NachrufWie Marie Fredriksson mit sieben Jahren dem Tod begegnet ist
Köln – Als Marie Fredriksson sieben Jahre alt war, begegnete ihr der Tod zum ersten Mal. Ihre 13 Jahre ältere Schwester war auf dem Weg in die Stadt, um sich ein Verlobungskleid zu kaufen, in einen Tanklaster gerast. Die Eltern, ein Briefträger und eine Fabrikarbeiterin mussten beide Vollzeit arbeiten, Marie und ihre Geschwister blieb mit ihrer Trauer allein. Sie vertrieb sich die Zeit mit Singen, brachte sich das Notenlesen bei. Schrieb sich schließlich in eine Musikschule ein und galt bald als deren talentierteste Sängerin.
Mit 19 Jahren gründete sie zusammen mit ihrem Freund die Punkband Strul, auf deutsch heißt das „Ärger“. Für kurze Zeit spielte hier auch Per Gessle, der um dieselbe Zeit auch die Popgruppe Gyllene Tider gegründet hatte, das heißt „Goldene Zeiten“. Für ihr englischsprachiges Debüt wählten Tider jedoch einen zungenfreundlicheren Namen: Roxette, nach einer alten Single der Pubrockband Dr. Feelgood, Marie Fredriksson übernahm den Backgroundgesang.
Per Gessle sieht Marie Fredriksson im Rampenlicht: Roxette wird geboren
Aber Gessle sah sie eigentlich im Rampenlicht, ermutigte die schüchterne Sängerin mit der blonden Raspelfrisur zur Solokarriere. Die ließ sich gut an, zumindest in Schweden. So gut, dass Gessles Manager Fredriksson bat, ein gemeinsames Album mit ihrem Förderer Gessle aufzunehmen, dessen Plattenverkäufe zwischenzeitlich eingebrochen waren. Als Namen für die neue Paarung wählte man das bereits eingeführte internationale Pseudonym von Gyllene Tider, Roxette.
Als deren Single „The Look“ überraschenderweise in die US-Billboard-Charts einstieg, hatten Fredriksson und Gessle noch nicht mal einen Plattenvertrag in Übersee, die EMI hatte sie in ihrer unerklärlichen Weisheit als ungeeignet für den amerikanischen Markt eingestuft. Angeblich hatte ein Austauschstudent aus Minneapolis „The Look“ nach seiner Rückkehr aus Schweden einem lokalen Radiosender vorgeschlagen.
Hirntumor 2002 diagnostiziert: Ärzte geben Marie Fredriksson ein Jahr
So nahmen die Dinge ihren Lauf, Roxette hatten zwei Nummer-Eins-Hits in Folge, und als Gessle für den Soundtrack des Kinohits „Pretty Woman“ eine Weihnachtsballade umdichtete, die er drei Jahre zuvor komponiert hatte, schnellte auch die an die Spitze der Billboard-Charts: „It Must Have Been Love“ schmetterte Fredriksson und traf die goldene Mitte zwischen Reue und Selbstermächtigung. Es war herrlich. Goldene Zeiten.
Und ihr Leben blieb ein Traum, bis zum 11. September des Jahres 2002, als der Tod Marie Fredriksson einholte und sie unvermittelt in ihrem Badezimmer zusammenbrach. Ein Hirntumor. Die Ärzte gaben ihr ein Jahr. Es wurden 17, die Sängerin kämpfte sich ins Leben zurück, ging sogar wieder mit Gessle auf Tour, wenn auch sichtlich angegriffen.Am Morgen des vergangenen Montags ist Marie Fredriksson an den Folgen ihres Hirntumor gestorben, sie wurde 61 Jahre alt.