Kommentar zum Schauspiel-IntendantenEine absolut sinnvolle Notlösung
- Dass der Kölner Schauspiel-Intendant Stefan Bachmann seinen Vertrag um zwei Jahre verlängert hat, ist eine gute Nachricht für die Stadt. Die Findungskommission gewinnt damit dringend benötigte Zeit, einen Nachfolger für ihn zu finden.
- Und das wird schwer nach der misslungenen Berufung des Salzburgers Carl Philip von Maldeghem. Denn welcher Intendant mit Rang und Namen hat nach diesem amateurhaften Versuch überhaupt noch Lust, nach Köln zu kommen?
Köln – Wenn Stefan Bachmann, Intendant des Schauspiel Köln, seine Amtszeit an der hiesigen Bühne verlängert, so ist dies eine absolut sinnvolle Lösung nach dem Desaster vom Jahresbeginn.
Bachmann leistet ganze Arbeit, und die Findungskommission gewinnt Zeit: Vor allem das Publikum hat also etwas davon, denn die Chancen steigen, dass auf einen guten Intendanten ein guter folgt. Davon konnte man nicht immer ausgehen.
Die nun gefundene Übereinkunft zeigt aber auch, dass es Köln nach der misslungenen Berufung des Salzburgers Carl Philip von Maldeghem nicht leicht hat, geeignete Kandidaten zu finden. Der Imageschaden ist da – auch deswegen ist es geboten, mit aller Sorgfalt eine erfolgreiche Zukunft für das Schauspiel zu gestalten. Vor allem daran hat es die Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach fehlen lassen. Sozusagen im Alleingang, nur unterstützt vom ehemaligen Geschäftsführer des Deutschen Bühnenvereins, Rolf Bolwin, ging sie auf die Suche nach einem Nachfolger für Stefan Bachmann – und fand einen Kandidaten, dessen Profil in keiner Weise zu einem großstädtischen Schauspiel wie dem der Stadt Köln passte. Intendanzen wie die von Jürgen Flimm, Karin Beier und auch Stefan Bachmann haben Maßstäbe gesetzt.
Auch nach dem Rückzug Maldeghems aufgrund massiver Bedenken seitens der Kölner Kulturszene – der Schriftsteller Navid Kermani sprach in dieser Zeitung von einer Demütigung für die Stadt – hat sich die hiesige Verwaltung nicht gerade rühmlich verhalten. Als der Intendant des Thalia Theaters in Hamburg, Joachim Lux, den konstruktiven Vorschlag machte, Stefan Bachmanns Vertrag zu verlängern, ja, nachdem Bachmann selbst seine keineswegs selbstverständliche Bereitschaft erklärt hatte, über das Jahr 2021 hinaus in Köln zu bleiben, kam aus der Stadt nur frostige Reserviertheit als Antwort zurück.
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Oberbürgermeisterin Henriette Reker setzte ihre Hoffnung in eine nun einberufene Findungskommission, zu der endlich auch kulturelle Schwergewichte wie der Intendant des Deutschen Theaters in Berlin, Ulrich Khuon, zählen. Khuon ist überdies amtierender Präsident des Deutschen Bühnenvereins und garantiert einen profunden Überblick über die nationale wie internationale Szene. Eine Einigung auf passende Kandidaten oder Kandidatinnen ist dennoch kein Kinderspiel, im Gegenteil: Nun gilt es, die Individualisten der Kommission unter einen Hut zu bekommen.
Es ist an der Zeit, nach vorne zu blicken und die künftige Ära des Schauspiels zu gestalten. Die Findungskommission ist ein erster, wichtiger Schritt; ihr ausreichend Zeit zu verschaffen, ein nächster. Stefan Bachmann hat gerade in der jüngsten Spielzeit bewiesen, dass er für ein lebendiges Theater steht. Und als Intendant des Interims hat er demonstriert, dass er auch schwierige Situationen nicht allein meistert, sondern sogar mit Gewinn für die Stadtentwicklung gestaltet – sollte das Schauspiel irgendwann an den Offenbachplatz zurückkehren, so ist dringend zu wünschen, dass der Standort Mülheim weiterhin bespielt wird. Es gibt also viel zu tun in Sachen Schauspiel. Nicht zuletzt geht es für Köln darum, Vertrauen zurückzugewinnen.