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Konzert des Zimmermann-Stipendiaten Nicolas BergeSchnelle Klicks durch eine bunte Playlist

Lesezeit 2 Minuten
Nicolas Berge steht vor einer Wand, er trägt ein weißes Shirt, auf der Wand ist ein Bild von ihm zu sehen.

Nicolas Berge studierte an der Hochschule für Musik und Tanz Köln Klavier und Elektronische Komposition.

Nicolas Berge überzeugte bei seinem Konzert als Preisträger des Bernd-Alois-Zimmermann-Stipendiums.

Jedes Jahr präsentieren die gut besuchten Konzerte der Bernd-Alois-Zimmermann-Stipendiaten der Stadt Köln in der Kunst-Station Sankt Peter eine ausgezeichnete Position des jüngsten Musikschaffens. Wie kaum je zuvor waren diesmal Elektronik, Audio- und Videozuspielungen integrale Bestandteile des Konzerts des aktuellen Preisträgers Nicolas Berge.

Der 1992 in Burgwedel bei Hannover geborene Komponist studierte an der Hochschule für Musik und Tanz Köln Klavier und Elektronische Komposition. Sein Gebrauch von Medien und Musik unterschiedlicher Stile und Epochen steht durchaus in der Nachfolge des pluralistischen Komponierens des 1970 aus dem Leben geschiedenen Namensgebers des Preises.

Ein Triptychon über Greatest Hits von Bach, Vivaldi und Händel

Die drei Stücke erschienen wie ein Triptychon über Greatest Hits von Bach, Vivaldi und Händel. Das Cologne Guitar Quartet spielte Berges „reshape my heart“, das es im Mai beim Festival Acht Brücken uraufgeführt hatte. Tablet-Computer dienen hier nicht nur der Projektion von Noten und Einsätzen, sondern werden stellenweise dem Publikum zugedreht, um Aufnahmen der singenden Gesichter der Mitwirkenden zu zeigen. Dem Wechsel von digitalem Abbild und leibhaftiger Erscheinung entsprechen schnelle Klicks durch eine bunte Playlist aus Disco, Pop, Rock, Klassik, Schlager, Zensurtönen, Drumcomputer, Noise und Johann Sebastian Bach, wahlweise nacheinander oder sich überformend.

In der Videoproduktion „fake lʼestate (nxc edit)“ spielten Hannah Weirich auf E-Geige und Pianist Ulrich Löffler mit Analog-Synthesizern ein Nightcore-Arrangement von Vivaldis „Vier Jahreszeiten“. Diese Concerti genossen immer schon einen hohen Popularitäts- und Unterhaltungswert. In den 1980er Jahren wurden sie von Rondo Veneziano mit Drumset und Verstärkung aufgemotzt.

Nun machten elektronische Sounds, Glitchs, Beats und digital auf High Speed getrimmte Bogen- und Tastenaktionen den Evergreen zum Partykracher für den Dance Floor. Zugleich mit dem Wandel von Technik, Material und Geschmack vollzieht sich ein sozialer Transfer in die Pop- und Jugendkultur.

Das von Berge 2017 mitbegründete Ensemble Kollektiv3:6Koeln bot zum Abschluss die Bühnen- und Videoshow „I could be anything I want“, Ende 2022 im ehemaligen Autohaus Dresen in Köln-Ehrenfeld uraufgeführt. Die grelle Variationenfolge zeigt Händels „Lascia ch’io pianga“ in YouTube- und TikTok-Videos berühmter Countertenöre und Möchtegern-Next Superstars. Die berühmte Arie wird wie im Thermomix erhitzt, gequirlt, gestreckt, gepresst und immer wieder fashionable eingekleidet als Hyperpop, Hardstyle. Vaporwave, Japan-Pop, Bratschensolo oder mit Vocoder verzerrtes Vokalquintett. Berge will Genregrenzen verflüssigen. Und dabei „funktionieren“ die unkaputtbaren Megahits seit dreihundert Jahren immer noch bestens.