Die Kölner Galerie Martina Kaiser zeigt Wasserlandschaften von Matthias Meyer. Die sind mehr als nur virtuos gemalt.
Matthias Meyer in KölnAm liebsten würde man daran glauben, das alles zum ersten Mal zu sehen
Auf den ersten Blick könnte man diese Landschaftsbilder für Werke eines späten Impressionisten halten. Aber natürlich weiß Matthias Meyer, ein ehemaliger Meisterschüler von Gerhard Richter, dass man Seerosen heute nicht mehr genüsslich über die Leinwand treiben oder ein seliges Glitzern ins leicht bewegte Wasser tupfen kann. Oder vielleicht doch? Wenn man es so macht wie Meyer, möchten wir gerne daran glauben, solche flirrenden Farbspiele zum ersten Mal zu sehen.
Im Moment hat Matthias Meyer die Kölner Galerie Martina Kaiser in den Garten einer Malerei verwandelt, die sich ihrer eigenen Sehnsucht nach Schönheit nicht schämt. Wir tauchen in spiegelnde Wasseroberflächen ein, sehen, wie sich dort das Farbspektrum von Bäumen, Sträuchern und Himmel bricht, oder blicken durch Schilf auf das entfernte, lockende Ufer einer anderen zeitgenössischen Kunst. Meyer malt Naturschauspiele, ohne dass ihn dies in Verlegenheiten stürzt. Was er nicht tut, ist hinter die modernen Zweifel am klassischen Schönheitsideal zurückzugehen. Auch bei ihm ist das Schöne nicht einfach da. Es entsteht vielmehr erst durch die Virtuosität der Malerei.
Matthias Meyer löst die Gegenstände seiner Gemälde buchstäblich auf
Meyer löst die Gegenstände seiner Gemälde buchstäblich auf. Er arbeitet mit stark verdünnten Ölfarben und Lösungsmitteln, die Wassertropfen gleich an der Leinwand hinunterrinnen und die Welt buchstäblich ins Fließen bringen. Es ist eine Malerei nach dem Aquarellprinzip von Versuch und Irrtum, nur eben im deutlich größeren Format, eine Malerei, die aus sich heraus zu leben scheint.
Das Genre, das Meyers Stil am meisten entgegenkommt (und sich mutmaßlich am besten verkauft), ist das Landschaftsbild. Aber der Mittfünfziger hat auch schon Stadtbilder und Menschenmengen gemalt: Der einzelne Mensch wirkt auf diesen Bildern wie hineingetupft in den Wellenschlag einer anonymen, aber festlich gestimmten Masse.
Bei Martina Kaiser sind ausschließlich Wasserlandschaften zu sehen, mit Wäldern und Seen, Pflanzen und Wasserfällen. Meist gehen Vorder- und Hintergrund fließend ineinander über, manchmal schaut man aber auch wie durch ein bemaltes Fenster auf die Natur, oder Meyer zieht einen Vorhang aus Grashalmen oder Schilfrohren in sein Motiv. Früher ließen sich auf dem Grund dieser Farbseen oft noch die Umrisse versunkener Städte erahnen. Aber auch ohne sie haben Meyers Bilder eine melancholische Tiefe, gerade dort, wo sie das Gemachte schöner Oberflächen betonen.
Auf diesen Oberflächen geschieht erstaunlich viel, vielleicht sogar mehr als in der Natur. Pigmentschwärme liegen in der Luft, Wind bewegt das Wasser, Bläschen platzen auf, und die gespiegelte Umgebung kippt das Bild ins Undurchsichtige. Im Grunde wirkt das alles schon wieder zu virtuos komponiert, zu wenig spontan, um überhaupt als Impressionismus durchzugehen. Aber das ist eben der Preis, den man als Nachgeborener zahlen muss.
„Matthias Meyer: Stream – Water Landscapes“, Galerie Martina Kaiser, Bismarckstr. 50, Köln, Di.-Fr. 13-18 Uhr, Sa. 12-16 Uhr, bis 18. Juni.