Peinlichkeiten bei der WMBanal, belanglos, Müller-Hohenstein

So sieht Begeisterung aus: Katrin Müller-Hohenstein in Brasilien.
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Köln – Hansi Flick scheint ein schüchterner Mensch zu sein. Das hielt Katrin Müller-Hohenstein allerdings nicht davon ab, dem Co-Trainer der Nationalmannschaft in jeder Beziehung auf die Pelle zu rücken. Ganz nah kam sie ihm, als sie ihn im deutschen WM-Quartier interviewte und quälte ihn dann auch noch mit Fragen, die Flick sichtlich peinlich waren. „Was machen Sie morgens um 7, 8, halb neun?“, wollte sie wissen. Da joggt der Bundestrainer nämlich immer wie einer Shampoo-Werbung entsprungen am Strand. Und Flick? Der macht Yoga oder geht aufs Bike, wie die Zuschauer nun erfahren durften. Darauf die ZDF-Frau: „Manchmal auch ein bisschen in die Sonne? Sie haben eine tolle Farbe“. Und so ging es weiter. Flick quälte sich, saß verkrampft vor der fröhlich brabbelnden Moderatorin. Sie fragte ihn nach Andreas Köpkes („relativ modern“) und Löws („Udo Jürgens“) Musikgeschmack. Der sportliche Erkenntnisgewinn des Interviews vor dem Ghana-Spiel? Flick: „Wir müssen jetzt nachlegen.“
Schlimmer geht es immer
Nun muss man Katrin Müller-Hohenstein zugute halten, dass sie es wirklich nicht leicht hat. Nach dem Desaster am Fußball-Strand von Usedom bei der EM 2012 hat das ZDF entschieden, sie nicht mehr mit Oliver Kahn moderieren zu lassen. Den Job hat jetzt Oliver Welke. Müller-Hohenstein darf all die Liebe und Begeisterung, die sie früher Kahn zukommen ließ, an der deutschen Nationalmannschaft auslassen. Und allen, die über diese Entscheidung des ZDF zunächst froh waren, kommt nach rund zwei Wochen KMH im WM-Quartier das Sprichwort mit dem Regen und der Traufe in den Sinn. Schlimmer geht es nämlich immer.
Müller-Hohenstein berichtet, wo es nichts zu berichten gibt. Sie erklärt während der Live-Schalte in den Fernsehgarten, wann die Mannschaft gelandet ist, dass sie dann im Bus weiterfuhr und schließlich auf die Fähre wechselte. Und dann wieder in den Bus. Und dann Koffer auspackte. Und dass Bastian Schweinsteiger – „das müsst Ihr mir jetzt einfach glauben“– am Strand saß, Selfies machte und „Oh, ist das geil hier“ sagte. Und wenn mal gerade wirklich gar nichts passiert, was ziemlich oft der Fall ist, weil der DFB versucht, sich abzuschotten, dann füttert sie eben Äffchen oder trägt lustige Brasilien-Sonnenbrillen.
Eine Grenze überschritten
Man weiß manchmal gar nicht, was schlimmer ist. Müller-Hohensteins kindliche Begeisterungsfähigkeit, wenn sie investigativ in Erfahrung gebracht hat, dass Mats Hummels, Manuel Neuer, Philipp Lahm und Thomas Müller eine Schafkopf-Runde bilden oder ihre Versuche, sportjournalistische Fragen zu stellen. Denn auch die enden meist im Desaster. Hansi Flick musste sie aufklären, dass am Spielfeldrand keine Laptops erlaubt sind und Mario Götze war sichtlich irritiert, weil Müller-Hohenstein es augenscheinlich ungeheuer aufregend fand, dass Löw erst am Spieltag die Aufstellung bekannt gibt. („Haben Sie vormittags erst erfahren, dass Sie spielen? Okaaay.“). Und selbst Lukas Podolski, der sonst vermutlich begeistert jeden Blödsinn mitmacht, sah nicht besonders glücklich aus, als er mit KMH auf einem Steg über einem Pool saß und die Beine ins Wasser baumeln ließ.
WM-Berichterstattung muss nicht so neutral sein wie die Verkündung von Wahlergebnissen. Fußball hat immer auch mit Emotionen zu tun. Aber spätestens, wenn Müller-Hohenstein ihre Bewunderung für Joachim Löw äußert oder ZDF-Badelatschen an die Spieler verteilt – die sich darüber ungefähr so sehr zu freuen scheinen wie über ein frühes Gegentor – dann ist eine Grenze überschritten.