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„Ist das Allerletzte“Luisa Neubauer kritisiert Regierung – harsche Kritik auf Twitter

Lesezeit 3 Minuten
Luisa Neubauer DPA 010422

Die deutsche Klimaaktivistin Luisa Neubauer.

Die deutsche Klimaaktivistin Luisa Neubauer (Grüne) hat in der ZDF-Talkshow „maybrit illner“ am Donnerstagabend das Verhalten der Bundesregierung gegenüber Russland scharf kritisiert. „Wir sind so erpressbar, weil wie immer weiter und wieder besseren Wissens in das russische Gas investiert haben“, erklärte Neubauer, die die deutsche „Fridays for Future“-Bewegung mitbegründet hat.

Der aktuelle Krieg in der Ukraine zeige umso deutlicher, dass fossile Energie nicht zukunftsfähig sei. „Wir müssen davon radikal Abkehr nehmen, die Energiewende muss jetzt schneller kommen. Das ist keine Chance, sondern eine sehr logische Konsequenz, geboren aus der aktuellen Situation“, erklärte Neubauer.

Verteidigungsministerin Christine Lambrecht verteidigt Waffenlieferungen

Auch über das Sondervermögen der Bundeswehr diskutierte die Runde. Man habe im Ukraine-Konflikt zu spät gehandelt, sagt der stellvertretende „Welt“-Chefredakteur Robin Alexander. „Die Ukrainer haben auf den Fußmatten Berlins gewinselt, dass wir Nord Stream 2 sein lassen. Wir haben aber trotzdem weitergemacht“, so Alexander. „Die 100 Milliarden haben mit der Ukraine überhaupt nichts zu tun. Das wir eine Bundeswehr haben, die funktioniert, hilft der Ukraine gerade niemandem“, erklärte Alexander.

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Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) war aus New York in die ZDF-Talkshow zugeschaltet. „Die USA schätzen das deutsche Engagement bisher sehr, das bekomme ich hier immer wieder gesagt“, erklärte Lambrecht. Die Entscheidung für das Sondervermögen sei richtig gewesen. Sie werde sich allerdings weiterhin nicht öffentlich zu Waffenlieferungen äußern. „Sobald ich das tue, werden diese Transporte zur Zielscheibe“, erklärte Lambrecht.

„Wenn wir darüber sprechen, dann weiß auch Putin, welche Waffen die Ukraine besitzt. Daher haben wir uns dazu entschlossen, die Lieferungen als geheim einzustufen“, ergänzte die SPD-Politikerin. „Welt“-Journalist Robin Alexander schüttelte bei Lambrechts Ausführungen mehrfach den Kopf.

Luisa Neubauer findet Bundswehr-Sondervermögen „skurril“

Luisa Neubauer dagegen findet das Sondervermögen skurril: „Wir müssen wirklich darüber nachdenken, wie wir den Krisen entgegentreten können, ohne andere Krisen weiter zu beschleunigen. Dass wir jetzt über Rüstungsexporte debattieren ist eine Debatte, in der ich mich nie gesehen habe. Es ist eine Ausnahmesituation.“ Sie habe ein mulmiges Gefühl bei Rüstungsexporten, verstehe aber auch die derzeit schwierige Lage.

Neubauer ging dann auch auf die Worte von Verteidigungsministerin Lambrecht ein und hinterfragte die deutsche Energiepolitik: „Wann kommt eigentlich der Punkt, an dem wir sagen, dass wir nicht nur die Ukraine, sondern auch Putin durch unsere Gas-Zahlungen weiter mit Waffen ausstatten?“

Man verlängere den Krieg durch diese Art der Finanzierung jeden Tag. Daher spreche sie sich auch für weitere Sanktionen aus. „Ich finde es ehrlich gesagt das Allerletzte, Frieden gegeneinander auszuspielen. Auf die eine Seite wird der soziale Frieden in Deutschland gestellt, mit dem begründen, dass wir uns nicht mit allen Mitteln für den Frieden in der Ukraine einsetzen. Das finde ich unehrlich“, so Neubauer.

Luisa Neubauer fordert ehrliche Debatte über Energie-Embargo gegen Russland

„Wenn wir darüber sprechen, dass es Belastungen in Deutschland gibt, dann müssen wir da drüber reden. Das Entlastungspaket der Bundesregierung vergünstigt das Fahren mit Benzin und Diesel. Das hilft vor allem den Reichsten in diesem Land mit den meisten Autos“, erklärt Neubauer weiter.

Sie forderte eine ernsthafte Debatte mit der Chemie-Industrie, die die meiste Energie in der deutschen Industrie braucht. „Ich finde es demokratisch tragisch, wenn wir nicht ehrlich über die Konsequenzen eines Embargos diskutieren. Experten sagen, dass das möglich ist“, sagte Neubauer.

FDP-Politiker kritisiert Einladung von Luisa Neubauer zu „maybrit illner“

Bereits im Vorfeld der Sendung hatte es Kritik an der Einladung Neubauers zu „maybrit illner“ gegeben. „Luisa Neubauer meint, die Wurzeln der Klimakrise lägen in Machthierarchien von Männern über Frauen. Früher wäre man mit solchem Blödsinn durch jede Abitiurprüfung gerauscht. Heute qualifiziert man sich so für alle Talkshows, auch als Verteidigungsexpertin. Armese Deutschland“, schriebt Gerhard Papke, Vize-Chef der FDP-Landtagsfraktion in Nordrhein-Westfalen auf Twitter.

Ebenfalls zu Gast in der Sendung waren der CDU-Sicherheitsexperte Roderich Kiesewetter, Siegfried Russwurm, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie und die Politikwissenschaftlerin Jana Puglierin. (shh)