Andrés Orozco-Estrada wird ab 2025 neuer Generalmusikdirektor in Köln. Damit wird dem Gürzenich-Orchester ein zehn Jahre alter Wunsch erfüllt. Ein Kommentar.
Orozco-Estrada wird neuer MusikdirektorEin Glück, Köln hält seine Ansprüche
Beharrlichkeit ist nicht per se eine Tugend, in diesem Fall aber wohl schon. Es will etwas heißen, wenn eine kompetente Findungskommission die Personalie, die sich seinerzeit nicht realisieren ließ, nach zehn Jahren noch einmal aus dem Hut zieht. Das zeigt: Nicht nur, aber vor allem wohl das Gürzenich-Orchester wollte Andrés Orozco-Estrada als Chefdirigenten unbedingt haben – und hat das auch in der glanzvollen Ära von François-Xavier Roth nicht vergessen.
Orozco-Estrada bringt eine andere Klangauffassung als François-Xavier Roth mit nach Köln
Tatsächlich darf sich die Kulturstadt Köln zu der Wahl dieses Generalmusikdirektors beglückwünschen. Der gebürtige Kolumbianer, dessen künstlerische Sozialisation sich allerdings zu einem Gutteil der Musikmetropole Wien verdankt, mag ein ganz anderer Dirigententyp als der Franzose sein, aber er spielt in der nämlichen internationalen Qualitätsliga. So war er als Nachfolger von Paavo Järvi war er von 2014 bis 2021 Chefdirigent beim hr-Sinfonieorchester in Frankfurt, einer der deutschen Spitzenformationen.
Köln hält damit – was keine Selbstverständlichkeit ist – die unter Roth erklommene Anspruchshöhe. Orozco-Estrada wird, und das ist gut so, Schwerpunkte setzen, die sich von denen seines Vorgängers unterscheiden. Auch ist seine Klangauffassung – das zeigen seine bisherigen Konzerte mit dem Gürzenich-Orchester – eine andere. Auf eine spezifische Weise verbinden sich dabei südamerikanische „Glut“ und deutsch-österreichisches Romantik-Idiom. Bleibt zu hoffen, dass der Neue tatsächlich in Köln ankommt und den neuen Posten nicht als Durchlauferhitzer für seine Karriere ansieht.