Griselda Blanco gilt als eine der berüchtigtsten Figuren des Medellín-Kartells. Comedy-Schauspieler Sofia Vergara bringt sie in der neuen Netflix-Serie wieder zum Leben.
Neue Netflix-Serie „Griselda“Die Frau, vor der selbst Pablo Escobar Angst hatte
Eigentlich ist die Schauspielerin Sofia Vergara überwiegend in Komödien zu sehen. Als Gloria Delgado-Pritchett, die sie in der erfolgreichen Sitcom „Modern Family“ an der Seite von Ed O'Neill (bekannt als Al Bundy) in 250 Folgen und elf Staffeln spielte, gelang ihr der Durchbruch in Hollywood.
In der neuen Netflix-Serie „Griselda“ schlüpft die 51-Jährige in eine Rolle fernab davon – die der berüchtigten kolumbianischen Drogenbaronin Griselda Blanco. Sie gehörte in den 1970er- und 1980er-Jahren zu den Schlüsselfiguren des Medellín-Kartells und etablierte in dieser Zeit den Drogenhandel zwischen Kolumbien und den USA.
„Griselda“: Sofía Vergara spielt die „Schwarze Witwe“ des Medellín-Kartells
Besonders Blancos Skrupellosigkeit verschaffte ihr Berühmtheit. Für mehr als 200 Morde sei sie verantwortlich gewesen – auch einige ihrer Ehemänner soll sie getötet haben. Dies verschaffte ihr den Spitznamen „Schwarze Witwe“.
Die erste von sechs Folgen von „Griselda“, „Señora kommt in die Stadt“, beginnt mit einem Zitat. „Der einzige Mann, vor dem ich jemals Angst hatte, war eine Frau namens Griselda Blanco“, soll Pablo Escobar, einer der wohl bekanntesten Drogenhändler der Geschichte, einst gesagt haben.
So ganz möchte man das nicht glauben, wenn Sofía Vergara zu Beginn der Netflix-Serie als Griselda Blanco zu sehen ist. Es ist 1978, sie irrt durch ihr Haus in Medellín, ist verletzt, verzweifelt. Sie ruft ihre Freundin Carmen (Paulina Davila) an und fragt, ob sie mit ihren Kindern zu ihr nach Miami kommen kann. Blanco will vor ihrem Ehemann flüchten, einem Drogenhändler.
Griselda Blanco und der Tod waren sich nicht fremd
Was zunächst als eine Geschichte einer verzweifelten Mutter anfängt, die sich nur nach Sicherheit für ihre Familie sehnt, entfaltet sich schnell zu einer Erzählung über eine eiskalte Drogendealerin. Denn anders, als sie ihrer Freundin weismachen will, hatte Blanco niemals vor, das Drogengeschäft hinter sich zu lassen.
Sie schmuggelte nämlich ein Kilo ungestrecktes Kokain in die USA, um damit eine eigene Karriere aufzubauen. Als ein Deal schiefläuft und mehrere Personen vor ihren Augen erschossen werden, scheint Blanco davon fast unbekümmert. Trotz des Blutes ihrer Geschäftspartner, das an ihrem Gesicht klebt.
Denn der Tod ist für Griselda Blanco nichts Neues, vielleicht sogar schon Routine. Vor ihrem Mann ist sie auch nicht geflohen, sondern sie hat ihn aus einer Laune heraus kaltblütig erschossen, als der nicht ihren Anteil an ihrem gemeinsamen Drogenhandel anerkennen wollte.
Sofía Vergara sieht zwar nicht aus wie Griselda Blanco, überzeugt aber trotzdem
Mit einer Nasenprothese und Make-up wurde in „Griselda“ versucht, Sofía Vergara in die Titelfigur zu verwandeln. Doch die Schauspielerin sieht der echten Griselda Blanco nicht wirklich ähnlich. Oder um es anders zu formulieren: Die Karriere der gebürtigen Kolumbianerin begann als Model, bei Blanco hätte das vermutlich eher nicht funktioniert.
Das ist keinesfalls hinderlich. Denn Vergara überzeugt in jeder Hinsicht und beweist, dass ihr auch ernstes Material liegt. Glaubhaft schlüpft sie in die Rolle der unbarmherzigen und grausamen „Cocaine Godmother“, die anderen Figuren werden von ihren Schauspielerinnen und Schauspielern ebenfalls authentisch gespielt.
Sicherlich war es nicht leicht für Doug Miro (Drehbuch), Eric Newman (Produzent) und Andrés Baiz (Regie), das aufregende Leben der kriminellen Griselda Blanco in nur sechs einstündigen Folgen nachzuerzählen. Ähnlich wie schon in ihrer Serie „Narcos“, der Geschichte von Pablo Escobar, haben die drei sich für den Handlungsfluss stellenweise von der Realität entfernt oder sie gestrafft.
So landete die reale Blanco etwa nicht in Miami, weil sie ihren Ehemann erschossen hatte. Sondern sie verlagerte ihr Geschäft nämlich nach einem kurzen Zwischenstopp in Kolumbien von New York City nach Florida. Zehn Jahre lang hatte sie in der Metropole erfolgreich mit Drogen gehandelt, bis ihr die Behörden auf die Schliche kamen.
Aber auch die Änderungen schaden der Netflix-Serie „Griselda“ nicht, sondern erneut zeigt eine Netflix-Serie, dass das Drogengeschäft eben keinen nachhaltigen Erfolg mit sich bringt. Sondern am Ende Verlust und Tod stehen. Griselda Blanco landete nach von Brutalität geprägten Jahren an der Spitze eines Drogenimperiums in den USA im Gefängnis, wo sie 20 Jahre ihres Lebens verbrachte. Kurz nachdem sie 2004 nach Kolumbien abgeschoben wurde, sind drei ihrer vier Söhne erschossen worden. Acht Jahre später ereilte Griselda Blanco als 69-jährige dasselbe Schicksal.
Alle sechs Folgen von „Griselda“ sind ab Donnerstag (25. Januar) bei Netflix als Stream verfügbar.