Der Saxofonist Wayne Shorter spielte mit Miles Davis und begründete mit Weather Report die Jazz-Fusion. Kurz vor seinem Tod hatte er noch seine erste Oper geschrieben.
NachrufWayne Shorter, der unerschrockene Astronaut des Jazz
„Weird as Wayne“, erinnerte sich der afroamerikanische Dichter Amiri Baraka, galt in Newark noch Jahre nachdem Wayne Shorter seine Geburtsstadt in New Jersey verlassen hatte, als Referenzgröße.
Eigenartig, seltsam, womöglich von einem anderen Planeten: Zusammen mit seinem älteren Bruder verschlang der junge Shorter Comics über Superhelden und Space-Kadetten, zeichnete eigene Abenteuer und verbrachte ansonsten jede freie Minute im Kino oder vor dem Radio, aus dem eine Musik tönte, die ebenfalls nicht von dieser Welt zu sein schien.
Mit dem Bebop hatte sich der Jazz von den Tanzlokalen verabschiedet, um in höhere Sphären aufzusteigen. Charlie Parker klang für den seltsamen Wayne wie Science-Fiction, Captain Marvel am Saxofon.
Nach langem Bitten ließ sich Wayne Shorter von Miles Davis abwerben
Shorter selbst lernte zuerst Klarinette, wechselte aber bald zum expressiveren Saxofon und fand ersten Ruhm bei Art Blakeys Jazz Messengers, wo er zum musikalischen Leiter und Hauskomponisten der Gruppe aufstieg – bevor er sich, nach langem Bitten, von Miles Davis abwerben ließ.
Mit Shorter am Tenorsaxofon bewegte sich Davis weg vom modalen Jazz, hin zu offeneren und bald auch elektrifizierten Formen und wieder war es „Mr. Weird“ – den Spitznamen hatte er stolz übernommen–, der die Kompositionen lieferte, cool, aber vor Spannung berstend, verschlossen in ihrer Bedeutung, doch von ungewöhnlicher Anziehungskraft.
Shorter spielte mit Carlos Santana, Joni Mitchell und den Rolling Stones
Mit Anbruch der 1970er steig Shorter auf das Sopransaxofon um und gründete zusammen mit Davis-Keyboarder Joe Zawinul die Jazz-Fusion-Band Weather Report, hier fügte sich der gefeierte Solist uneitel ins Ensemble ein: Sein Spiel wurde hörerfreundlicher, seine Stücke zunehmend abstrakter, und auch die Nähe zum Populären scheute er nicht, spielte mit Carlos Santana, Joni Mitchell und Steely Dan, mit Don Henley und den Rolling Stones.
Für neue Klänge und neue technische Möglichkeiten behielt er stets ein offenes Ohr. Jazz, sagte Shorter, bedeutete für ihn, den Sprung ins Ungewisse zu wagen. Der bekennende Buddhist war der unerschrockene Weltraumfahrer der Musik. Noch 2021 feierte seine erste Oper „(Iphigenia)“ Premiere. Am 2. März ist Wayne Shorter, laut „New York Times“ der wichtigste Komponist des Jazz, im Alter von 89 Jahren gestorben.