Picasso und Grüne ModerneDie wichtigsten Ausstellungen in Kölner Museen 2021
Köln – Eine „Impressionistische Reise durch die eigene Sammlung“ hatte das Kölner Wallraf-Richartz-Museum bereits vor zwölf Monaten annonciert. Dann kam Corona, und so verlässt das Wallraf’sche Boot jetzt (hoffentlich) im März den Hafen. Mit an Bord sind eine Reihe kostbarer Leihgaben, die gemeinsam mit 60 „einheimischen“ Meistern einen würdigen Rahmen für Paul Signacs „Konstantinopel: Yeni Djami“ (1909) bilden sollen. Signacs aus bunten Punkten zusammengetupfte Hafenszene ist der jüngste spektakuläre Neuzugang der Sammlung.
Reisen und dabei zu Hause bleiben, das ist ja ohnehin derzeit ein großes Thema. Im Mai lädt uns das Wallraf nach Spanien ein, in die Heimat der Barockkünstler Jusepe de Ribera, Franciso de Zurbarán und Bartolomé Esteban Murillo, die jeder für sich genommen eine Ausstellung wert wären. Der Titel der Dreier-Schau „Unter die Haut“ passt auch auf die für Oktober angekündigten Röntgenblicke auf ausgewählte Gemälde der Sammlung. Wie schon in der lehrreichen Ausstellung über die Geheimnisse der kölnischen Maler des Mittelalters geht es in „Entdeckt!“ darum, Stilmerkmale und Maltechniken am Beispiel technologisch durchleuchteter Werke darzustellen.
Nicht alles nach Plan
Auch im Museum Ludwig lief 2020 nicht alles nach Plan, weshalb der Wolfgang-Hahn-Preis im nächsten Jahr gleich zweimal verliehen wird. Im März geht die mit einer Ausstellung und dem Ankauf eines Werkes verbundene Auszeichnung an die 94-jährige Afroamerikanerin Betye Saar, im November an den Kölner Lokalmatador Marcel Odenbach. Dazwischen gibt es acht kleine und große Schauen und mit „Vor Ort: Fotogeschichten zur Migration“ ab März eine Ludwig-Novität: Erstmals stehen private Amateurfotografien im Zentrum einer Ausstellung. Mit Aufnahmen ehemaliger „Gastarbeiter“ soll ein visuelles Gedächtnis von Migration und Stadthistorie entstehen, kombiniert werden sie mit professionellen Arbeiten etwa von Candida Höfer, Chargesheimer und Ulrich Tillmann.Im Juni grünt es dann im Museum Ludwig, jedenfalls auf den Wänden und im Zeithorizont der Weimarer Republik. Außer babylonischen Exzessen hatte diese auch eine wild wuchernde botanische Mode zu bieten, die vielleicht die bessere Parallele zu unserer Gegenwart bildet.
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Für das „Pflanzendasein“ begeisterten sich in den 1920er Jahren Hobbygärtner und Fotografen, Filmemacher und Maler. Damals wie heute gab es einen inneren Zusammenhang zwischen Großstadtkultur und Natursehnsucht, den die Kuratorin Miriam Szwast in „Grüne Moderne: Die neue Sicht auf Pflanzen“ untersucht.
Der nominelle Höhepunkt des Kölner Ausstellungsjahrs steht im September an und ist gewissermaßen ein Heimspiel. Julia Friedrich widmet sich dem in der Ludwig-Sammlung bestens vertretenen Pablo Picasso, doch für alle, die jetzt müde abwinken wollen, hält sie eine Überraschung bereit.
Die Highlights 2021
Museum Ludwig
25. März – 27. Juni 2021Wolfgang-Hahn-Preis 2020 Betye Saar27. März - 11. Juli 2021Vor Ort: Fotogeschichten zur Migration12. Juni - 8. August 2021Grüne Moderne: Die neue Sicht auf Pflanzen25. September 2021 –30. Januar 2022 Der geteilte Picasso: Der Künstler und sein Bild in der BRD und DDRWallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud5. März – 27. Juni 2021Bon Voyage, Signac! Eine impressionistischen Reise durch die eigene Sammlung7. Mai 2021 – 24. April 2022Unter die Haut: Ribera, Zurbarán und Murillo21. Mai – 29. August 2021Abenteuer Appiani8. Oktober 2021 – 13. Februar 2022 Entdeckt! – Maltechniken von Martini bis Monet
Bei ihr hat Picasso einen Doppelgänger oder besser gesagt: Es gibt zwei spanische Jahrhundertmaler, die sich darum streiten, wer der echte ist. Möglich wird dies durch die deutsche Teilung (daher „Der geteilte Picasso“) und die unterschiedliche, teilweise gegensätzliche Rezeption Picassos in Westdeutschland und der DDR. Ob es im Herbst zur glücklichen Wiedervereinigung kommt?