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Kommentar

„Risiko des Aussterbens“
Deshalb warnen KI-Entwickler vor ihren eigenen Produkten

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Lesezeit 2 Minuten
25.05.2023, Bayern, München: Sam Altman, Geschäftsführer (CEO) von OpenAI und Erfinder der KI-Software ChatGPT, nimmt an der Technische Universität München (TUM) an einer Podiumsdiskussion teil. Eine Reihe führender Experten für Künstliche Intelligenz sieht in der Technologie eine potenzielle Gefahr für die Menschheit und hat dazu aufgerufen, die Risiken ernst zu nehmen.

Sam Altman, CEO von OpenAI und Erfinder der KI-Software ChatGPT

KI-Forschende warnen vor dem Ende der Menschheit. Das sollte man ernst nehmen. Uneigennützig ist ihre Mahnung allerdings nicht.

Als in der Wüste von New Mexico im Juli 1945 die erste Atombombe gezündet wurde, musste Robert Oppenheimer an einen Satz aus dem hinduistischen Gedicht „Bhagavad Gita“ denken: „Jetzt bin ich der Tod geworden, der Zerstörer der Welten.“

So erzählte es der Leiter des Manhattan-Projekts jedenfalls 20 Jahre später in einem Interview mit dem amerikanischen Fernsehsender NBC. Und vielleicht schwang in seiner Erzählung ja auch eine Art morbider Stolz mit.

Als sich jetzt Hunderte von Expertinnen und Experten für Künstliche Intelligenz mit einem knappen Statement an die Weltöffentlichkeit wandten, konnte man wiederum an Oppenheimer und sein „Zerstörer der Welten“-Zitat denken.

„Die Minderung des Risikos des Aussterbens durch KI sollte neben anderen Risiken von gesellschaftlichem Ausmaß wie Pandemien und Atomkrieg eine globale Priorität sein“, so lautet der kurze, aber gewaltig widerhallende Satz.

Warum forscht OpenAI-Chef Sam Altman weiter, wenn er das Risiko kennt?

Unterschrieben von genau denjenigen, die für dieses Risiko verantwortlich sind, darunter auch Sam Altman, der CEO des ChatGPT-Entwicklers OpenAI.

Es besteht kein Grund, diese Mahnung nicht ernst zu nehmen, kaum jemand zweifelt noch an der Atombomben-ähnlichen Zäsur, die KI für die Menschheitsgeschichte bedeutet. Aber seltsam ist sie doch. Klingt sie nicht ein wenig anmaßend, ein bisschen zu sehr nach dem Stolz des Verursachers?

Wie ein Kleinkind, das die Küche verwüstet hat und das Ergebnis nun lachend seinen Eltern präsentiert: Seht euch das Chaos an, das ich angerichtet habe!

Freilich sind Sam Altman und Co der Kinderstube längst entwachsen, was man auch daran erkennen kann, dass Kinder ihr zerstörerisches Werk nach der ersten Schelte in der Regel nicht wiederaufnehmen, die Entwicklung maschinell lernender Programme jedoch ungebremst weitergeht, obwohl ein Großteil der Forschenden die Abschaffung der Menschheit durch Künstliche Intelligenz zumindest nicht ausschließen möchte.

Warum also diese Mahnung? Der apokalyptische Satz verfolgt ein simples strategisches Ziel: Wer sich an die Spitze von Regulierungsforderungen setzt, der kann hinterher auch deren Bedingungen diktieren.