Philharmonie KölnEin Strawinsky mit erstaunlich viel Götterdämmerung
Köln – Typisch Richard Strauss: Während die Welt um ihn herum, auch Deutschland, in Schutt fiel, komponierte er 1943 in Garmisch sein zweites Hornkonzert – das so klingt, als sei da nichts, kurzum: zu schön für die Zeit. Nicht mehr das eigene Oeuvre ist in diesem Es-Dur-Glanz der Referenzpunkt, sondern Mozart.
Stefan Dohr gab Strauß' Hornkonzert einen verführerischen Klang
Wie auch immer: So prachtvoll, so melodiös und geschmeidig gespielt wie jetzt im Gürzenich-Konzert von Stefan Dohr, dem Solohornisten der Berliner Philharmoniker, kommt das Stück ansprechend, ja verführerisch herüber. Der Komponist hat ja seinen Spaß daran, dem Horn Figuren zu übertragen, die ihm andere Instrumente mühelos vormachen, mit denen es selbst aber Mühe hat. Dohr hat die freilich gar nicht, sondern ein hörbar entspanntes Vergnügen.
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Strawinsky war gut 30 Jahre früher schon „moderner“, selbst in der 2015 wiederentdeckten Trauermusik („Chant funèbre“) des 26-jährigen auf den Lehrer Rimskij-Korsakoff. Sicher steckt in dem Stück viel „Götterdämmerung“, aber in seiner exzellenten thematischen Durchorganisation ist es viel mehr als eine Talentprobe. Der Franzose Lionel Bringuier am Pult machte das alles mit präzisem Sinn für die einzelnen Klangfarben sehr gut hörbar.
Lionel Bringuier führt ein gut aufgelegtes Gürzenich-Orchester
Nämliches gilt für den zweiten Teil des Konzerts mit der „Petruschka“-Musik. Dem in allen Belangen gut aufgelegten Orchester, das trotz des riesigen Aufgebots eine bemerkenswerte rhythmische Schlagkraft entwickelte, gelang eine schöne Darstellung der so verschiedenen Partiturschichten zwischen Jahrmarkt-Gequäke und Katastrophe.