Der Verlag von Hejo Emons wurde vor allem mit Regionalkrimis und der Reihe „111 Orte...“ bekannt.
Brachte Frank Schätzing groß rausKölner Verleger Hejo Emons ist gestorben
Heimattümelei lag Hermann-Josef Emons – genannt „Hejo“ – fern. Obwohl er in Köln geboren und aufgewachsen ist. Und obwohl das erste Buch in seinem Verlag 1984 ein Köln-Führer war, das nächste ein Köln-Krimi. Genauso fern lag ihm auch das Verklären seines Verleger-Daseins: „Ich war kein Verleger, der allein aus Begeisterung für die Literatur gehandelt hat. Ich habe immer daran gedacht, dass man damit auch Geld verdienen muss“, sagte er in einem Interview mit dieser Zeitung zu seinem 70. Geburtstag.
Begeistert von Literatur – vor allem von Krimis — war er natürlich trotzdem und die morgendliche Lektüre für ihn mindestens genauso wichtig wie das Frühstück: „Ich lese oft erstmal eine halbe Stunde, um richtig wach zu werden. Bücher sind für mich Nahrungsmittel.“
Mit 2000 Mark startete Emons als Doktorand der Kunstgeschichte seinen Verlag. Und das eigentlich nur, weil ein Bekannter von ihm einen Verlag fürs ein Buch über die romanischen Kirchen Kölns suchte. „Da habe ich gesagt, okay, dann mach' ich das.“ Aus dem Kirchenbuch wurde dann zwar doch nichts. dafür sollten sehr viele andere folgen. 200 Neuerscheinungen gibt es bei Emons inzwischen im Jahr. Und die Backlist umfasst rund 1900 lieferbare Titel.
Lange fuhr Hejo Emons selbst mit dem Auto in der Region herum und verkaufte die Bücher. „Das habe ich gerne gemacht: Kontakt mit den Buchhändlern knüpfen – ich fand das okay. Wir haben selber die Pakete gepackt, wir haben selber ausgeliefert, wir haben das zur Post gebracht oder sind mit dem Auto selber hingefahren, wir waren unsere eigenen Vertreter.“
Aus dem Ein-Mann-Betrieb ist heute ein Verlag mit mehr als 30 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen am Kölner Neumarkt geworden, der im vergangenen Jahr den Deutschen Verlagspreis von Kulturstaatsministerin Claudia Roth bekam.
Als er in den 1980ern den ersten Köln-Krimi veröffentlichte, ahnte Hejo Emons wahrscheinlich nicht, dass er damit ein ganz neues Genre kreiert hatte: Regionalkrimis. Die finden sich heute in fast jedem Verlagsprogramm – und natürlich auch immer noch bei Emons. Erfolgreich exportiert hat der Verleger seine Idee auch, so dass inzwischen auch Japanerinnen, Amerikaner oder Finnen Emons-Krimis aus ihrer Region lesen können.
Autoren wie Frank Schätzing, Friedrich Ani und Volker Kutscher veröffentlichten ihre ersten Bücher im Emons-Verlag. Und 2012 rief Emons mit Kollegen das Kölner Krimifestival „Crime Cologne“ ins Leben. An Ideen mangelte es ihm nie. Genauso stilbildend wie die Regionalkrimis wurde die Reihe „111 Orte, die man gesehen haben muss“, die nicht nur Touristen sondern auch Einheimischen neue Entdeckungen vorstellen will. Der erste Band („111 Kölner Orte…“) erschien 2008 und wurde zur Initialzündung für unzählige Nachfolge-Projekte. Rund 650 deutschsprachige Titel gibt es inzwischen und kaum eine Region, die inzwischen nicht mit 111 Tipps versorgt wurde.
Kurz nach seinem 73. Geburtstag ist Hermann-Josef Emons nun gestorben. „Hejo Emons hatte eine besondere Ausstrahlung, freundlich-ironisch. Von der Art, dass man gerne mit ihm ins Gespräch kommen wollte. Er war eine Verlegerpersönlichkeit, die für viele Autorinnen und Autoren in Köln sehr wichtig war und viel für und in Köln bewegt hat. Sein zu früher Tod ist ein großer Verlust für die Kölner Literaturszene!“, sagt Bettina Fischer, Leiterin des Kölner Literaturhauses und Vorsitzende des Vereins „Literaturszene Köln“.
„Seine Tür war immer offen“, heißt es auf dem Instagram-Profil des Verlags. „Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Autorinnen und Autoren, Freundinnen und Freunde und natürlich seine Familie gingen in seinem Büro ein und aus. Für alle hatte er immer ein offenes Ohr, nicht nur in beruflichen Belangen.“
Die Zukunft hatte der Verleger frühzeitig geregelt: Seine Tochter Franziska Emons-Hausen wird den Verlag in seinem Sinne fortführen, steht in einer Mitteilung des Verlags. Und im Instagram-Post heißt es weiter: „Die Tage, die er in all den Jahren nicht im Büro war, lassen sich an den Händen abzählen. Er liebte seine Arbeit, sein Lebenswerk, den Verlag. Bis zuletzt.“