Eine starke Reunion: Für ihre Aufnahme in die Rock and Roll Hall of Fame haben Annie Lennox und Dave Stewart am vergangenen Samstag noch einmal als Eurythmics die Bühne betreten. Bei der diesjährigen Zeremonie gehörte das Duo, das in den 1980er Jahren große Erfolge feierte, zu einer Reihe von Künstlern, die entweder in diesem Jahrzehnt groß rauskamen oder große Hits hatten.
Rock and Roll Hall of Fame 2022 Von Eurythmics über Eminem bis hin zu Duran Duran: Das sind die neuen Mitglieder
So wurden auch die erfolgreichste Rocksängerin der 80er Jahre, Pat Benatar („Love Is a Battlefield“), die New-Wave-Pioniere Duran Duran („Wild Boys“) und Soul-Sänger Lionel Richie („Hello“) in die Hall of Fame aufgenommen. Auch Dolly Parton, die bereits seit den 1960er Jahren eine der erfolgreichsten Country-Sängerinnen ist, hatte in den 1980er Jahren einige große Pop-Hits, so „Islands in the Stream“ mit Kenny Rogers im Duett. Außerdem wurde die Singer-Songwriterin Carly Simon („You’re so Vain“) aufgenommen, die in den 80ern mit dem Oscar ausgezeichnet wurde.
Eurythmics: New-Wave-Duo feiert Reunion für einen Abend
Die Eurythmics wurden mit einer Laudatio von U2-Gitarrist The Edge auf die Bühne gebeten. Danach präsentierten sie dem Publikum drei ihrer bekanntesten Songs. Mit „Would I Lie to You?“ aus dem 1985er Album „Be Yourself Tonight“ und dem 1986er Titel „Missionary Man“ waren das zwei ihrer rockigsten Lieder. Danach schlossen sie ihre triumphale Reunion mit dem Welthit „Sweet Dreams (Are Made of This)“ aus dem gleichnamigen Album von 1983 ab. Die beiden treten nur noch zu besonderen Anlässen auf. Ihr letztes gemeinsames Album „Peace“ erschien 1999.
Duran Duran: Krebserkrankung überschattet Zeremonie
Die Aufnahme von Duran Duran in die Rock and Roll Hall of Fame wurde von der Nachricht überschattet, dass das ehemalige Bandmitglied Andy Taylor (61) unheilbar an Prostatakrebs erkrankt sei. Frontmann Simon Le Bon las einen offenen Brief vor, in dem er mitteilte, dass er „verdammt froh sei, den Tag zu erleben“, an dem es Duran Duran in die Hall of Fame schaffen. Taylor hatte die Band nach Streitigkeiten 2006 verlassen. Duran Duran, New-Wave-Pioniere und eine der erfolgreichsten Bands der 1980er Jahre, spielten im Anschluss ein Medley ihrer Songs „Girls On Film“, „Hungry Like The Wolf“ und „Ordinary World“.
Pat Benatar: Rock-Legende und feministische Ikone
Sheryl Crow begrüßte Pat Benatar und deren Ehemann Nick Geraldo in der Rock and Roll Hall of Fame und bezeichnete die Rocksängerin als „völlig individuell und absolut wiedererkennbar.“ Sie fügte hinzu, dass der Klang, den Benatar und Giraldo zusammen erzeugten, einfach „unmöglich zu replizieren“ sei und nannte Benatar eine feministische Ikone. Nachdem sie viele ihrer bekanntesten Songs genannt hatte, fügte Crow hinzu: „Ich glaube, ich kann jeden dieser Songs singen.“ Zu diesen Liedern gehören Hits wie „Hit Me with Your Best Shot“ sowie die auch in Deutschland in den Charts platzierten „Love Is a Battlefield“ und „We Belong“.
Carly Simon: „Demütig, schockiert und stolz“
Ebenso nicht anwesend war die Carly Simon, die in der Singer-Songwriter-Bewegung der 1970er Jahre mit Hits wie „You’re So Vain“ zu einer der wichtigsten Sängerinnen ihrer Generation aufstieg. Sie hat vor kurzem beide Schwestern in derselben Woche durch Krebs verloren und nahm nicht an der Zeremonie in Los Angeles teil. Stattdessen teilte sie eine schriftliche Botschaft von ihrem Haus in Martha's Vineyard mit: „Ich bin demütig, schockiert, stolz, übererfüllt, unterqualifiziert und einzigartig dankbar gegenüber allen, ohne die ich wirklich nicht hier sein könnte.“ Der Brief wurde von Sara Bareilles verlesen, die auch Simons James-Bond-Titel „Nobody Does It Better“ vortrug.
Eminem: Aufnahme in die „Hall of Fame“ nach 50. Geburtstag
Nur wenige Rapper haben bislang der Einzug in die Rock and Roll Hall of Fame geschafft, darunter 2Pac oder The Notorious B.I.G, die Eminem beide in seiner Rede erwähnte: „Ich bin ein Schulabbrecher mit Hip-Hop-Ausbildung und das waren meine Lehrer. Es ist ihre Nacht, ebenso wie meine.“ Bei der Zeremonie sang Eminem, der kürzlich seinen 50. Geburtstag feierte, zusammen mit Steven Tyler von Aerosmith (dessen „Dream On“ in dem Eminem-Hit gesampelt wurde), „Sing For The Moment“ und zusammen mit Ed Sheeran „Stan“.
Dolly Parton: „Ich bin jetzt ein Rockstar!“
Dolly Parton hatte ihre Aufnahme zunächst freundlich abgelehnt, dann aber doch zugesagt. „Dies ist ein ganz besonderer Abend für mich“, sagte die Country-Legende. „Als sie sagten, sie würden mich in die Rock and Roll Hall of Fame aufnehmen, hatte ich nicht das Gefühl, dass ich genug getan hatte, um das zu verdienen. Und ich habe damals nicht verstanden, dass es um mehr als das geht.“ Später sang sie mit Rob Halford von Judas Priest ihren Klassiker „Jolene“ und sagte humorvoll wie immer: „Ich bin jetzt ein Rockstar!“
Lionel Richie: „Rock'n'Roll hat keine Farbe“
Der 73-jährige Lionel Richie, einst ein Teil der Funk-Band Commodores, deren Welthit „Easy“ er mit der Unterstützung von Dave Grohl (Foo Fighters) sang, wurde für seine facettenreiche Karriere zwischen Soul, Funk, Pop oder Country in die Rock and Rock Hall of Fame aufgenommen. Daneben sang er auch seine Evergreens „Hello“ und „All Night Long“. In seiner Rede sprach Richie über seine Erfahrungen als schwarzer Künstler in der Musikindustrie und kam zu dem Schluss, dass „Rock'n'Roll keine Farbe ist – es ist ein Gefühl, es ist ein Vibe... und wenn wir diesen Vibe durchkommen lassen, wird dieser Raum wachsen und wachsen und wachsen.“
Weitere Ehrungen für bedeutende Persönlichkeiten
Neben den Aufnahmen in der Künstlerkategorie wurden noch weitere Persönlichkeiten des Musikgeschäfts geehrt. Die Heavy-Metal-Band Judas Priest und das R&B-Produzentenduo Jimmy Jam & Terry Lewis wurden mit dem „Musical Excellence Award“ ausgezeichnet. Harry Belafonte und Elizabeth Cotten erhielten den „Early Influence Award“. Gleichzeitig erhielten der Musikproduzent Jimmy Iovine, der Medienanwalt Allen Grubman und Label-Chefin Sylvia Robinson den „Ahmet Ertegun Award“ für „nicht auftretende“ Musikschaffende, die die Rock'n'Roll-Musik beeinflusst haben. Im Falle der 2011 gestorbenen Robinson eine interessante Auszeichnung, denn die Hip-Hop-Pionierin war auch als Sängerin und Songschreiberin erfolgreich.