Frauke Petry beschuldigt einen gestandenen RTL-Reporter, Fake News über sie zu verbreiten. Der „Explosiv“-Moderator räumt Fehler ein.
„Gegen Guidelines verstoßen“RTL nimmt Reporter nach Vorwürfen vorerst vom Sender
Ein Beitrag des im Boulevardmagazin „Explosiv Weekend“ schlägt knapp zwei Wochen nach der Erstausstrahlung hohe Wellen. Im Fokus steht dabei Reporter Maurice Gajda, den die ehemalige AfD-Politikerin Frauke Petry beschuldigt, falsche Tatsachen über sie zu verbreiten.
Es geht um eine kurze Sequenz aus einem Beitrag, in dem Maurice Gajda den Musiker Trong Hieu Ngyuen trifft und diesen mit Aussagen der ehemaligen AfD-Spitzenpolitikerin Frauke Petry konfrontiert. Petry soll auf Twitter über Trong Hieu Ngyuen nach dessen Teilnahme am deutschen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest geschrieben haben: „Ich glaube, kein normaler Deutscher will einen rosa gefärbten Asiaten beim ESC sehen.“
Frauke Petry erhebt schwere Vorwürfe gegen RTL-Reporter Maurice Gajda
Auf den Tweet hätten ihn damals Freunde aufmerksam gemacht, erzählt der langjährige RTL-Reporter und untermauert seine Aussage damit, dass er einen vermeintlichen Screenshot präsentiert. Dieser Tweet sei inzwischen gelöscht worden, so Gajda. Ein Begleiter von Trong kommentiert dann: „Mir fallen sehr viele Beleidigungen ihr gegenüber ein, die ich jetzt nicht nennen werde.“
Der kurze Ausschnitt des Beitrags blieb zunächst weitgehend unbeachtet, bis sich Frauke Petry selbst am Dienstag (15. August) in den sozialen Medien dazu äußerte. Die ehemalige AfD-Parteivorsitzende teilte den Clip auf X, das bis vor kurzem noch Twitter hieß, und erhob den Vorwurf, RTL hätte sich den Tweet nur ausgedacht und von einem Grafiker bauen lassen. „Das ist Fake“, so Petry.
RTL räumt im Fall Frauke Petry Fehler ein: „Journalistische Guidelines“ missachtet
Am Mittwoch nun die Überraschung: RTL räumt tatsächlich ein, dass es sich bei dem gezeigten vermeintlichen Screenshot nicht um den Original-Tweet, sondern um ein täuschend echt Replica handelt, angefertigt von einem Grafiker. Das berichtet das Medienportal DWDL.
Das Problem für den Kölner Sender: Aufgrund der Vorwürfe muss RTL nun erst einmal beweisen, dass Petry den Tweet tatsächlich so wie nachgebaut abgesetzt hat. Einen Original-Screenshot jedenfalls scheint der Sender bislang nicht vorlegen zu können. Maurice Gajda beharrt laut dem Medienportal DWDL zufolge auf seiner Version, Petry habe den Tweet damals so abgesetzt.
Maurice Gajda verbürgt sich dafür, dass Frauke Petry Tweet abgesetzt habe
Freunde hätten ihm damals den entsprechenden Link – der jetzt ins Leere führe – zugeschickt. Dies wolle er auch eidesstattlich versichern. Auch RTL teilt mit, der Reporter habe den „Tweet im März gesehen und wortgetreu notiert. Er verbürgt sich dafür.“
Dass sich Frauke Petry in besagtem Monat zu Auftritten beim ESC-Vorentscheid beleidigend äußerte, ist indes unstrittig. „Kann mir nicht vorstellen, dass normale Bürger von diesen pinken Herren ‚vertreten‘ werden wollen“, schrieb sie damals, gemeint war die spätere Sieger-Band Lord of the Lost. Petry löschte den Beitrag später. Bezog der RTL-Reporter womöglich diesen Beitrag auf Trong und zitierte ihn nun falsch? Petry glaubt jedenfalls an eine Kampagne, sie äußert in rechtspopulistischen Medien den Verdacht, es gehe dem Privatsender nur darum, ihren Ruf zu zerstören.
RTL nimmt „Explosiv“-Moderator Maurice Gajda vorerst vom Sender
Für den Maurice Gajda hat der Vorfall nun in jedem Fall Folgen. „Die grafische Umsetzung des Twitter-Profils von Frauke Petry verstößt (…) gegen unsere journalistischen Guidelines“, erklärt der Sender, der sich dafür entschuldigt.
Bis Klarheit im Fall herrsche, wird Maurice Gajda, der in dieser Woche eigentlich „Explosiv“ moderieren sollte, nicht mehr bei RTL zu sehen sein, erklärte eine Sendersprecherin am Mittwoch DWDL. „Wir setzen die Zusammenarbeit mit Maurice Gajda bis auf Weiteres aus, bis die im Raum stehenden Vorwürfe geklärt sind“, zitiert das Branchenportal die RTL-Sprecherin.
Maurice Gajda räumt Fehler ein
Der Reporter räumt einen Fehler ein. „Meiner journalistischen Sorgfaltspflicht bin ich in diesem Fall nicht nachgekommen. Ganz unabhängig davon wie diffamierend und beleidigend der Inhalt der Nachricht von Frauke Petry auch war“, so Gajda in einem Statement gegenüber DWDL.
Gajda arbeitet seit 2019 für den Kölner Sender RTL und ergänzte das Moderatorenteam des Morgenmagazins „Guten Morgen Deutschland“ bis zu dessen Absetzung im Februar 2022. Seit Oktober 2019 moderiert Gajda vertretungsweise das werktägliche RTL-Magazin „Explosiv – Das Magazin“. (pst)