Nach der Fusion der Kölner TV-Gruppe RTL mit Gruner+Jahr beim Bertelsmann-Konzern kursieren Spekulationen zu einem Stellenabbau.
RTL und Gruner+JahrAngestellte befürchten Stellenabbau bei Bertelsmann-Medien
Seit Wochen gibt es Spekulationen und Berichte über die Zukunft von RTL und die früheren Gruner+Jahr-Zeitschriften. Nun bekamen am Donnerstagnachmittag, 2. Februar, alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von RTL Deutschland eine Einladung für ein Informationsmeeting am kommenden Dienstag, 7. Februar. Das bestätigt ein Sprecher RTL Deutschland dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Dienstag will das Management informieren
An dem Termin wolle die Geschäftsführung, laut Einladung, „über die weiteren Schritte bei Project ONE“ informieren. Worum es genau gehen soll, dazu will RTL keine weiteren Informationen geben und bittet um „Verständnis dafür, dass wir uns im Vorfeld nicht zu Spekulationen über einzelne Titel oder Maßnahmen äußern“, so der Sprecher. Ergebnisse des Meetings wolle man anschließend kommunizieren.
Vermutet wird aber mehreren Medienberichten zufolge, dass es vor allem um die Zukunft der Gruner+Jahr-Zeitschriften und einen möglichen Stellenabbau gehen soll.
So schreibt das Medienmagazin DWDL: „Gespeist ist all das von der Sorge, dass sich die Bertelsmann-Tochter RTL Deutschland im Zuge einer „Portfolio-Analyse“ von einem oder mehreren der bisherigen Medienmarken trennen könnte. Bekannt wurde diese nachdem Thomas Rabe im August vergangenen Jahres den früheren Gruner+Jahr-Manager Stephan Schäfer vom Posten des Co-CEO bei RTL Deutschland entfernte, die Aufgabe selbst übernahm und angesichts düsterer wirtschaftlicher Rahmenbedingungen auf Profitabilität pochte.“
Vermutungen über einen Stellenabbau bei RTL und Bertelsmann
Auch die Süddeutsche Zeitung berichtet: „Am Dienstag nun soll im Auditorium des Hamburger Verlagshauses nur 15 Minuten gesprochen werden. ‚Insofern weiß man, was das ist‘, meint eine der geladenen Führungskräfte: ‚Deadline-Day‘. Dass nur eine Viertelstunde gesprochen werden soll, sei für Präsenztermine dieser Art ‚ungewöhnlich‘: ‚Da gibt es dann nicht einmal Zeit für Nachfragen.‘“
Der Branchendienst Meedia schreibt: „Erwartet wird, dass Rabe konkret die Titel benennt, die im TV-Konzern verbleiben sollen. Von einem möglichen Ausverkauf des Magazinportfolios ausgeschlossen sind bereits alle Zeitschriften der Deutschen Medienmanufaktur, einen Joint Venture von RTL und dem Landwirtschaftsverlag Münster.“ Der mögliche Ausverkauf habe personelle Folgen, heißt es weiter. An vielen Schnittstellen benötige RTL wohl weniger Personal. „Im Gespräch sind Zahlen von 200 bis 300 Beschäftigten.“
Seit Gruner + Jahr-Übernahme: Stimmung bei RTL in Köln ist angespannt
Diese Zahl konnte ein Kontakt der RTL-Gruppe dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ nicht bestätigen. Die Stimmung bei den Angestellten von RTL Deutschland in Köln sei aber schon seit der Übernahme von Gruner + Jahr mehr als angespannt. Die zahlreichen Führungswechsel und Umstrukturierungen sorgen für große Unruhe. In vielen Abteilungen und Sendern der Gruppe fragen sich die RTL-Mitarbeiter seither, wie es für sie weitergeht.
Man hatte sich 2021 bereits von rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern getrennt, damals allerdings durch lukrative Angebote für Wechselwillige und Vorruhestandsregelungen. Auch viele, die schon lange im Unternehmen sind, haben die Gewissheit verloren, dass RTL Deutschland ein sicherer Arbeitgeber ist.
Beschäftigte von „Stern“, „Geo“, „Brigitte“ oder „Essen&Trinken“ sind zuletzt auf die Straße gegangen, um für die journalistischen Arbeitsplätze kämpfen. Nun reagiert auch Deutsche Journalisten-Verband (DJV) auf Berichte über einen Stellenabbau.
Deutscher Journalisten-Verband warnt vor Kündigung qualifizierter Journalistinnen und Journalisten
Die Führung des Unternehmens solle alle journalistischen Arbeitsplätze beim Privatsender RTL und bei den früheren Gruner+Jahr-Zeitschriften erhalten.
„Auf den Fehler, die Traditionsmarke Gruner+Jahr zu streichen, darf jetzt nicht auch noch die Streichung qualifizierter journalistischer Arbeitsplätze folgen“, sagte der DJV-Bundesvorsitzende Frank Überall am Freitag in Berlin. Die Journalistengewerkschaft reagierte mit der Forderung auf Berichte, nach denen ein Stellenabbau in dreistelliger Höhe drohe.
Die Personalstärke der Redaktionen beim Sender RTL wie bei den Zeitschriftentiteln müsse ungekürzt erhalten bleiben, so der DJV. „Sonst droht ein schleichender journalistischer Qualitätsverlust“, sagte Überall und drängte auf eine umfassende Klärung. „Die seit Monaten andauernde Hängepartie ist den Kolleginnen und Kollegen nicht länger zuzumuten.“
2021 kam es zur Fusion der Kölner TV-Gruppe RTL mit dem Hamburger Magazinverlag Gruner+Jahr beim Bertelsmann-Konzern. Im September 2022 wurden Pläne öffentlich, nach denen einige der von G+J mit in die Medienehe gebrachten Print-Magazine zur Disposition stehen. Verkaufsgespräche wurden von RTL und Bertelsmann bislang dementiert, Fragen zur Belegschaft wurden nicht beantwortet. Offiziell läuft eine „Portfolio-Analyse“. Diese solle über die Zukunft der einzelnen Titel und Redaktionen entscheiden. (mit kna)