Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen kündigt finanzielle Unterstützung bei der Restaurierung an
Die umfangreiche Bibliothek des Ferdinand Franz Wallraf (1748 –1824) ist weiterhin in einem maroden Zustand. Der einzige Kölner „Erzbürger“ hatte vor 200 Jahren der Stadt seine vielfältige Sammlung testamentarisch überlassen – mit der Auflage, nichts davon zu veräußern. Und gewiss in der Erwartung, dass all das, was er da zusammengetragen hatte, angemessen gepflegt werde. Dabei hat der Mann, an den derzeit eine Ausstellung im Wallraf-Richartz-Museum erinnert, gewiss auch an seine Bücher gedacht. Doch die sind, wie Christiane Hoffrath, die zuständige Dezernentin für Historische Bestände und Sammlungen in der Universitäts- und Stadtbibliothek (USB), feststellt, in einem schlimmen Zustand.
Von den gebrochenen Buchrücken und wasserfleckigen Buchseiten war an dieser Stelle bereits vor sechs Wochen die Rede. Zwischenzeitlich hat die USB ein Buchpatenprojekt aufgelegt, um Unterstützer für einige wenige ausgewählte Werke zu finden – etwa für ein Mineralienbuch von Albertus Magnus von 1569 oder für eine französische Sittenlehre von 1759. Doch das kann nur ein winziger Tropfen auf einem sehr heißen Stein sein. Denn mindestens 5000 Bände müssten dringend restauriert werden, sagt Hoffrath – also gereinigt, gebunden, ausgebessert, wiederhergestellt, stabilisiert und verpackt werden. Die Kosten dafür kann die Universitäts- und Stadtbibliothek alleine nicht stemmen. Denn die werden auf knapp 1,5 Millionen Euro veranschlagt.
Nun aber ist Rettung in Sicht. Isabel Pfeiffer-Poensgen, Kulturministerin des Landes Nordrhein-Westfalen, ist „der schlechte Zustand der Wallraff-Bibliothek in Köln“ bekannt. Sie halte „bestandserhaltende Maßnahmen für unbedingt erforderlich“, teilt das Ministerium auf Anfrage dieser Zeitung mit. Daher habe Pfeiffer-Poensgen vorgeschlagen, zunächst ein Gutachten zu erstellen, um ein genaueres Bild vom Schadenszustand zu bekommen. Auf dieser Grundlage sollen „Arbeitspakete“ geschnürt werden, die eine sukzessive Bearbeitung nach Dringlichkeit möglich machen. Der Satz, der allen, denen an der Sanierung und Sicherung des Wallraf’schen Erbes gelegen ist, besonders willkommen ist: „Das Land ist bereit, gemeinsam mit anderen Förderern sowohl das Gutachten als auch die Restaurierung finanziell zu unterstützen.“ Hubertus Neuhausen, Direktor der Universitäts- und Stadtbibliothek, reagierte auf diese Nachricht am Mittwoch: „Das ist doch großartig!“ Er freue sich sehr darüber, dass das Land NRW sich bei diesem Projekt engagieren wolle.
Die Sammlung befindet sich im Eigentum der Stadt Köln und im Besitz der Universität. Zuständig ist also zunächst einmal die Hochschule. Die ist bereit, sich an der Restaurierung mit einem „nennenswerten“ Beitrag zu beteiligen. Das hatte der Kanzler der Universität, Michael Stückradt, in einem Schreiben an die Ministerin bereits zugesichert. Ob sich auch die Stadt engagieren mag, steht dahin. Kulturdezernentin Susanne Laugwitz-Aulbach sagte, dass man auch über die Sammlung mit dem Kulturministerium sprechen werde.
Den einschlägigen Kölner Kontakt zur Ministerin Pfeiffer-Poensgen hatte Peter Jungen geknüpft. Der Vorsitzende des Stifterrats des Wallraf-Richartz-Museums hatte zudem die Verbindung zwischen der Universität und dem Ministerium hergestellt. Ausgelöst wurde das aktuelle Interesse an Ferdinand Franz Wallraf, der als bedeutendste und exemplarische Gestalt unter den Kölner Stiftern und Mäzenen gilt, durch ein Forschungsprojekt am Historischen Institut der Universität zu Köln. Gudrun Gersmann, Inhaberin des Lehrstuhls für die Geschichte der Frühen Neuzeit, hatte mit den Studien über den Gelehrten auch die Ausstellung im Wallraf befördert.
Buchpaten für ausgewählte Werke der Sammlung Wallraf sucht die Universitäts- und Stadtbibliothek. Informationen online: