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KommentarWarum ein Brad Pitt im Rock nun wirklich nichts besonderes ist

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In diesem Rock steckt Brad Pitt

Berlin – Als Brad Pitt am vergangenen Dienstag bei asphaltschmelzenden Temperaturen zur Berliner Galapremiere seines neuen Actionfilms „Bullet Train“ im luftigen Leinenrock erschien, drohte auch dem Internet der Hitzetod – durch aufgeregte Posts. „Pitt im Rock“, das schien fast so schlagzeilenträchtig wie „Mann beißt Hund“.

Ein jämmerliches Bild. Nicht von Pitt, der einfach nur wettergemäß gekleidet vor den Kameras posiert hatte, sondern von all jenen, die den hosenlosen Auftritt als tolldreiste Schrulle eines Hollywoodstar verkaufen wollten. Dabei sah man zuletzt nicht nur Oscar Isaac, Pete Davidson oder auch Lars Eidinger rote Teppiche hübsch berockt abschreiten.

David Bowie trug schon 1970 Rock

Der Trend geht allgemein zum genderfluidem Dresscode, wie schon in den 1960ern, als sich Frauen männlich codierte Kleidungsstücke wie Jeans oder weiße Baumwoll-Hemden anverwandelten, während sich Männer das Haar über die Schulter wachsen ließen. Als der langhaarige David Bowie sich 1970 für sein Album „The Man Who Sold the World“ im langen blau- und cremefarbenen Rock auf einer Chaiselongue räkelte, lehnte sein amerikanisches Label das androgyne Cover allerdings rundheraus ab.

Auch die Männerröcke, die Jean-Paul Gaultier, Giorgio Armani oder Kenzo in den 1980er und ’90ern ihre Models präsentieren ließen, suchte man jenseits des Laufstegs vergeblich. Schon damals übrigens schritt Brad Pitt mutig voran, als er sich 1999 für den „Rolling Stone“ im Minikleid ablichten ließ. Harry Styles, der 2020 als erster Mann überhaupt denTitel der „Vogue“ im Rock zierte, trug damals noch (kurze) Hosen.

Sollten wir also in 23 Jahren kein Stück weiter gekommen sein? Müssen wir uns erst an Brad Pitts Saum hängen? Das darf doch nicht wahr sein! Rein in den Rock, was sich ein echter Mann nennt.