„Zum Abschuss freigegeben“Precht und Welzer legen bei Medienschelte nach
Köln – Richard David Precht und Harald Welzer haben ein gemeinsames Buch geschrieben. „Die vierte Gewalt – Wie Mehrheitsmeinung gemacht wird, auch wenn sie keine ist“ heißt das Werk, das der Philosoph und der Soziologe derzeit bewerben. Beide Autoren sind häufige Gäste in Talkshow, zudem hat Richard David Precht einen Podcast zusammen mit ZDF-Moderator Markus Lanz.
In den vergangenen Monaten äußerten sich Precht und Welzer immer wieder zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und vertraten eine Meinung, die bei anderen Talkgästen, aber auch in den sozialen Medien immer wieder für Widerspruch sorgte. So sprachen sich sowohl der Philosoph als auch der Soziologe gegen deutsche Waffenlieferungen an die Ukraine aus.
Beide unterzeichneten auch im Juni einen in der „Zeit“ publizierten offenen Brief mit dem Titel „Waffenstillstand jetzt!“. Angesprochen auf ihre Lösungsansätze in einem Konflikt, in dem sich die Ukraine verteidigen muss und die russische Seite nicht zu Verhandlungen bereit ist, blieben beide allerdings aus Sicht vieler eine Antwort schuldig.
Richard David Precht kritisiert bei „Lanz“ die Rolle der Medien
Precht hatte bei einem seiner letzten Auftritte bei Lanz zudem die Auffassung vertreten, dass die deutschen Medien einseitig über den Krieg berichteten. „Es darf in einer pluralen Demokratie nicht passieren, dass die veröffentlichte Meinung so weit von der öffentlichen Meinung abweicht“, kritisierte Precht im Juli und behauptete, in Deutschland gebe es keine Mehrheit für Waffenlieferungen. Precht sprach sogar von einer „Selbstgleichschaltung“ der Medien.
Diese Medienschelte wird nun im Buch und in Interviews fortgesetzt. In einem Streitgespräch mit dem „Stern“ (PLUS-Inhalt) sagt Precht in Richtung Presse, Rundfunk und Fernsehen: „Überlegt Euch mal, auf welchem Weg Ihr seid. Ist der wirklich gut? Könnt Ihr so Eure Zukunft retten? Die Menschen da draußen vertrauen Euch nicht mehr!“ Dann fällt der Satz: „Was dem Mainstream nicht passt, wird zum Abschuss freigegeben.“
Offenbar meinen Precht und Welzer, die mediale Öffentlichkeit argumentiere abgehoben und eindimensional. Welzer sagt: „Warum gibt es bei Euch in den medialen Eliten einen ganz anderen Diskurs als beispielsweise in der U-Bahn?“ Es gebe natürlich keine direkte Einflussnahme der Politik auf die Berichterstattung, aber eine Art „subtilen Mechanismus der Selbst-Angleichung“, also quasi der Selbstzensur.
Kritik an Richard David Precht und Harald Welzer bei Twitter
Wie die beiden Autoren zu dieser Auffassung kommen, bleibt unklar. Sie selber gehören schließlich zu häufig gehörten Stimmen in der deutschen Medienlandschaft. Bei Twitter fragen sich User zudem, wie Precht zu seiner unbeirrbaren Position in Sachen Ukraine komme.
Ein anderer Kommentator, der Precht durchaus wohlgesonnen ist, meint, der Philosoph habe sich in dieser Frage „verrannt“. Aus der rechten Ecke bekommen die beiden Autoren allerdings auch viel Zuspruch für ihre Medienschelte und das Aufgreifen des Narrativs von den „Mainstream“-Medien. (cme)