Neuer Netflix-Film „Buba“Bjarne Mädel spricht über seine Rolle als Drogendealer
- Bjarne Mädel spielt die Hauptrolle in „Buba“, einem Prequel der Netflix-Erfolgsserie "How to Sell Drugs Online (Fast)".
- Der Hauptcharakter Jakob Otto, genannt „Buba“, ist ein Drogendealer.
- Bjarne Mädel spricht im Interview über seine Rolle, schwarze Pädagogik und Humor.
Köln – Herr Mädel, Sie haben Buba schon in der ersten Staffel der Serie “How to sell drugs online (fast)” gespielt. Da stirbt er allerdings. Wann war klar, dass Sie mit der Figur noch nicht abgeschlossen haben?Bjarne Mädel: Die Idee kam nicht von mir, sondern von außen, weil die Figur so gemocht wurde, von den Fans der Serie und eben auch von Netflix und der bildundtonfabrik. Es gab immer wieder die Frage, ob er nicht doch überlebt haben und noch mal zurückkommen könnte. Aber mit seinem speziellen Abgang war das einfach nicht möglich.
Deshalb hatte ich da wirklich schon einen Haken drunter gesetzt. Als dann aber die Anfrage kam, ob ich mir vorstellen könnte, in einem Prequel zu erzählen, wie er zu dem wurde, der er in der Serie war, fand ich das sofort eine sehr schöne Idee.
Bubas Bruder erzählt die Geschichte des Drogendealers
Wie kamen Sie dazu, gerade diese Geschichte zu erzählen?
Arne Feldhusen kam ziemlich schnell mit der Karma-Idee. Es ging darum, dass man von jemanden erzählt, der von der Idee besessen ist, dass, wenn es ihm gut geht, anderen Leuten in seinem Umfeld Schlechtes passiert. Das fand ich kurios und toll.
Und auch, dass diese Geschichte über den Bruder erzählt wird, dass nicht nur die Figur Buba den Film tragen muss, sondern dass wir das Gewicht auf zwei Schultern verteilen, hat mir gefallen. Die Themen Familie, Schicksal, das Märchenmotiv, diese ganzen Zutaten fand ich so lecker, dass ich Lust auf das Gericht hatte.
Zur Person
Bjarne Mädel, 1968 in Hamburg geboren, ist Schauspieler, Hörspielsprecher und Regisseur. Bekannt ist er unter anderem aus den Serien „Stromberg“ und „Der Tatortreiniger“. In diesem Jahr wurde er für die Filme „Sörensen hat Angst“ und „Geliefert“ mit gleich zwei Grimme-Preisen ausgezeichnet. Seine Rolle als Buba aus der Netflix-Produktion „How to sell drugs online (fast)“ erweckt er nun auch im Film „Buba“ neu zum Leben.
Nun ist Buba keine schräge Nebenfigur mehr, sondern spielt die Hauptrolle. Wie haben Sie ihn in diesem Film angelegt? Wenn man ihn zu schräg spielt, besteht ja die Gefahr, dass es in eine Karikatur abdriftet, oder?
Ja, es stimmt tatsächlich, dass ich ihn in der Serie in meinem Kopf comichafter angelegt habe. Weil ich wusste, er hat nur ein paar Szenen, mussten das Äußere und die Spielweise prägnant werden. Davon habe ich jetzt ein bisschen runtergeschraubt. Es ist immer noch eine schräge Type, aber er musste noch ein bisschen realer sein. Zum Glück sind die Sachen, die ihm passieren, dann so schräg, dass es wieder großen Spaß gemacht hat, das zu spielen.
Der Mann ist ein Krimineller und oft auch brutal. Liegt es an dieser Karma-Geschichte, dass er uns dennoch sympathisch ist ?
Ja, seine Lebensphilosophie, die fixe Idee nach der er alles ausrichtet, dass es ihm partout nicht gut gehen darf, lässt uns mit ihm mitfühlen. Er schläft ja sogar auf seinem Bett ohne Matratze, damit auch die Nächte unbequem sind. Außerdem gibt es ja eine fast schon klassische Liebesgeschichte, bei der man sich wünscht, dass Buba nach dem Ganzen, was er einsteckt, am Ende belohnt wird.
Netflix-Film Buba: Zwischen Komödie und Tragödie
Ist der Film für Sie eher Tragödie als Komödie – oder wo sortieren Sie den ein?
