Kommentar zu DesignertascheLars Eidingers Werbeaktion ist einfach nur zynisch
- Die Designertasche, die der Schauspieler bewirbt, erinnert an eine Aldi-Tüte und kostet 550 Euro.
- Mit dem edlen Stück warf er sich für die Fotosession in prekäre Posen und ist unter anderem vor dem Schlafplatz eines Obdachlosen zu sehen.
- Nicht die Tüte gehört in die Tonne, wohl aber das Brimborium, das Eidinger drumherum veranstaltet.
Köln – Wer gerne cool und lässig rüberkommen will, sollte ein gewisses Understatement pflegen, so viel steht fest. Allerdings: Understatement ist meist ein Privileg der Besserverdienenden, zu denen der von uns geschätzte Schauspieler Lars Eidinger zweifellos zählt. Eidinger mag Plastiktüten, wie er zugibt, der Ästhetik wegen, und eben als Understatement-Signal.
Deswegen ließ er sich nun mit einem Behältnis fotografieren, das mit seinen breiten Streifen wie die von Günter Fruhtrunk designte Tüte für Aldi-Nord aussieht, allerdings aus hochwertigem Leder besteht, nur in einer limitierten Auflage zu haben ist, von Philipp Bree entworfen wurde und 550 Euro kostet. Das ist aber nicht das Problem. Das besteht eher darin, dass sich Eidinger mit seinem edlen Stück für die Fotosession in prekäre Posen warf und unter anderem vor dem Schlafplatz eines Obdachlosen zu sehen ist. Die sozialen Medien laufen zu höchster Erregungstemperatur auf.
Aufmerksamkeit durch Provokation
Das ist unterdessen kein Grund, Eidingers Aktion nicht für geschmacklos zu halten. Oder sie gar mit dem Hinweis auf die Freiheit der Kunst zu verteidigen, nach dem Motto, dass der Schauspieler sozialkritisch auf die gesellschaftlichen Verwerfungen in der Großstadt aufmerksam machen will. Um Kunst handelt es sich nämlich nicht, sondern um eine Werbekampagne, die nach dem Vorbild von Benetton und anderen Aufmerksamkeit durch Provokation erzielen will.
Nicht die Tüte gehört in die Tonne, wohl aber das Brimborium, das Eidinger drumherum veranstaltet. Das wirkt einfach nur zynisch.