Das Kölner Kammerorchester in der Philharmonie interpretiert am Sonntag unter anderem das wenig erfolgreiche Dramenwerk von Franz Schubert
Kölner Kammerorchester interpretiert Schuberts OpernVor allem Sopranistin Juliane Banse glänzt
Franz Schuberts Liebe zum Theater blieb leider unerwidert. Mit nahezu allen seiner Opernprojekte ist er gescheitert - meist kam es gar nicht erst zur Premiere. Und auch nach Schuberts Tod hat sich niemand dauerhaft für diese Werke erwärmen können. Publikum und Fachwelt waren sich im Grunde immer einig, dass der Musikdramatiker Schubert im Lied, in der Kammer- und Orchestermusik ein geeigneteres Betätigungsfeld gefunden hat als auf der Bühne.
Orchester trotzt Herausforderung
In der Philharmonie präsentierte das Kölner Kammerorchester den Komponisten im Wechselspiel der Gattungen, zwischen lyrischem und dramatischem Ausdruck, zwischen vokalem und instrumentalem Melos. Über die noch etwas ungelenke Formgebung der Ouvertüre zum frühen Singspiel-Fragment „Der Spiegelritter“ dirigierte Chefdirigent Christoph Poppen großzügig hinweg; viel Zeit ließ er sich dagegen für die seidig schwebende Melodie des berühmten dritten Entr’actes aus „Rosamunde“, der aus der Klangwelt eines irrealen Traumtheaters herüberzudringen schien.
Auch Sinfonien wurden interpretiert
Als weitgehend gescheitert muss man leider die Versuche nachgeborener Kollegen ansehen, Schuberts Lieder durch Orchestrierung ihrer Klavierbegleitungen farbiger auszustaffieren. Hier hat sich vor allem Max Reger hervorgetan, dessen klobige Arrangements der gewohnt ausdrucksstarken und gestaltungsklugen Sopranistin Juliane Banse bleischwer im Nacken saßen. Die „Forelle“ schien wie durch Aspik zu schwimmen, das klangmalerische Pochen und Surren in „Gretchen am Spinnrad“ zerfiel zu träger Masse. Vielleicht hätte Christoph Poppen seiner Ehefrau mit etwas flüssigeren Tempi helfen können, aber letztlich lag das Problem in der Sache selbst: Diese Lieder gehören ans Klavier.
Schuberts frühe Sinfonien waren lange Zeit fast ebenso unbeliebt wie seine Opern. Johannes Brahms plädierte gar dafür, sie gar nicht erst zu drucken. Die „Zweite“, eine Schülerarbeit des 18-jährigen Komponisten, konnte ihre Vitalität und Jugendfrische in den Händen der gut drei Dutzend Kölner Musiker aber durchaus beweisen - auch wenn sich Bläser und Pauke manchmal ein bisschen zu weit aus dem Fenster lehnten, auch wenn das fliegende Streicher-Spiccato der Rahmensätze nicht mit letzter Präzision ausgeführt war. Besonders gut gelang der in Variationsform angelegte langsame Satz, den der Dirigent zwischen klassischer Form und romantischem Klangsinn elegant ausbalancierte.