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Musik wie vom FließbandWarum Deutschland den letzten Platz beim ESC verdient hat

Lesezeit 2 Minuten
malik harris kommentar

Malik Harris versuchte beim ESC mit technischer Versiertheit zu glänzen.

Wie gemein! Noch immer will die Empörungswelle in den sozialen Medien über den letzten Platz von Malik Harris beim Eurovision Song Contest nicht abklingen. Der deutsche Pop-Patriotismus wittert unter dem Hashtag #esc2022 die Verschwörung: Die anderen mögen uns nicht! Alles Politik! Da geht’s doch gar nicht um Musik! Würde es nämlich um musikalische Qualität gehen, dann hätte Deutschland nicht auf den letzten Platz landen können, denn Malik Harris hat doch „einen guten Job gemacht“, wie Peter Urban nach dem deutschen Beitrag kommentierte.

In dem Satz steckt der ganze Grund für das seit Jahren schlechte Abschneiden Deutschlands. Wer Musik als Job versteht, als pedantisch berechnete Fließbandware, versehen mit dem Gütesiegel „Made in Germany“, der wird beim Eurovision Song Contest keinen Erfolg haben.

Der deutsche Ingenieursgeist ganz bei sich

Nach einem Job sah der Auftritt von Malik Harris tatsächlich aus: Statt die Bühne in Turin für eine bunte Show zu nutzen, wie es etwa das Kalush Orchestra tat, nahm uns Malik Harris mit in sein imaginäres Tonstudio, ausstaffiert mit Teppichen, Instrumenten und Verstärkern. Harris versuchte mit technischer Versiertheit zu überzeugen, indem er live Klavierakkorde und Drumsounds loopte. Dort, in seiner Musikfabrik, war der deutsche Ingenieursgeist mit seiner Faszination für das technische Detail ganz bei sich.

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Damit gelang Harris ein grundsolider Popsong. „Rockstars“ war nicht der schlechteste Beitrag des Abends, wahrscheinlich aber der langweiligste. Der Song wurde einfach überhört. Technisch grundsolide zu sein reicht vielleicht, um gute Autos zu bauen, aber musikalische Begeisterungsstürme kann man damit eben nicht entfachen.