Mit insgesamt 40 Veranstaltungen ist die zwölfte Ausgabe der phil.Cologne die bisher größte des Festivals. Wir stellen die Highlights vor.
Kölner FestivalDie phil.Cologne will den Krisen unserer Zeit mit Zuversicht trotzen
Die Krisen unserer Zeit sind schier unüberschaubar. Wo soll ein Philosophiefestival da anfangen? Tobias Bock, Programmleiter der phil.Cologne hat am Dienstag bei der Vorstellung der 12. Ausgabe des Festivals, das in diesem Jahr vom 11. bis 18. Juni in Köln stattfindet, darauf verwiesen, dass es nicht die eine große Fragestellung gibt, die der Auswahl der Gäste und Themen zugrunde liegt.
Von Glück und Zuversicht
Vielmehr kristalliert sich im Laufe der Vorbereitung heraus, welche roten Fäden zu erkennen sind. Und obwohl vermeintlich wenig Anlass zur Zuversicht besteht, zeigt sich beim Blick ins Programm, dass erstaunlich viele der Gäste durchaus Grund zum Optimismus sehen. So diskutieren die Zukunftsforscherin Florence Gaub und der Sozialpsychologe Harald Welzer über die Frage „Was, wenn es gut wird?“ (17. Juni, 20 Uhr, Balloni-Hallen). Beide eint die Überzeugung, dass der Mensch in der Lage ist, die Welt zum Besseren zu verändern.
Auch Jürgen Wiebicke unterstrich bei der Vorstellung des Radio-Spezial von WDR5 diesen Gedanken. Die neunstündige Livesendung ist dem 300. Geburtstag Immanuel Kants gewidmet. Der habe seine Geburt möglicherweise gerade so geplant, dass sein runder Geburtstag in diese Zeit fällt. „Was darf ich hoffen?“, eine der existenziellen Fragen, die Kant stellte, sei eben immer daran geknüpft, dass Hoffnung nur der haben dürfe, der das Nötige dafür getan hat. In einer Zeit, in der viele Menschen drohten, in einem lähmenden Pessimismus zu verfallen, sei das besonders wichtig. Mit Kants Bedeutung für die Gegenwart beschäftigen sich auch der Schriftsteller Daniel Kehlmann und der Philosoph Omri Boehm (16. Juni, 20 Uhr, WDR-Funkhaus).
Ums Glück drehen sich auch die Veranstaltungen, die die Identity Foundation im Rahmen des Festivals organsiert hat. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem japanischen Zugang zu diesem Thema. So berichtet die Regisseurin und Schriftstellerin Doris Dörrie in „Kirschblüten und Dämonen“ über ihre Faszination für die Kunst, Kultur und Gesellschaft des Landes. (17. Juni, 17 Uhr, Balloni-Hallen)
Die Lage in Israel und Palästina
Einen Schwerpunkt des Festivals wird auch der Blick auf die aktuelle Lage in Israel und Palästina bilden. Zum Auftakt am 11. Juni (17 Uhr, Flora Köln) setzen der Kölner Schriftsteller und Friedenspreisträger Navid Kermani und der israelische Soziologe Natan Sznaider ihre Diskussion über Krieg und Frieden fort. Sie begann vor 21 Jahren nach einem Kennenerlen der Freunde in Haifa als Mailwechsel, der nun als Buch unter dem Titel „Israel. Eine Korrespondenz“ erscheint.
Der frühere israelische Botschafter in Deutschland, Avi Primor, sollte eigentlich schon im März bei der lit.Cologne auftreten, doch nun ist sein neues Buch „Bedrohtes Israel: Ein Land im Ausnahmezustand“ erschienen, über das er am 11. Juni mit Sonia Mikich sprechen wird (20 Uhr, Stadthalle Köln). Die französisch-israelische Soziologin Eva Illouz wird, ebenfalls mit Sonia Mikich, über Israel nach dem Überfall der Hamas am 7. Oktober 2023 sprechen (12. Juni, 21 Uhr, WDR-Funkhaus).
Wohin steuert Europa?
Wenige Tage nach der Europawahl wird auch die politische Lage auf unserem Kontinent eine wichtige Rolle spielen. So skizziert der Schriftsteller Robert Menasse seine Visionen für ein postnationales und kosmopolitisches Europa (13. Juni, 21 Uhr, WDR-Funkhaus). Die Psychologin Marina Weisband betont in ihrem neuen Buch „Die neue Schule der Demokratie“, dass Demokratieförderung so früh wie möglich beginnen muss und fordert, Schülerinnen und Schülern Gestaltungsspielräume zu bieten und Selbstständigkeit zu fördern (13. Juni, 18 Uhr, WDR-Funkhaus). Die immer streitbare FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann spricht mit dem Kabarettisten Florian Schroeder über das Thema „Freiheit verteidigen?!“ (16. Juni, 20 Uhr, Balloni-Hallen).
Unterhaltsam wird sicher auch die Veranstaltung mit dem Kunstfälscher Wolfgang Beltracchi, der über Kunst und Künstfälschen im Zeitalter der KI sprechen wird. (14. Juni, 17 Uhr, Comedia).
Mit insgesamt 40 Veranstaltungen für Erwachsene und 16 Terminen für Schulklassen im Rahmen des Programms KlasseDenken wird die zwölfte Ausgabe der phil.Cologne die bisher größte Ausgabe des Festivals. Tickets gibt es ab sofort auf der Homepage, bei Myticket und telefonisch unter 040/2372 400 30.