Köln – Nach seiner Premiere am 10. Januar 1927 - vor 95 Jahren - im Berliner Ufa-Palast am Zoo avancierte Fritz Langs „Metropolis“ ohne Zweifel zum deutschen Stummfilmklassiker schlechthin. Der Film ist der Traum von einer Zukunft, die längst vergangen ist - weil dieser Traum ein Kind der 20er Jahre war. Die Maschinen-Maria hat gleichwohl George Lucas inspiriert, die expressionistische Ausleuchtung beeinflusste das gesamte Kino, während die architektonische Vision von der Stadt der Zukunft Diskussionen zur Urbanität in Gang setzte.
Und natürlich gibt es die vielen neuralgischen Punkte des Films. Thea von Harbou, die das Drehbuch schrieb und mit dem späteren Emigranten Lang verheiratet war, pflegte durchaus einen Hang zu den Totalitarismen der Zeit: zum Sozialismus, vielmehr aber noch zum Nationalsozialismus. Hirn, Herz und Hand, so ihre Botschaft, sollten alle im Dienst einer gemeinsamen Sache wirken. Solche Appelle, die geradewegs aus Goebbels Giftküche stammen könnten, waren damals prekär, und sie sind es noch heute.
Futuristisches Bild und muffige Klischees
Auf der einen Seite entwarf Lang also ein großes, stellenweise atemberaubendes futuristisches Bild. Andererseits bedient „Metropolis“ muffige Besinnungsklischees, wie sie Altnationale und Rechtskonservative in der Weimarer Zeit gern pflegten. Die Schere, die den Film prägt, setzte sich in den Biografien seiner Macher fort: Fritz Lang wanderte aus dem nationalsozialistisch verseuchten Deutschland nach Amerika aus - Thea von Harbou schrieb Bücher für den staatstreuen und propagandistisch wertvollen Filmemacher Veit Harlan („Jud Süß“).
Gleichwohl, der Film ist ein Klassiker, und so präsentieren das Gürzenich-Orchester Köln und die Universitäts- und Stadtbibliothek Köln im Februar eine dreiteilige Fritz Lang-Filmreihe mit „Metropolis“, aber auch mit den beiden Werken „Frau im Mond“ und „Spione“.
Aufführungen im Filmforum NRW und in der Philharmonie
Die ersten beiden Abende finden im Filmforum NRW statt. Untermalt durch einen Live-Soundtrack von Matthias Hirth und Live-Klaviermusik von Stummfilmpianist Richard Siedhoff, bilden die beiden Filme den Auftakt für eine große Aufführung der restaurierten Fassung von „Metropolis“ in der Kölner Philharmonie, für die Martin Matalon eigens das Stück „Metropolis rebooted“ für Orchester und Elektronik komponiert hat.
Das könnte Sie auch interessieren:
„Frau im Mond“ ist wie „Metropolis“ ein Science-Fiction-Film, aber einer, der den Trip zum Trabanten mit einer Spionagegeschichte verknüpft. Thea von Harbou schrieb das Buch, wie auch zu „Spione“, einem Agentenabenteuer in osteuropäischer Sphäre, das selbstverständlich nicht ohne Liebesaffäre auskommt.
Termine: Frau im Mond - Matthias Hirth: Live-Soundtrack, 05. Februar 2022, 18.30 Uhr; Spione - Richard Siedhoff am Klavier, 09. Februar 2022, 19.30 Uhr; Metropolis - Martin Matalon: "Metropolis rebooted" für Orchester,16./17. Februar 2022 in der Kölner Philharmonie, Tickets auf:https://www.guerzenich-orchester.de/de/programm