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Konzert im PalladiumLiam Gallagher weigert sich „Wonderwall“ zu singen

Lesezeit 3 Minuten

Liam Gallagher im Palladium

Köln – Ein einfaches weißes Schild auf der Bühne des Kölner Palladiums verkündet das Programm des Abends: In fetten schwarzen Lettern steht dort „Rock ’n’ Roll“. Als Liam Gallagher – natürlich im Parka – mit dem Oasis-Hit „Rock ’n’ Roll Star“ die Bühne betritt, fliegen die ersten Bierbecher.

Es gibt keine aufwendige Bühnenkulisse, keine over-the-top Lichtshow, keine Special-Effekte oder sonst irgendetwas, das von der Musik ablenken könnte. Anstatt den Publikumsanimateur zu spielen wie so manch anderer Frontmann – „Klatscht in die Hände“, „Geht’s euch gut?“ – steht Liam einfach da und scheint ganz versunken in seinen Songs.

Mit „Morning Glory“, einem weiteren Oasis-Klassiker, geht es weiter, bevor ein Block aus vier Songs von Liams Soloalbum „As You Were“ folgt. „Greedy Soul“, „Wall of Glass“, „Bold“ und „For What It’s Worth“ werden vom Publikum weniger enthusiastisch aufgenommen, als die Oasis-Nummern, scheinen aber dennoch auf Anklang zu stoßen. Die zweite Hälfte des Konzerts richtet sich dann wieder ganz nach den Wünschen der Zuschauer und besteht überwiegend aus Songs von Oasis. Nur hin und wieder wird ein Titel von „As You Were“ eingestreut.

Kein „Wonderwall“, obwohl es geplant war

Die derzeit stattfindende Fußball-Weltmeisterschaft macht auch vor einem Liam-Gallagher- Konzert nicht Halt. Auf der Bassbox prangt ein Banner der Fußballmannschaft der Heimatstadt des Musikers: MCFC – Manchester City Football Club. Und natürlich muss das frühe Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft zur Sprache kommen: „Was zur Hölle ist bei dieser WM passiert, Deutschland?! Willkommen in unserer Welt!“ England dagegen hat ein Elf-Meter-Schießen gewonnen, und das wird mit „Football is coming home“-Chören aus dem Publikum gefeiert.

Was jedoch an diesem Abend fehlt, sind die wüsten Beleidigungstiraden gegen seinen Bruder Noel Gallagher oder Wutausbrüche in Richtung von Licht- oder Tontechnikern, für die der notorische Streithahn Liam berüchtigt ist. Und das obwohl man beständig den Eindruck hat, dass etwas in ihm brodelt – irgendeine schlechte Laune oder etwas, das ihm bei der Show in Köln übel aufgestoßen ist vielleicht. Seinen Ausdruck findet diese vage Vermutung allerdings nur in der Weigerung des Rockstars, „Wonderwall“ am Ende der Zugabe zu spielen, obwohl es laut Setlist so geplant gewesen war.

Besonders da das Konzert im März kurzfristig ausfallen musste, weil den Sänger eine Erkältung erwischt hatte, und ein Ersatztermin erst für jetzt, Anfang Juli, mitten in der Urlaubszeit, gefunden werden konnte, wäre er das seinen Fans wohl schuldig gewesen. Als er um 20 nach 10 „Live Forever“ als den letzten Song des Abends ansagt, ist die Enttäuschung im Saal für einen Moment spürbar. Dennoch singen alle mit und verzeihen ihrem Rockstar auch diese Launenhaftigkeit.