AboAbonnieren

30 Jahre homerisches GelächterWarum die „Simpsons“ das Endlos-Epos unserer Tage sind

Lesezeit 3 Minuten
5F9F1E00018A7821 (1)

Marge (v.l.), Homer, Maggie; Bart, Lisa (vorne) und Hund Knecht Ruprecht in einer Szene aus der 30. Staffel der Serie „Die Simpsons“.

  1. Vor 30 Jahren, am 17. Dezember 1989, lief die erste Folge der Kult-Serie „Die Simpsons“.
  2. Das homerische Lachen findet einfach kein Ende.
  3. Denn die Familie ist die gelbe Zerrspiegelung unserer eigenen Familien.

Szenen einer Ehe: Hephaistos, Gott des Feuers, hat seine Gattin Aphrodite in flagranti mit dem Kriegsgott Ares erwischt, und die Liebenden in einem Netz aus Blitzen gefangen. Als er den anderen Olympiern das eingeschnürte Paar präsentiert, erntet er laut schallendes, nicht enden wollendes Gelächter. Und so wurde die Sitcom erschaffen, nachzulesen bei Homer, also ganz am Anfang der abendländischen Literaturgeschichte.

30 Jahre „Die Simpsons“

Diese göttliche Lachkonserve bezeichnet man deshalb auch als „homerisches Gelächter“. Das begleitet auch das große homerische Opus unserer Tage, „Die Simpsons“, seit nun mehr 30 Jahren und vielleicht bis ans Ende aller Zeiten. Am 17. Dezember 1989 lief die erste von mittlerweile 672 Folgen, das Weihnachtsspecial „Simpsons Roasting on an Open Fire“ (in Deutschland lief sie unter dem Titel „Es weihnachtet schwer“).

Mit der zweiten, im darauffolgenden Januar ausgestrahlten, Episode „Bart the Genius“ zoomte dann zum ersten Mal die Trickfilmkamera durch weiße Kumuluswolken auf das knallgelbe Logo der Serie, zoomte weiter durch das Loch im „P“ auf den Schauplatz des Geschehens, die überall und nirgendwo in den USA im Schatten des örtlichen Atomkraftwerks gelegene Kleinstadt Springfield.

„Die Simpsons“ sind unsere Zerrspiegelung

Und landet schließlich auf dessen, also des Atomkraftwerkes, größtem Sicherheitsrisiko, dem Sicherheitsinspektor Homer Simpson und auf seiner Familie, alle auf ihrem Weg zum heimischen Sofa, wo sie uns seitdem Woche für Woche im Schein des Fernsehers gegenübersitzen, als gelbe Zerrspiegelungen unserer eigenen Familien.

Ursprünglich hatte der Zeichner Matt Groening die glubschäugigen Charaktere für die „Tracey Ullman Show“ auf dem Sender Fox, der sein Programm damals gerade erst auf die Primetime ausgedehnt hatte, entwickelt. Oder vielmehr beiläufig im Bürovorzimmer des Produzenten James L. Brooks skizziert. Die kurzen Animationen liefen vor und nach den Werbepausen.

„Bartmania“ in den Neunzigern

Groening hatte die Simpsons nach seiner eigenen Familie benannt, nach seinen Eltern Margaret und Homer (später taufte er auch seinen ältesten Sohn auf den Namen Homer), nach seinen jüngeren Schwestern Lisa und Maggie. Eine Ausnahme machte er nur für den Avatar seines älteren Bruders Mark, „Bart“ ist ein Anagramm von „brat“, „Blag“, „Göre“. Der zehnjährige Tunichtgut avancierte zur kulturellen Ikone, als er auf die allererste von vielen weiteren Ermahnungen des Schuldirektors Skinner schlicht „eat my shorts“ antwortete. Die frühen 1990er waren die Jahre der „Bartmania“, und als der gelbe Tunichtgut mit seinem Rap-Song „Do the Bartman“ die Charts stürmte, sang Michael Jackson im Hintergrund, der den Song, wie Matt Groening später offenbarte, auch komponiert hatte.

Erst später verlagerte sich der Fokus auf den überzeugten Minderleister Homer Simpson, dessen Konterfei man heute viel eher auf T-Shirts begegnet. Und noch später verlor sich der Fokus der Fernsehserie zusehends. Viele Fans sehen die zweite Folge der neunten Staffel, „The Principal and the Pauper“, in der sich der bereits erwähnte Schuldirektor als Hochstapler entpuppt, als den Anfang vom Ende der goldenen Simpsons-Ära.

Das könnte Sie auch interessieren:

Das war im Herbst 1997. Ging es von da an tatsächlich bergab, so verlief der Weg nach unten wenigstens in lang ausschweifenden Serpentinen. Mittlerweile laufen „The Simpsons“ in der 31. Staffel, ihren einzigen Konkurrenten in Sachen Langlebigkeit, die Westernserie „Rauchende Colts“, hat sie vergangenes Jahr hinter sich gelassen.

Das homerische Lachen findet einfach kein Ende. Fox hat bereits Folgen bis 2021 bestellt.