Die Universität Bonn hat sich offenbar von der bekannten Politologin Ulrike Guerot getrennt, das gab die Publizistin auf Twitter bekannt. Sie will gegen die Kündigung vorgehen.
Trennung nach PlagiatsvorwürfenUniversität Bonn kündigt Ulrike Guérot
Die Universität Bonn hat sich offenbar von der bekannten Politologin und Publizistin Ulrike Guérot getrennt. Guérot schrieb in der Nacht zu Freitag im Kurznachrichtendienst Twitter, die Uni Bonn habe ihr wegen eines „Plagiats in einem nicht-wissenschaftlichen Buch von 2016 zum 31.3. gekündigt“. Guérot kündigte an, gegen die Entscheidung der Universität juristisch vorgehen zu wollen, sie stehe deshalb nicht für Anfragen zur Verfügung. Sie sei die erste Person in Deutschland, der „wegen ‚Plagiat‘ gekündigt würde“, schrieb Guérot außerdem. „Es wird spannend“, fügte sie an.
Die Universität Bonn bestätigte mittlerweile „arbeitsrechtliche Schritte“ gegen Guérot gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Im vergangenen Jahr seien öffentlich Vorwürfe gegen die Politikwissenschaftlerin erhoben worden, sie habe sich während ihrer Dienstzeit an der Universität Bonn fremdes geistiges Eigentum angeeignet, ohne dies als solches kenntlich zu machen. Die zuständigen Gremien hätten den Sachverhalt geprüft und sähen ihn als erwiesen an.
Universität Bonn leitet arbeitsrechtliche Schritte gegen Ulrike Guérot ein
„Dem von Frau Prof. Dr. Guérot unter anderem vorgetragene Einwand, dass es sich bei den relevanten Publikationen nicht um wissenschaftliche Veröffentlichungen handele, sind die zuständigen Gremien nicht gefolgt.“ Das Rektorat habe daraufhin die gebotenen arbeitsrechtlichen Schritte eingeleitet.
Die Wissenschaftlerin hat seit 2021 die Professur für Europapolitik an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität inne. Zuvor leitete sie fünf Jahre lang das Department für Europapolitik und Demokratieforschung an der Donau-Universität im österreichischen Krems.
Universität Bonn: Plagiatsvorwürfe gegen Ulrike Guerot
Während der Corona-Pandemie gehörte Guérot zu den Kritikern der staatlichen Infektionsschutzmaßnahmen. Zuletzt war sie Erstunterzeichnerin des „Manifests für Frieden“ von Alice Schwarzer und Sarah Wagenknecht. Guérot hatte sich auch zuvor an der Diskussion um Waffenlieferungen an die Ukraine beteiligt – und sich dagegen ausgesprochen.
Laut eines Berichts der „Neuen Zürcher Zeitung“ geht es bei der Kündigung der Professorin nun jedoch um ein Buch mit dem Titel „Warum Europa eine Republik werden soll“, das im Jahr 2016 erschienen war. Guérot wurde 2022 vorgeworfen, an mehreren Stellen die Autoren von Zitaten zwar genannt, aber nicht jede Übernahme korrekt mit An- und Abführungszeichen ausgewiesen zu haben.
Ulrike Guérot für Kritik an Corona-Maßnahmen und Unterstützung von „Manifest“ bekannt
Demnach sah der Trierer Germanist Markus Linden in drei Gastbeiträgen, die in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ und der „Zeit“ erschienen, den Tatbestand einer „großflächigen Abschreiberei“ erfüllt. Guérot musste daraufhin die Jury des Sachbuchpreises des Norddeutschen Rundfunks verlassen. Auch das Buch „Wer schweigt, stimmt zu. Über den Zustand unserer Zeit und darüber, wie wir leben wollen“ sei laut „NZZ“ unter Verdacht geraten.
Guérot hat für die ihr angelasteten Urheberrechtsverstöße bereits im Sommer 2022 um Entschuldigung gebeten. Es handle sich um Flüchtigkeitsfehler, die unter Zeitdruck entstanden seien, erklärte die Politologin. Guérot beklagte zudem, Opfer einer „Rufmordkampagne“ geworden zu sein.