Die deutsche Metalband Powerwolf veröffentlicht an Karfreitag ihr neues Album.
„Metal is Religion“Powerwolf feiert „Heavy Metal Ostermesse“ im Palladium
Gründonnerstag, die Glocken läuten ein letztes Mal vor der Osternacht, viele Kölnerinnen und Kölner dürften sich jetzt auf das Fest vorbereiten. Nicht so die 4000 Fans im Palladium. Für sie läutet Powerwolf einen Abend ein – also tatsächlich, mit dem Klang von Kirchenglocken –, den sie als einen Feiertag für Metalfans angekündigt hatten. Die Powermetaler aus Saarbrücken haben zur Ostermesse geladen.
Mit entsprechender Mise-en-Scène: Gotische Kirchenfenster auf der Wand hinter der Bühne, auf dem LED-Screen fährt ein eisernes Tor täuschend echt hoch. Grelles, weißes Licht. Heraus kommen die Wölfe, mit Kreuz und Fackeln. Powerwolf treiben den Slogan „Metal is Religion“ auf die Spitze, ihre Konzerte sind Messen, sie stellen christliche Bilder auf den Kopf und Keyboarder Falk Maria Schlegel ist auch Organist.
Die pseudoreligiösen Bräuche ziehen sie eiskalt durch, zucken dabei nicht mit der Miene. „All I want is resurrection, now!“ singt Frontmann Attila Dorn mit kreideweiß bemalten Gesicht, schwarz sind die Augen und Knochenstruktur umrandet. Im Hintergrund beten Nonnen eine Wolf-Kreatur an. Der österliche Wunsch nach Auferstehung kommt beunruhigend glaubhaft über seine Lippen – bis der Refrain beginnt: „Resurrection by Erection.“
Powerwolf im Palladium: Fiktive Bandgeschichte zieht sich durch Bühnenauftritte
Attila Dorn ist das Wolf-Pseudonym von Karsten Brill. Der Legende nach ist er halb Ungar, halb Rumäne und traf die Geschwister „Charles und Matthew Greywolf“, Gründer der Band, in einem rumänischen Pub. Ihre erdachten Hintergründe finden auch nach 20 Jahren Bandgeschichte noch Einfluss auf ihre Bühnenauftritte. „Vielen Dankeschön“, lässt Dorn fallen, wann immer er kann.
Das Publikum macht mit bei der Show, ist Teil von ihr. Die Maskierung der Band ahmen viele nach. Fans bekreuzigen sich, bevor sie die Faust in die Luft strecken. Wer zum ersten Mal bei einem Powerwolf-Konzert ist, wird durch Wolfsgeheul ins Rudel aufgenommen.
Dorn lädt zum „Vater Unser“ ein: „Dein Reich geschehe“, sagt er in kirchlichem Singsang, „aber mein Wille geschehe!“, schlägt seine Stimme um, ein Wolf mit Allmachtsfantasie. „My Will Be Done“ ist einer der neuen Songs, die Powerwolf zwar schon gespielt hat, aber Teil des neuen Albums „Interludium“ sind. Denn die „Ostermesse“ diente als Release-Show, Karfreitag kommt das Interimsalbum heraus.
Powerwolf-Konzert in Köln: „Ostermesse“ vor Album-Release zu Karfreitag
Mit Raritäten der Gruppe wie „Wolfborn“, das im alten Powerwolf-Stil das rasend schnelle Power-Drumming (seit 2011 von Roel van Helden) mit sakralen Riffs vereint, klingt das Album mit zehn Tracks nach mehr als „Interludium“, einem Zwischenspiel. Und das, obwohl es nur zur Hälfte aus neuen Studiotracks wie „No Prayer at Midnight“ und „Altars On Fire“ besteht. Diese sind den eingefleischten Fans von der vergangenen Tour bekannt. Das Palladium singt textsicher mit.
Es ist ja auch Powerwolfs Charakteristikum, unglaublich eingängige Songs zu produzieren. Die Klassiker der Band, „Demons Are A Girl’s Best Friends“ oder „Die – Die – Dynamite“, sind in ihrem Mitgröl-Faktor kaum zu schlagen. Vielleicht auch deshalb, weil die Powermetal-Botschaften eher positiv sind, es geht darum, eine Gemeinschaft schaffen. Das ebenfalls beinah-neue „Sainted By The Storm“ reiht sich in die Hit-Reihe ein. Es scheint befreiend zu sein, sich kollektiv gesegnet zu fühlen. Wie in einer Ostermesse.