Kölner Tanz- Und TheaterpreiseFrauen, die ihren Weg gehen
Der Kölner Theaterpreis, dotiert mit 10 000 Euro, ist in diesem Jahr schwesterlich geteilt worden. Er geht zu gleichen Teilen an "Nur Utopien sind noch realistisch", eine Koproduktion des Analogtheaters und der Studiobühne (Regie: Daniel Schüßler), und "Bilqiss", einer Koproduktion des Theaters Blackbox mit dem Theater der Keller (Regie: Ulrike Janssen).
Zwei stilistisch weit auseinander liegende Abend, die dennoch eines gemeinsam haben: eine weibliche Protagonistin, die unbeirrbar ihren Weg geht. In "Nur Utopien sind noch realistisch" ist das die 67-jährige Rosi, die sich, obwohl sie fast blind und gehbehindert ist, auf eine Reise zum Polarkreis aufmacht. "Bilqiss" wiederum erzählt von einer jungen Witwe, die gesteinigt werden soll, weil sie anstelle des Muezzins zum Morgengebet gerufen hat - und ihre hoffnungslose Lage dazu nutzt, hemmungslos die Wahrheit zu sprechen.
Die Kölner Tanz- und Theaterpreise wurden am Montagabend bereits zum 28. Mal im Haus der SK Kulturstiftung im Mediapark verliehen. Der mit 5000 Euro dotierte Kinder- und Jugendtheaterpreis ging an "Das doppelte Lottchen" in der Comedia (Regie: Frank Hörner). Jutta M. Staerk hat die Kästner'sche Vorlage bearbeitet und, so lobte Jury-Mitglied Ulli Türk, von Kitsch und Sentimentalität befreit.
Die Kölner Choreographin Stephanie Thiersch erhielt den Tanztheaterpreis (ebenfalls mit 5000 Euro dotiert) für ihr Stück "Chombotrope - The Jitta Collective", das sie gemeinsam mit ihrem kenianischen Kollegen Kefa Oiro initiiert hat. Eine "Tanz-Theater-Musik-Fashion-Performance", deren Witz und Unbescheidenheit die Jury überzeugt hat.
Es gab noch mehr Auszeichnungen an diesem Abend: Über den "Kurt-Hackenberg-Preis für politisches Theater" (2500 Euro) konnten sich Andrea Bleikamp (Regie) und Marco Hasenkopf (Text und Konzeption) freuen. An deren theatraler Stadtteilerforschung rund um die Mülheimer Brücke - Titel: "Caput VIII - Heine in Müllem" - beeindruckte die Jury, wie sie mit Hilfe des politischen Dichters Heinrich Heine die verlorene Würde des Ortes wiederbelebt.
Emotionale Wucht
Der Kölner Darstellerpreis (3500 Euro) ging an die Schauspielerin Nadja Duesterberg, unter anderem für ihre Rolle in "Weiß ist keine Farbe". Duesterberg war bereits vergangenes Jahr nominiert. Man spüre ihre emotionale Wucht in allen ihren Rollen, ob sie dieser nun freien Lauf lasse oder nicht, begründete die Jury ihre Wahl.
Mit 2500 Euro ist der "Puck", der Nachwuchspreis für junge Schauspielerinnen oder Schauspieler, dotiert. Die Wahl fiel 2017 auf Asim Odobasic, der an der Theaterakademie Köln studiert hat und in dieser Saison unter anderem in "Titus", Tim Mroseks Bearbeitung des Shakespeare-Stückes an der Studiobühne, zu sehen war.
Eine Ehrung war, wie die Jahre zuvor, schon vor dem Montagabend bekanntgegeben worden: Der Kölner Ehrentheaterpreis - vergeben von den bisherigen Ehrentheaterpreisträgern - ging in diesem Jahr an Winfried Gellner, einem, so die Laudatio, "genauen und scharfen Beobachter und Kenner des Kölner Kulturlebens, dessen grenzüberschreitendes Denken voll auf der Höhe des zeitgenössischen Theaters ist".
Der Autor ist Mitglied der Kinder- und Jugendtheaterjury
Wo Sie die Preisträger sehen können
"Bilqiss" ist im Theater der Keller am 5. und 13. Dezember und am 21. Januar zusehen.
"Nur Utopien sind noch realistisch" läuft vom 7. bis zum 11. März 2018 in der Studiobühne Köln
Nadja Duesterberg spielt am 20. 21. Dezember und am 14., 16., 17. Januar in "Weiß ist keine Farbe" in der Comedia.
"Das doppelte Lottchen" wird am 23., 26. - 29. Dezember und am 21. Januar in der Comedia aufgeführt.
Für "Chombotrope" und "Caput VIII - Heine in Müllem" gibt es derzeit keine aktuellen Termine.