Kölner Moderatorin Mara Bergmann im Interview„Wir sind Journalisten, keine Vorleser“

Mara Bergmann
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Köln – Mara Bergmann geht es wie vielen anderen Kölnern: Ihr wurde das Fahrrad gestohlen. Davon lässt sie sich aber nicht die Laune verderben, fährt sie halt mit einem elektrischen Stehroller, einer Art Segway, durch Köln. Ziemlich lässig sieht das aus, als sie damit zum Gespräch in einem Café in der Innenstadt angerauscht kommt.
Den Roller hat sie zum Geburtstag geschenkt bekommen, und sie ist damit auch schon auf die andere Rheinseite gefahren. Denn in Deutz, in der Zentrale der Mediengruppe RTL, ist seit einigen Wochen ihr neuer Arbeitsplatz. Die Journalistin ist die Neue im Moderatorenteam der n-tv-Nachrichten. Es ging gleich stürmisch los im neuen Job, denn Hurrikan Irma sorgte für Schlagzeilen.
Die Vorbereitung und Recherche macht einen wesentlichen Teil aus
Zur Person
Mara Bergmann, 1982 in Köln geboren, studierte Journalistik in Dortmund, war dann als Reporterin beim ZDF tätig. Später präsentierte sie auf Sat.1 „Der große Warencheck“ und moderierte für den WDR die „Lokalzeit“. Sie ist regelmäßiges Jurymitglied der International Emmy Awards. Seit Anfang September gehört Bergmann zum Moderatorenteam des Kölner Nachrichtensenders n-tv.
Im November 1992 nahm n-tv aus einem Berliner Altbau den Sendebetrieb auf. Inzwischen gehört n-tv zur RTL Group und sendet aus den Deutzer Rheinhallen.
Als Nachrichtenmoderatorin gehe es nicht darum, nur irgendetwas abzulesen. „Wir sind alle Journalisten, keine Vorleser. Die Vorbereitung ist genauso wichtig wie die Zeit live auf Sendung. Wir schreiben unsere Texte selbst, recherchieren und haben auch in der Sendung einen Blick darauf, was aktuell über die Agenturen läuft oder in sozialen Netzwerken passiert.“
Außerdem bedient sie den Teleprompter per Fußpedal selbst. „Da fühlt man sich am Anfang wie ein Fahranfänger mit all der Technik. Das ist wirklich anstrengend, auch körperlich, selbst wenn man multitaskingfähig ist.“ Mit einer Mischung aus Vorfreude und Anspannung schaut sie auch auf den ersten Tag, an dem sie mit einer Breaking-News-Situation konfrontiert werden wird. „Ich freue mich sehr auf diese Herausforderung, aber es wird bestimmt auch aufregend, ohne jede Vorbereitung live berichten zu müssen“, sagt Bergmann, die in Nippes aufwuchs. Doch genau solche Momente, in denen man seine Komfortzone verlassen muss, will sie erleben: „Ich suche solche Erlebnisse ganz gezielt, ich will mich immer weiterentwickeln.“
Dieser Wunsch, immer wieder Neues zu wagen, zeigt sich auch in ihrer Karriere. Schon als Kind spielte sie mit ihrer Schwester und Freundinnen die „Tagesschau“ nach, sammelte Neuigkeiten aus Nippes. Der Weg in den Journalismus stand da früh fest. Sie schrieb für den „Kölner Stadt-Anzeiger“ und studierte Journalistik in Dortmund. Ihre ersten Fernseherfahrungen sammelte sie bei Sat.1.
Am Rudolfplatz kam die Erkenntnis
Ein Autor hatte sie am Rudolfplatz angesprochen, ob sie nicht bei einer Art Wettstreit zwischen Männern und Frauen mitmachen wollte. Mit ihrer Schwarzwälderkirschtorte wollte sie dort punkten, doch irgendwie gelang diese an dem Tag weniger gut. Für den Sieg reichte es nicht, dafür wusste sie danach aber, dass Fernsehen genau ihr Ding ist.
Bergmann absolvierte ein Volontariat beim ZDF, arbeitete danach als Reporterin und Autorin für WISO, ZDF.reporter, ZDF.reportage und das Mittagsmagazin. Viele Kölner lernten sie als Moderatorin der Kölner „Lokalzeit“ des WDR kennen. Doch sie arbeitete auch für Sat.1, reiste dort als Warentesterin um die Welt. Und präsentierte das Magazin „Unser Tag“, dessen Einstellung nach kurzer Zeit aufgrund fehlender Einschaltquoten sie noch immer sehr bedauert.
Der Wechsel zwischen ZDF und Privatsender war für sie nie ein Problem. Sie sei zwar ein Kind der Öffentlich-Rechtlichen, aber sie sei froh, dass wir in Deutschland ein duales System haben. „Es gibt viele tolle Kollegen bei Öffentlich-Rechtlichen und bei den Privaten. Für mich kommt es auf das Team und die Sendung an. Und das Handwerkszeug des Journalisten ist überall dasselbe.“
Die Anforderungen an Journalisten steigen
Und eben dieses werde immer wichtiger. „Wir müssen Quellen prüfen, die richtigen, kompetenten Experten befragen. Wir müssen in diesen schnelllebigen Zeiten und bei der Flut der Nachrichten filtern und einordnen und helfen, Fake News zu erkennen. Und wir müssen immer kenntlich machen, wenn wir etwas noch nicht sicher wissen. Gut recherchierte News sind immer relevant.“
Für die Zukunft hat sie noch 1000 Ideen im Kopf, was sie alles ausprobieren möchte – so würde sie gerne stärker in die Formatentwicklung gehen. „Ich bin ein abenteuerlustiger Mensch. Wer keine Risiken eingeht, kann keine Erfahrungen machen.“ Und fast alles im Leben sei für irgendwas gut, auch Niederlagen und Rückschläge. „Wenn man nichts mehr lernen kann, ist man tot. Ich will auch mit 100 noch lernen.“
Sie habe sich als Kind vorgenommen, es wie Pippi Langstrumpf zu machen und nie erwachsen zu werden: „Ich will mir eine kindliche Lebensfreude, Offenheit und Unbefangenheit bewahren. Ich werde immer ein erwachsenes Kind bleiben.“