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Die Kölner Opernsaison 2021/22So wird die letzte Spielzeit der Intendantin

Lesezeit 5 Minuten

Szene aus „Die tote Stadt“ (Live-Premiere am 4. September) mit Dalia Schaechter und Burkhard Fritz

Köln – Keine Frage: Die kommende Spielzeit an der Kölner Oper ist eine besondere, und das unter zwei Aspekten: Es ist die erste „nach Corona“, und es ist die letzte der scheidenden Intendantin Birgit Meyer, die die Planung jetzt ohne erkennbaren Groll in Stimme und Herz dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorstellte. Ihr Kommentar zur Pandemie: „Sie hat uns Demut vor dem Leben gelehrt.“ Und zum bevorstehenden eigenen Abschied: „Es wird ein großes Finale mit so viel Neuem wie Bekanntem. Und es wird noch einmal konzentriert all das Gestalt, was wir hier über die vergangenen Jahre hinweg angelegt haben.“ „Wenn wir das Programm so durchziehen können, wäre es“, ergänzt Chefdramaturg Georg Kehren, „das pure Glück“.

Ganze zwölf Premieren geplant

Üppig ist die Agenda: Nicht weniger als zwölf Premieren (samt Kinderoper und dem Kooperationsprojekt „Schnittstellen“ mit den Preisträgern des Gargonza Arts-Award) – worunter allerdings auch einiges ist, das in der laufenden Saison den Umständen zum Opfer fiel: Korngolds „Die tote Stadt“ (jetzt als Live-Produktion), Berlioz’ „Béatrice et Bénédict“, die deutsche Erstaufführung des Purcell-Pasticcio „Der Sturm“, die Amsterdamer Koproduktion „Upload“ vom Michel van der Aa sowie „Il barbiere di Siviglia“ in der legendären historischen (Frankfurt 1968) Commedia dell’arte-nahen Inszenierung von Ruth Berghaus.

Große Premieren

„Die tote Stadt“ Live-Premiere, 4. September„L’amour de loin“ Kölner Erstaufführung, 24. Oktober„Die Vögel“ 5. Dezember„Hänsel und Gretel“ 19. Dezember„Die Entführung aus dem Serail“ 13. März„Der Meister und Margarita“ 3. April„Béatrice et Bénédict“ Kölner Erstaufführung, 30. April)„Der Sturm“ Deutsche Erstaufführung, 4. Juni„Upload“ Deutsche Erstaufführung, Termine stehen noch nicht fest„Il barbiere di Siviglia“ 12. Juni

Keine Angst mehr vor Corona? Im Prinzip glaubt man schon daran, nach der Sommerpause durchstarten zu können. Aber trotzdem ist Vorsicht mit an Bord: So beginnt man ausgerechnet mit der „Toten Stadt“, die die Regisseurin Tatjana Gürbaca bereits „auf Abstand“ konzipiert hatte. „Die Zauberflöte“, eine der Wiederaufnahmen neben den Erfolgsproduktionen „Rusalka“ und „Carmen“, kommt hingegen erst zum Saisonende im Juni 2022 – Regisseur Michael Hampe will sie unbedingt auf den Vor-Corona-Status bringen – mit dem Chor auf der Bühne.

Welche roten Fäden ziehen sich durch das neue Programm? Auffallend ist zum einen erneut der hohe Anteil an Moderne und Avantgarde, es gibt etliche Ur- und deutsche Erstaufführungen. Zu erwähnen sind zumal Kaija Saariahos Oper „L’amour de loin“ (Die Liebe aus der Ferne), die unter der Regie von Johannes Erath und dem Dirigat von Christian Trinks erstmals in Köln zu erleben ist. Hinzu kommt mit „der Meister und Margarita“ (nach Bulgakow) das Erfolgsstück des Kölner Komponisten York Höller (Valentin Schwarz inszeniert, André de Ridder dirigiert). Mit Novitäten warten auch Kinderoper und Tanz auf: An der Kinderoper geht Johannes Wulff-Woestens Auftragskomposition „Die Geschichte vom Fuchs, der den Verstand verlor“ an den Start, und beim dem Tanz gibt es mit Emanuele Soavis „Flut“ (Soavi Incompany und Duisburger Philharmoniker), einem Projekt zum 250. Beethoven-Gebrutstag, und Ilona Pászthys „Absence #2 Deconstruction of Space“ (Ensemble von IPtanz) ebenfalls Nagelneues zu sehen.

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Ein zweiter roter Faden ist die Kölner Connection, diesmal außer durch Höllers Werk durch eine weitere Oper von Walter Braunfels nach „Jeanne d’Arc“ repräsentiert: durch „Die Vögel“ nach Aristophanes (Inszenierung: Nadja Koschky, Dirigat: Gabriel Feltz, der in der kommenden Saison auch sonst gut am Kölner Haus beschäftigt ist). Sie erblickte übrigens 1920 im Abstand von lediglich vier Tagen zur „Toten Stadt“ in Köln das Licht der Bühnenwelt.

Ein Kreis schließt sich in der Saison 2021 auch insofern, als die Besucher vielen vertrauten Sängern und Sängerinnen, Regisseuren und Regisseurinnen (auf den hohen Frauenanteil in diesem Metier ist Meyer besonders stolz) und Dirigenten gleichermaßen begegnen. Kölns Generalmusikdirektor François-Xavier Roth widmet sich neben seinem Opernfavoriten Berlioz einem sehr deutschen Traditionsstück: Humperdincks „Hänsel und Gretel“ (in der Inszenierung der in Köln ebenfalls bereits gut ausgewiesenen Béatrice Lachaussée). Kai Anne Schumacher führt bei der neuen „Entführung aus dem Serail“ Regie, die unter der Leitung von Rainer Mühlbach im Saal 3 des Staatenhauses produziert wird.

Viele Sänger aus dem Kölner Ensemble

In der Sängerriege fehlen die großen Gastnamen nicht ganz – Anna Lucia Richter singt den Hänsel, Nikolay Borchev den Meister und Alastair Miles den Pontius Pilatus/Doktor Strawinsky bei Höller –, aber es fällt doch auf, dass etliche Produktionen, darunter „Hänsel und Gretel“, „Carmen“ und „Zauberflöte“, weitestgehend aus dem Kölner Ensemble besetzt werden. Was dem Publikum die Gelegenheit gibt, sich auf die Wiederbegegnung mit echten Lieblingen zu freuen – mögen sie nun Miljenko Turk, Regina Richter, Dalia Schaechter oder Samuel Youn heißen. Besonders präsent ist Adriana Bastidas-Gamboa – nicht nur in der Wiederaufnahme der „Carmen“, wo sie in der Titelpartie bereits anlässlich der ersten Staffel Furore machte, sondern jetzt auch in „L’amour de loin“, „Hänsel und Gretel“ und „Der Meister und Margarita“.

Wie stets gibt es auch ein Begleitprogramm: Die Fuchs-Oper von Wulff-Woesten steht in engem Zusammenhang mit dem Projekt „Oper für Jung und Alt“, das Demenzkranken den Besuch in der Kinderoper ermöglicht. Mit dem „Ring“ für Kinder (der komplett auch noch einmal in Köln zu sehen sein wird) geht jene übrigens auf Gastspielreise nach Südkorea.