Kommentar zu Roger WatersDer WDR trifft zu spät die einzig richtige Entscheidung
„Us + Them“, wir und die, hat Roger Waters seine aktuelle Tour betitelt, nach einem Song seiner alten Band Pink Floyd. In dem Stück beklagt er die Willkür, mit der sich einfache Leute im Kriegsfall auf der einen oder auf der anderen Seite der Front wiederfinden. Seit einigen Jahren führt Waters selbst Krieg, als prominentes Mitglied der Kampagne BDS.
Das Akronym steht für „Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen“. Mit ebendiesen Maßnahmen will der BDS den Staat Israel politisch, wirtschaftlich und kulturell isolieren, jedenfalls solange dieser noch „arabisches Land“ besetze oder besiedle.
Wobei bereits die Definition des BDS, was als „arabisches Land“ zu gelten habe, höchst fragwürdig ausfällt. Würde der Staat Israel morgen alle Forderungen der Kampagne erfüllen, hätte er übermorgen aufgehört zu existieren. Nicht wenige halten deshalb den BDS für eine antisemitische Organisation.
Verbindung war lange bekannt
Das alles ist lange bekannt. Man muss sich also fragen, warum der WDR, der SWR und der BR es jemals für eine gute Idee hielten, die deutschen Konzerte der „Us + Them“-Tour zu präsentieren? Am 11. Juni tritt Roger Waters in der Kölner Lanxess-Arena auf.
Nach dem Brandbrief einer Kölner Bürgerin hat WDR-Intendant Tom Buhrow jetzt die Zusammenarbeit mit Waters abgesagt, SWR und BR folgten seinem Beispiel. Es war die einzig richtige Entscheidung.
Waters sieht sich auf der Seite der Unterdrückten
Waters selbst weist den Vorwurf des Antisemitismus selbstredend weit von sich. Er sieht sich auf der Seite der Unterdrückten, in diesem Fall der Palästinenser. Wir und die. Und er hat beim BDS zahlreiche prominente Mitstreiter: Brian Eno und Ken Loach, AL Kennedy und Aki Kaurismäki.
Gute und sicherlich gutmeinende Künstler, deren Alben, Bücher oder Filme wir gar nicht boykottieren wollen. Auch wenn sie jeden Kollegen – zuletzt Nick Cave – gnadenlos niederschreien, der es wagt in Israel aufzutreten. Aber präsentieren, und sich damit mit ihnen gemein machen, sollte man diese Überzeugungstäter eben auch nicht.