Die Kölner Galerie Van der Grinten zeigt Werke von Lorenzo Pompa. Eine Schau über Tragik und Komik des Menschen.
Lorenzo Pompa in KölnSeine Pop-Art-Gurken stellen menschliche Triebe dar
Betritt man derzeit die Kölner Galerie Van der Grinten in der Getrudenstraße, begegnen einem die farbenfrohen Pop-Art-Gurken des deutsch-italienischen Künstlers Lorenzo Pompa – oder sind es doch Kakteen? Pompas Protagonisten kommen eher gurkenhaft daher: lange, oben abgerundete, standhafte Säulen, deren farbige Längsstreifen an Rillen erinnern. Jene Streifen wiederum ähneln knalligen Farbkombinationen der Pop-Art aus Rot, Blau, Gelb und Grün.
Die gemalten Figuren versieht der Künstler teils mit Augen, Händen und Armen und nähert sie dadurch rudimentär dem menschlichen Körper an. Das Menschsein mit all seinen Gefühlen und Trieben ist es auch, was Pompa mit seiner Ausstellung „A Twitter at the Palisades“ darstellen will.
Im Gemälde „Colored Multitude in its abstract Appearance“ (2023) etwa stehen die Figuren als Gruppe um einen Niedergestreckten herum. Die Kombination mehrerer Farben verleiht ihnen eine gewisse Dynamik – je länger man das Bild betrachtet, desto beweglicher scheinen die Gestalten. Durch Neigungen und Attribute werden verschiedene Gemütslagen dargestellt: Angst, Genugtuung, Trauer, Schmerz, Wut. Das Gemälde erinnert an „Die Beweinung Christi“ (1306) von Giotto di Bondone.
In Pompas Werken entfalten sich darüber hinaus weitere menschliche Themen in Allegorien, etwa die mütterliche Fürsorge auf „Mutter Kind Steine Blume“ (2023) oder der Überlebenstrieb. In „Public Relations“ (2023) liegen abgetrennte Gliedmaße wie gefällte Bäume im Hintergrund, während im Vordergrund die comichaften, anthropomorphen Soldaten zur nächsten Attacke mit einer Steinschleuder ausholen – trotz zivilisatorischen Fortschritts bleibt der brutale Überlebenskampf bestehen.
Eine gewisse Tragik wird in der Bildsprache der Ausstellung deutlich. In mehreren Gemälden ist eine schlimme Entwicklung entweder unausweichlich oder sie hat bereits stattgefunden. Dem gegenüber steht eine Komik, die der Künstler insbesondere durch die Farbwahl und Skurrilität seiner Figuren erzeugt. Tragik und Komik, das machen Pompas Werke deutlich, sind gleichermaßen Teil des Lebens.
„A Twitter at the Palisades“, Lorenzo Pompa. Galerie Van der Grinten, Köln, bis 4. November.