Ab sofort Frau AffleckHätte Jennifer Lopez ihren Mädchennamen behalten sollen?
Las Vegas – Vor einem Jahr habe ich an dieser Stelle schon einmal eine Kolumne über das wiedervereinte Paar Jennifer Lopez und Ben Affleck geschrieben. Bennifer 2.0. – warum nicht „Lofleck“? – sorgte im 2021 für romantische Seufzer. Auch, weil sich damit jeder selbst die Absolution erteilen konnte. Für die Häme, die sich beim ersten Verlobungsversuch des Paares vor 20 Jahren vor allem über Affleck ergossen hatte. An der man sich feixend beteiligt hatte.
Als sich der noch junge Schauspieler Anfang der Nullerjahre während der Dreharbeiten zum gemeinsamen, legendär gefloppten Film „Gigli“ in seine Filmpartnerin verliebte, verlor er sogleich seinen Leading-Man-Status: Affleck war nun kein nah- aber unerreichbarer Star mehr, sondern bloßes Klatschspalten-Futter, ein Bostoner Bursche, der sich in seiner neuen Rolle als Kamelhaarmantel-tragender Galan gründlich verrannt hatte.
Überhaupt: Der doch eher bodenständige Schauspieler und Drehbuchautor und die glamouröse Latino-Diva, das passte doch einfach nicht zusammen. So wurde das zumindest in den bunten Blättern erzählt – und ein Stück weit war da sicher auch Rassismus im Spiel. Man konnte und wollte diese beiden nicht als Paar sehen. Das Affleck als Teenager ein Jahr in Mexiko wohnte und seitdem fließend Spanisch spricht, wurde zum Beispiel nie erwähnt.
Zuspruch ausgerechnet von Harvey Weinstein
Einer der wenigen Artikel, die Affleck damals zur Seite sprangen, erschien 2004 in der „Los Angeles Times“ und auch dem fiel nichts Besseres ein, als dem Schauspieler zu raten, sein Gesicht eine Zeit lang aus der Öffentlichkeit zu halten und am besten auch die große Leinwand zu meiden. „Er ist einer der nettesten Menschen, die ich je in dieser Branche getroffen habe und sicherlich einer der wohltätigsten“, zitierte das Blatt damals – Harvey Weinstein. Es ist eben schon lange her.
Jetzt also das verspätete Happy End: Am 16. Juli haben Lopez und Affleck in Las Vegas geheiratet. In Lopez’ eigenen Worten: „Gestern Abend flogen wir nach Las Vegas und standen mit vier anderen Paaren in der Schlange für eine Lizenz, die alle die gleiche Reise in die Hochzeitshauptstadt der Welt gemacht hatten.“ Ein Paar, so die Botschaft, wie jedes andere, eine ganz gewöhnliche Liebesgeschichte, gipfelnd in einer ebenso klischeehaften Hochzeitsreise nach Paris (und einem großzügig für die Paparazzi gestelltem Kuss auf einer Pariser Parkbank).
Die frischgebackene Jennifer Lynn Affleck
Dahinter steckt der Wunsch, künftig auch so behandelt zu werden wie jedes andere Ehepaar. Und man möchte meinen, dass dem auch Folge geleistet werden wird von den Medien, den sozialen und den wenig verbliebenen klassischen, nachdem sie sich beim ersten Mal oft von ihrer hässlichsten Seite gezeigt haben.
Stattdessen erscheint ausgerechnet in der „New York Times“ ein Meinungsstück der Romanautorin Jennifer Weiner, in dem sich diese über Jennifer Lopez’ Entscheidung echauffiert, den Nachnamen ihres Mannes anzunehmen: Jennifer Lynn Affleck, geborene Lopez.
Das, sagt die andere Jennifer, sei eine tief im Patriarchat verwurzelte Geste, ein Überrest aus dem finstersten Mittelalter, demzufolge eine verheiratete Frau juristisch mit ihrem Mann verschmilzt, ohne eigene Identität. Noch in den 1970ern, führt Weiner weiter aus, mussten Frauen in einigen US-Bundesstaaten um zu wählen, um eine Fahrerlaubnis oder eine Kreditkarte zu erhalten, den Namen ihres Mannes verwenden.
Rein inhaltlich hat Frau Weiner völlig recht, auch wenn ihre Vergleiche mit „The Handmaid’s Tale“ ein bisschen weit führen. Aber die Lopez ist eben – trotz der bescheidenen Hochzeitszeremonie – nicht du und ich. Wenn sowieso die ganze Welt deinen Namen kennt ist das dann nicht eher ein romantischer Power-Move, diesen auf dem Pass abzulegen? Es hätte freilich auch Ben Lopez sein können. Aber dazu wollen wir schweigen und Bennifer ab sofort einfach in Ruhe lassen.