umfunktionieren. Die Kölner Krimiautorin Brigitte Glaser etwa machte aus einer französischen Hartwurst ein hocheffizientes Mordinstrument („Leichenschmaus“). Bis jemand Verdacht schöpft, ist die Leckerei längst aufgegessen. Auch der schwedische Krimiautor Jo Nesbø legt – in „Leopard“ – eine beachtliche Kreativität an den Tag. Er erfand den „Leopoldsapfel“, ein rundum mit Stacheln besetztes, absolut tödliches Mordinstrument, das seine Opfer lautlos und quälend langsam tötet.

Eine Frage des Geldes

Mit Mord und Totschlag lässt sich viel Geld machen. 87 Millionen US-Dollar verdiente der amerikanische Krimiautor James Patterson 2017 mit seinen Büchern – und war damit der Topverdiener unter den US-Schriftstellern. Nur Joanne K. Rowling kassierte für ihre Harry-Potter-Fantasyromane weltweit mehr als Patterson für seine Krimis. Auch dessen Kollegen Dan Brown (20 Millionen US-Dollar) und John Grisham (14 Millionen) können sich nicht beklagen. Insgesamt standen im Jahr 2017 vier Krimi- und Thrillerautoren auf der Forbes-Liste der meistverdienenden Autoren der Welt, darunter die Britin Paula Hawkins (13 Millionen), die zusätzlich mit der Verfilmung ihres Bestseller „The Girl on the Train“ ordentlich abräumte.

Die deutsche Krimikönigin

Deutschlands Queen of Crime heißt Charlotte Link. Mehr als 26 Millionen Exemplare ihrer Bücher – darunter auch einige Nicht-Krimis – verkaufte die 55-Jährige in den vergangenen 33 Jahren. Ihr jüngster Krimi „Die Suche“, der am Montag erscheint, dürfte die Auflagezahlen weiter in die Höhe treiben.

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Charlotte Link gehört damit zu den auflagestärksten Autoren im Lande. Auch Kollegin Nele Neuhaus steht nicht schlecht da mit einer Gesamtauflage ihrer Taunus-Krimis von knapp sechs Millionen Exemplaren. Dagegen schmieren die Kollegen gehörig ab. Immerhin: Auf rund sechs Millionen Exemplare bringt es das bayerische Erfolgsduo Volker Klüpfel und Michael Kobr, auf etwas mehr als vier Millionen der Thrillerautor Sebastian Fitzek.

Der Markt boomt

Und sie läuft und läuft und läuft: Der Boom der Spannungsliteratur ist ungebrochen. 3450 Krimis, Thriller und Spionageromane kamen 2017 auf den deutschen Buchmarkt, rund 600 mehr als 2012. Am wenigsten gefragt waren historische Krimis mit nur 95 Neuerscheinungen. Insgesamt sind derzeit knapp 23 000 „Spannungstitel“ auf dem deutschen Buchmarkt, darunter 738 historische Kriminal- und 710 Horrorromane.

Mimis Krimisucht

Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett – eine alter Schlagerweisheit, die nach Auskunft des deutschen Börsenvereins noch heute putzaktuell ist. 44 Prozent aller Deutschen haben 2017 mindestens einen Kriminalroman gelesen, 15 Prozent sogar zwei bis drei. Krimisüchtig sind etwa sieben Prozent aller Deutschen. Sie verschlingen Jahr vor Jahr mindestens zehn Thriller oder Krimis. Besonders beliebt ist die mörderische Lektüre bei Frauen und den 50- bis 59-Jährigen.

All die vielen Typen

Häkelkrimi, Crime Noir, Hard-boiled-Krimi, Schwedenkrimi, Politthriller, Regional-Krimi, Psychothriller, historischer Krimi – das Spektrum der „Spannungsliteratur“ reicht von schlicht erzählten klassischen Detektivgeschichten bis zu literarisch hochanspruchsvollen Gesellschaftsstudien. Noch immer angesagt: der Regionalkrimi, erst recht, wenn er in Bayern spielt. Im Kommen sind seit einigen Jahren Frankreichkrimis aus deutscher Feder. Vorreiter war Jean-Luc Bannalec alias Jörg Bong mit seinen Bretagne-Krimis.

Keiner schrieb mehr Krimis

Ungeschlagen bis heute: der belgische Krimiautor George Simenon. 193 Bücher (und 167 Erzählungen) verfasste der manische Schreiber unter seinem Geburtsnamen, darunter 75 Maigret-Krimis. Hinzu kamen zahlreiche Werke unter Pseudonymen wie Germain d’Antibes, Aramis und Bobette. Die Gesamtauflage seiner in mehr als 60 Sprachen übersetzten Bücher beträgt rund 500 Millionen. Zum Vergleich: Vielschreiber James Patterson hat es bislang auf etwas mehr als 100 Krimis gebracht. In Deutschland waren Friedrich Ani (33 Krimis), Klaus-Peter Wolf (25) Sebastian Fitzek (18) sehr fleißig.

Die Crime Cologne

Das Kölner Krimifestival findet vom 1. bis 7. Oktober statt. Es wird am Sonntag im Café des Museums Ludwig eröffnet ( 20 Uhr). Zu den Autorinnen und Autoren, die in den kommenden Tagen aus ihren Büchern lesen werden, gehören Oliver Bottini und Friedrich Ani. Am 9.10. geht es weiter mit dem Crime-Cologne-Spezial. Dieses endet am 20. 11. mit einer Lesung mit Christoph Gottwald.