Ich finde ja am schönsten, wenn man einen Film gar nicht einsortiert. Wenn man sagt, der passt eigentlich in keine gängige Schublade, aber ich versuch es trotzdem: BUBA ist auf jeden Fall ein schräger Film. Es ist lustig, es ist auch tragisch, aber ich würde schon sagen, dass die Komödie überwiegt.
Ich mag, dass die Geschichte überraschend ist, dass man nie genau weiß, wohin die Reise geht. Wenn Sie mich jetzt fragen würden, den Film doch mal in zwei kurzen Sätzen zusammenzufassen, hätte ich Schwierigkeiten, weil wirklich viel passiert. Ich finde es aber immer toll, wenn ich ein Drehbuch lese und nicht schon auf Seite 5 weiß, wie es endet.
Netflix-Serie „Buba“
„Buba“ ist eine Komödie und das Prequel zur Netflix-Erfolgsserie "How to Sell Drugs Online (Fast)". Der Film handelt von dem Kleinkriminellem Jakob Otto, genannt Buba, der 30 Jahre lang ein unangenehmes Leben führt - bis er sich verliebt. Ab dem 3. August läuft der Film bei Netflix.
Das Märchen-Motiv ist ja ganz stark in „Buba“. Wenn man die aufmerksam liest, stellt man fest, wie düster und brutal sie sind. Ist das typisch deutsch?
Ja, es scheint tatsächlich so zu sein, dass diese angst machenden Stoffe wie auch die sogenannte schwarze Pädagogik ein deutsches Phänomen sind: Wenn du das und das nicht machst, kommt der böse Wolf und frisst dich auf oder dir werden eben die Daumen abgeschnitten.
Es ist schon erstaunlich blutrünstig und brutal. Ich habe mich aber nicht genug mit Märchen aus anderen Ländern beschäftigt, um zu wissen, ob das tatsächlich ein Alleinstellungsmerkmal ist. Aber ich glaube schon, dass es zumindest sehr speziell ist, dass diese Grimmschen Märchen so eine Brutalität mit sich bringen.
Buba leidet, um ins Paradies zu kommen
Gleichzeitig hat es auch etwas sehr Christliches, oder?
Ja, man muss viel leiden, damit man dann ins Paradies kommt. Das ist fest in uns verankert, egal wie kirchlich man erzogen wurde, das Prinzip haben wir mitbekommen. Iss erst mal das Gemüse auf, dann gibt es Nachtisch. Man muss immer erst leiden, damit man zur Belohnung was Schönes erleben darf. Das ist auch ein zentrales Motiv in diesen Märchen. Und wenn man nicht artig ist, kommt die Hexe und man wird zum Brathuhn gemacht.
Ich finde, „Buba“ ist eine sehr untypische deutsche Komödie. Ich habe den Eindruck, Deutsche tun sich mit Humor jenseits von Til-Schweiger-Komödien oft schwer. Teilen Sie diese Einschätzung?
Da müssten wir eigentlich erstmal definieren, was die typisch „deutsche” Komödie ist. Es gibt im Humorverständnis da ja auch regionale Unterschiede. In bestimmten Regionen in Deutschland wird mehr über körperlichen Humor gelacht, in Süddeutschland herrscht vielleicht eher der Slapstick vor, im Norden eher der Sprachwitz. Ich bin sehr froh, mit Arne Feldhusen jemanden zu haben, der meinen Humor teilt. Und wir haben mit unseren Arbeiten, zum Beispiel bei Stromberg oder dem Tatortreiniger ja durchaus ein breites Publikum gefunden.
Wie würden Sie Ihren Humor beschreiben?
Ich mag „britischen” Humor gerne, der oft trockener ist und ein bisschen unverschämter, der mehr mit Fremdscham arbeitet, unbequem ist und trotzdem eine emotionale Tiefe mitbringt. Ich denke da grade an “After Life” von Ricky Gervais. Aber es gibt auch in England Humor-Formate, die ich ganz furchtbar platt finde. Und auch die Adaption des Tatortreinigers scheint mir dort etwas grob geraten zu sein. Es ist also nicht alles englisch, wo britisch drauf steht.
Generell mag ich subtilen Humor lieber als die Büttenrede. Meine „Humor-Entwicklung” fing mit Otto Waalkes an, dann kam Loriot und dann Monty Python. Es wird also irgendwie feiner und schräger. Aber am meisten mag ich Humor, der über eine schwere Situation hinweg rettet, wenn man lacht, um nicht weinen zu müssen.