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Kommentar

Kommentar zu Stefan Bachmann
Elf Jahre Köln durchhalten ist die beste Qualifikation

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Lesezeit 2 Minuten
21.12.2022, Österreich, Wien: Andrea Mayer (l), Kunst-und Kulturstaatssekretärin in Österreich, Stefan Bachmann (M), designierter Burgtheater-Direktor, und Christian Kircher, Geschäftsführer Bundestheater-Holding, sprechen während einer Pressekonferenz zur Bekanntgabe der neuen Burgtheater-Direktion ab Saison 2024/25. Der Intendant des Schauspiels Köln, Stefan Bachmann, wechselt 2024 an die Spitze des Wiener Burgtheaters. Foto: Eva Manhart/APA/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Stefan Bachmann (M) auf der Pressekonferenz in Wien

Mehr als ein Jahrzehnt lang wird Stefan Bachmann das Schauspiel Köln geleitet haben, bevor er 2024 ans Wiener Burgtheater wechselt. Hat er den Top-Job verdient? Unser Kommentar.

Elf Jahre lang wird Stefan Bachmann, wenn er zur Spielzeit 2024/25 ans Wiener Burgtheater wechselt, dem Schauspiel Köln vorgestanden haben. Eine ortsgemäße Zahl. Diese elf Jahre waren alles andere als eine einfache Zeit: Als Bachmann 2013 antrat, tat er dies mit dem Versprechen, nach einer kurzen Interimszeit als strahlender Prinz vom Offenbachplatz ins frisch sanierte Schauspielhaus einzuziehen.

Die noch immer für 2024 angesetzte Neueröffnung wird Bachmann, Ironie der Geschichte, nun gerade nicht mehr erleben. Aber gerade sein Durchhaltewillen im vermeintlichen Provisorium qualifiziert ihn für den vielleicht begehrtesten, aber sicher nicht einfachsten Job in der deutschsprachigen Theaterlandschaft: Denn die Burg steht längst nicht mehr so monolithisch in der Stadt, wie einst zu Claus Peymanns Zeiten (der ebenfalls aus NRW nach Wien gerufen wurde). Selbst hier, wo Intendantenwechsel in den Abendnachrichten des Fernsehens verkündet werden, beäugt man die Institution mit zunehmendem Misstrauen. Theater, braucht man das denn überhaupt noch?

Mit dem Mülheimer Depot hat Bachmann allen Unkenrufen zum Trotz einen neuen Kulturort im Rechtsrheinischen geschaffen, mithin ein ganzes Viertel neu belebt. Etwa, in dem er auf die türkisch geprägte Nachbarschaft des Carlswerks zugegangen ist. Oder, in dem er die Menschen mithilfe eines auf Betonplatten errichteten Gartens ins Theater gelockt hat. Selbst auf der Wiener Pressekonferenz setzte sich Bachmann noch einmal für den Erhalt des Depots als Spielstätte ein. Denn das bleibt, trotz der unbestreitbaren künstlerischen Erfolge, sein Hauptverdienst in Köln.

Köln-Mülheim ins Zentrum der Stadt geführt

Stefan Bachmann hat hier einen eher zähen Start und – auch selbstverschuldete – Vorwürfe wegen eines angeblich toxischen Betriebsklimas überlebt. Vor allem jedoch hat er Köln selbst und seine ziemlich einmalige Fähigkeit, noch selbstverständlichste Erwartungen zu unterlaufen, überstanden. Mehr noch, er hat das Schauspiel aus dem vermeintlichen Köln-Mülheimer Abseits ins Zentrum der Stadt und ihrer Menschen geführt.

Bachmanns Vorgängerin Karin Beier wurde bekanntlich ans Deutsche Schauspielhaus in Hamburg berufen. Von Köln aus scheint der Weg an die größten und berühmtesten Bühnen des deutschsprachigen Theaters zu führen. Jetzt kann man nur hoffen, dass die Stadt bei der Findung seiner Nachfolgerin oder seines Nachfolgers diesen hohen Anspruch ernst nimmt.